Re: Frank Zappa Sticks Out !!!!

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Yellow Shark

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endlich hab ich was gefunden,
aus der tz-München.

Die Rebellen von einst sind die Klassiker von morgen. Vom Bürgerschreck auf WG-Klotür-Postern zur kultisch verehrten Komponisten-Ikone ist Frank Zappa geworden.
1979 aber, kurz bevor seine Krebskrankheit zur künstlerischen Neuorientierung führte, kurz bevor die Welt allgemein den Glauben an den Protest verlor, war Zappa noch wild. 1979 entstand „Joe’s Garage“.

Ursprünglich als Drehbuch geplant, beginnt das Stück im Stil von staatlichen Aufklärungsfilmen, die vor Drogen warnen – die bedrohliche Substanz aber, um deren Verbot es geht, ist die Musik.
Ein letzter, zotiger Rundumschlag gegen Staat, Kirche, Rockstars und deutsche Küchengeräte in drei Akten, welche zusehends aus dem anfänglichen konzeptuellen Ruder laufen. Bisher nur auf Schallplatte zu erleben, gab es jetzt erst, zehn Jahre nach Zappas Tod, die Bühnen-Weltpremiere.

Doch es geht den „Sex Without Nail Bros.“ nicht um Pflege eines Museumsstücks. Die Truppe kommt aus Wien, wo die fröhliche Subversion eine lange, lebendige Tradition hat. Und ihr Häuptling Ludwig „Wickerl“ Adam weiß bestens, was untergründiges Musik-Theater ist, er war Chef der legendären Hallucination Company (am Bass Falco); mit ihren wilden Auftritten einst auch Stammgäste und Helden der Schwabinger Szene.

Adam spielt in dem „Schmutzical“ (wie er’s nennt) auch die Rolle des „Central Scrutinizers“, des kleinen „Großen Bruders“, dessen autoritäre Stimme warnend durch die Handlung führt.
Seine Texte wurden, zum besseren Verständnis, gelungen eingedeutscht – die Songs bleiben auf Englisch, was auch aus Jugendschutzgründen besser ist.

Wie ein „wirklich billiges High-School-Schulspiel“ stellte sich Zappa sein Werk vor, und die Ur-Inszenierung bleibt diesem Credo der „Cheapness“ treu, der Ästhetik des augenzwinkernd Billigen, dem Charme von Pappendeckel und Plackafarbe.
Die Sechs-Mann-Band aber ist alles andere als ein Sparverein: Besonders Gitarrist und musikalischer Leiter Conrad Schrenk, der die Partitur akribisch von der Platte abhörte, und Drummer Sigi Meier sorgen dafür, dass ein rotzlebendiger Live-Druck rüberkommt, neben dem selbst Zappas Aufnahme etwas staubig scheint.
Die Musik ist die Hauptattraktion dieser Produktion. Und sie wirkt – mit ihrem lustvollen, viertuosen, intellektuellen Spiel mit dem Repertoire des Rock – in unseren Herrschafts-Zeiten des Reißbrett-Pops revulutionärer denn je.

Klingt sehr vielversprechend denke ich mal. Freu mich jetzt richtig drauf.
Termin: 7. November im Cirkus Krone.

:twisted:

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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102