Re: Jazz For "Beginners"

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sonic-juice
Moderator

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Letztlich halte ich das planmäßige, chrono- oder sonstwie -logische Vorgehen beim Jazz für genauso theoretischakademischüberflüssig wie beim Pop oder in der Klassik. Eine natürlich gewachsene Sammlung von mehr oder weniger zufälligen Funden ist liebenswerter und lebensnäher als jede angelernte Klassikersammlung (jaja, die alte Diskussion, ich weiß).

Wenn man auf irgendwelchen Umwegen (Plattenbörsenschnäppchenetc.) ein vermeintlich wenigwichtiges Nebenwerk von Davis kennen- und schätzengelernt hat, kann man auch einstweilen auf Kind Of Blue verzichten – und wird seine eigene Entdeckung vielleicht immmer mehr lieben als die Referenzwerke.

Insofern würde ich sagen: nach Gusto einfach rein ins Getümel. Platten, die primär über den Verstand erschlossen werden müssen, halte ich in der Tat nicht für die wichtigen. Jedenfalls habe ich selbst keine Lieblingsplatte, die mir erst durch das Wissen um den theoretischen Hintergrund ans Herz gewachsen ist. Und die Frage, wie „zugänglich“ etwas ist, ist kaum zu beantworten und birgt immer die Gefahr, ins Überhebliche und Pseudoelitäre abzudriften („DAS ist noch nichts für Dich! Fang erstmal damit an…“). Selbst Dolphy´s out to lunch kann zB wegen seiner durchgeknallten Rythmik einen Jazzneuling spontan umhauen, ohne dass er eine FreeJazz-Vorlesung gehört haben müsste.

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I like to move it, move it Ya like to (move it)