Re: Netlabels

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klienicum

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heute bekommt 12rec.net saures…

independent CDR & netlabel

künstler teils unterschiedlichster gattung lassen sich hier finden. doch hervorstechend ist die sinnsuche im elektronischen bereich experimenteller musik. hier sind die grenzen – für den unerfahrenen – weit gezogen. und man darf ins grenzland schauen…
lassen es yokälast darauf ankommen, den hörer vollständig zu verwirren, greifen fuellsand und m. grund schon mal die ausgestreckte hand des hörers, um sie alsbald fallen zu lassen – zu eigen, zu präzise am morbiden willen. tupolev suchen deutlich im abstrakten ein zuhause und offerieren doch ihre stärken dort, wo sie gefällig klingen.
manches scheint hier ziellos, irre und hat trotz allem eine wirkung (klar!).
außer der ordnung: giraffe. das ist eher homerecording a la nick drake: gitarre, mißmut und gesang. und schön, aber eben eine völlig anderer teil der bereits beschriebenen dressur.
wer 12rec. sagt, muss aber auch sichtbeton sagen. ist die „3bit pankow ep“ noch beatssuche, findet „sichtbeton“ auf albumlänge worte, sätze und reime, findet dort statt, wo die stadt beginnt.
einige weitere anmerkungen seien erlaubt:

releasenummer / interpret (album/ep) / bewertung

009 yokölast (*1/2)
– sinnierende, sonore beats, helle melodische spielereien
– verstörend, den hauptlauf beginnender rhythmusschläge zerstörend
– facettenreich, aber nicht ausreichend für wirkliches hörvergnügen
– vieles begonnene wird just gebrochen
– titel vier sondert sich deutlich hin zu melodie und lebendiger akkordfolge ab

010 sichtbeton: „sichtbeton“ (**1/2)
– die textur über dem klang
– sehr, sehr ambitioniert
– staubtrockener beat, fleißige fiedeln, reime
– die texte, na ja sind texte
– hip hop

012 fuellsand: the days are just packed ep (*)
– experimentelle elektronische musik
– mehr klang-, denn musische erlebniswelt
– kreativ allemal, aber nichts, was sofort ins ohr geht
– fraglich, ob man hier von musik sprechen kann
– hier „interessant“ zu sagen, wäre wie das mittagessen von ma´m mit „nett“ abzuspeisen

013 giraffe: dusty window ep (*** – ***1/2)
– fein gesetzte gitarrenakkorde
– gedoppelte stimme
– saubere, sehr klare produktion
– läuft (ein wenig) gefahr eintönig zu werden
– das ist einfühlsame musik, die sich als balsam für den späten sonntagnachmittag ausgezeichnet eignet

016 m. grund: orangealbum (**)
– verhaltene, zögerliche technoide sounds
– nichts wirklich neues auf albumlänge
– minimaler stimmanteil

017 tupolev (**1/2)
– mollgeschwängerte ausufernde tastenfolgen
– ab track drei mischen sich gesänge und schlagwerk darunter
– der gefälligkeit wird aus dem weg gegangen, das a- melodiöse scheint ziel
– trunken, im verlauf hörbarer, deshalb 1/2 sternderl mehr

018 sichtbeton: 3bit pankow ep (**)
– keine betont lässigen beats
– augenzwinkerei
– knistern, fluffiges flöten
– verdrahtetes keybord
– texte im kreis
– ein zu wenig an ideen, die tragen

12rec.net zeigt sich als ein sehr ambitioniertes label für nischenabenteurer, die auf den märkten keine wirklichen chancen haben. denn sie thronen weit darüber. im grenzland findet jeder ein zu hause.
dieses hier ist kreativ bereitet: die internetseiten zeigen sich aufgeräumt, aber nicht sinnentleert.
die kurze und knackige vorstellung der einzelnen interpreten führt unweigerlich zu ihren produkten. die können als mp3 zügig den besitzer wechseln und im leckeren cd cover gekleidet auch noch wohlfein daherkommen.
wer will, kann schließlich auch noch das eine odere andere teil ordern.
die verlinkung zu archive.org ist klasse: so ist es möglich einzelne songs zu ziehen und auch die cover in leckerer ausführung.
meine musik ist das hier nicht unbedingt. giraffe werde ich öfter mal hören, aus den anderen geschichten mach ich mir einen mix…
vielleicht ist für EUCH auch was dabei.