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Standing Ovations für Bob Dylan in Hamburg
25.10.2005
Ein Mann
ohne Gitarre
Von Michael Best
Bob Dylan ohne Gitarre – das ist wie… Tja, wie? Jedenfalls ist es möglich. Am Montagabend in Hamburg zum Auftakt seiner Deutschland-Tour überrascht der Altmeister seine Fans und überlässt die sonst so berühmten Gitarrensoli seiner Band. Dylan, der sich in seiner langen Karriere so oft selbst neu erfand und seine Richtung wechselte, also wieder einmal anders. Doch ansonsten ist er der, auf den die 3500 Fans im Congress Centrum der Hansestadt gewartet haben. Das Konzert ist restlos ausverkauft. Eine Musiker-Legende, die auch mit 64 Jahren noch Häuser füllt und für die sogar viel Jüngere lange Wege auf sich nehmen, als jene, die selbst mit dem «Mythos Dylan» groß wurden.
Mit «Maggie’s Farm» steigt Dylan ein in den Abend, wie fast immer. Und mit «Maggie’s Farm» springt der Funke über. Bei «Tell Me That It Isn’t True» greift der Meister erstmals zur Mundharmonika, lässt mit dem Blues durch die Halle einen Hauch alter Zeiten wehen – so wollen die Fans ihn haben. Sie quittieren es jedes Mal mit tosendem Beifall. Spätestens bei der groovenden Gitarre zu «I’ll Be Your Baby Tonight» aber merken die Fans, wie schwierig es ist, wenn man sitzen bleiben muss.
Nicht anders bei «Watching The River Flow», dem schnellen «Tweedle Dee & Tweedle Dum» oder «You Ain’t Goin‘ Nowhere». Dylan nicht als Stehkonzert, sondern in einem Saal mit fester Bestuhlung. Das ist neu für Hamburg, wo der Meister in den vergangenen Jahren Tausende openair, in großen Hallen oder in die angesagten Musikclubs auf der Reeperbahn lockte. Dylan lässt es zudem fast gemächlich angehen an diesem Abend, mit langsamen Stücken und walzendem Blues.
Das wundert manchen bei diesem Tour-Auftakt. Denn in den Hamburger Konzerten 2000, 2002 und 2003 riss Dylan die Fans vom ersten Akkord an mit in einem Tempo, das atemberaubend war. «Er ist eben jedes Mal anders», sagt ein weiblicher Fan. Dylan ganz in Schwarz, schnörkellos spielend und ohne große Inszenierungen – das ist wie immer. Ins Auge stechend dagegen ist die Perfektion und die Routine, mit der er die Show inszeniert. Doch die Stimme kommt rau und hart wie eh und je, bei seinem berühmten Sprechgesang ist Dylan unverkennbar der Alte. Erst in der zweiten Hälfte steigert er das Tempo, jagen sich schließlich rasant die Soli seiner exzellenten Band.
Wie gewohnt spielen Tony Garnier den Bass und George Recile das Schlagzeug. Neu hingegen sind dieses Mal Stu Kimball (Sologitarre), Denny Freeman (Gitarre) und Donnie Herron (Geige, Banjo, Slide-Gitarre, Zither). Am Ende schließlich, nach anderthalb Stunden ohne Pause, toben 3500 Fans vor Begeisterung. Bei Standing Ovations geht Dylan von der Bühne. Doch nur, um sich minutenlang zu den obligaten Zugaben bitten zu lassen. Denn alle wissen: Da kommt noch was.
Bei «Don’t Think Twice, It’s All Right» greift der Meister noch einmal zur Mundharmonika. Doch die unbestrittene Krönung ist schließlich «All Along The Watchtower». Und Dylan und seine Band spielen es mit allem, was der Titel hergibt. «Allein deswegen hätte sich der Abend schon gelohnt», sagt ein Fan. Bob Dylan ohne Gitarre – das ist wie… Tja, wie? Das ist Dylan at its best. In diesem Falle fast schon zu gut, zu perfekt.
Weitere deutsche Stationen der «2005 Fall European Tour» sind nach Hamburg Berlin (25.10.), Hannover (26.10.), Oberhausen (29.10.), Wetzlar (30.10.), Erfurt (6.11.) und München (8.11.).
Quelle: Die Linkszeitung
bin gespannt was Wetzlar bringt..
@ Hamburger Konzertgänger
Wie war Blind Willie McTell ???
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