Re: R’n’B: damals – heute

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minos

Registriert seit: 02.06.2008

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Ich muss zugeben: ich bin sehr irritiert. Zum ersten Mal war ich es, als ich sah, wer mittlerweile so alles unter R’n’B rangiert. Zunächst hielt ich es für einen Trick der Plattenindustrie, bestimmte Mainstream-Musik einem Genre unterzuordnen, zu dem sie eigendlich nicht gehört, nur um sie anspruchsvoller erscheinen zu lassen

Aber offenbar scheint das alles doch kein (schlechter) Marketing-Gag zu sein, wie u.a. auch diese Diskussion hier zeigt?!

Ich war (als Laie!) immer in dem Glauben, das R’n’B schnellere, rhythmusbetonte Musik ist, die auf dem Bluesschema basieren muss (12-Takter hin oder her, auf jedenfall nur Tonica, Subdominante und Dominante). Diese Musik verbreitete sich inden 40er m. W. zunehmens (auch vorher, besonders, wenn man Boogie Woogie dazurechnet gibt es vergleichbare Sachen) und bildete die Hauptbasis für den (klassischen!) Rock’n’Roll der 50er. Wobei nach meinem Verständnis Rock’n’Roll im Grunde nur schneller, in den 50ern populärer R’n’B ist, teilweise auch mit „weißen“ Elementen (Country bzw. Hillbilly) vermischt. Auch in den 60ern und (frühen) 70er entstaden eine Reihe von bekanteren R’n’B-Stücken, sowohl von Weißen als auch von Farbigen. Die Rolling Stones wurden in dem Zusammenhang ja schon genannt.
Gewisse Schwierigkeiten habe ich zugegeben manchmal, Blues und langsamen R’n’B voneinander abzugrenzen. Auch schnelleren Bluesrock von R’n’B.

So habe ich R’n’B als Laie(!) immer verstanden. Und demzufolge tue ich mich extrem schwer, zu begreifen, warum z.B. eine Beyonce (oder wie sie heißt) als aufstrebende R’n’B-Sängerin gilt. Das, was ich mir mal testhalber von ihr angehört habe (ich kannte tatsächlich kein einziges Stück von ihr), was alles, nur kein R’n’B, so wie ich ihn immer ausgelegt habe. Verschiedene Rhythmen (die teils die Stücke totprügeln), nur nichts im Bluesschema, einiges ist Rap-artig. DAS soll moderner R’n’B sein? Warum wird dann nicht auch gleich noch Techno mit unter R’n’B subsumiert? Ich hätte ja kein sooo großes Problem, wenn Bluesrock, bluesbasierender Hardrock und Rock’n’Roll (zu dem sind die Grenzen eh fließend) als R’n’B bezeichnet würden. Bei vielen aktuellen Sachen, die unter R&B verkauft werden, streuben sich mir dagegen sämtliche Nackenhaare. Da ist einfach nichts, was auch nur entfernt an Blues (nur Tonica, Subdominante, Dominante) erinnert.

Ich muss wohl umlernen. Wenn R’n’B nur eine Sammelbezeichnung für „schwarze“ Musik, die nicht Jazz ist, darstellt, lassen sich zugegeben auch Rap/Hiphop u.v.a. darunter einordnen.

ABER – Ich stelle mir grade die Frage, wann diese sehr großzügige Auslegung entstanden ist? M. W. ist der Ausdruck „Rythem and Blues“ in den 40ern aufgekommen? Könnte man unter R’n’B dann nicht doch eher nur für diese Musik (und deren Weiterentwicklungen) anwenden? Leider bin ich zu schlecht informiert, was in der schwarzen Musik der 40er außer Blues und das, von dem ich immer ausging, es sei (klassischer) R’n’B, noch vorherrschte. Aber wenn man das als Ausgangspunkt nähme, wären alle neueren Musikrichtungen dann doch kein R’n’B – oder sehe ich das falsch?

Bitte um Aufklärung!

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