Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Solokünstler › Hanne Hukkelberg
-
AutorBeiträge
-
Da sich ein neues Album Anfang September nähert und für das alte in diesem Forum kein Thread bestand, ist es an der Zeit, der wunderbaren 27-jährigen Norwegerin Hanne Hukkelberg hier ein wenig Platz zu widmen. Bemerkenswert breit ist das Spektrum, in dem sie sich musikalisch bisher bewegt hat. Mit drei Jahren hat sie angefangen, ein Instrument zu spielen und ist dann während ihrer Jugend durch die unterschiedlichsten musikalischen Genres getingelt: In einer Metalband (der Doom-Metal-Band Funeral) hat sie gesungen, Jazzgesang hat sie an der norwegischen Musikakademie in Oslo studiert, aufgetreten ist sie mit Jaga Jazzist und den Xploding Plastix. Sie selbst beschreibt ihre Musik, die sie derzeit macht, ironisch als „windswept eccentric pop meets dusty jazz“ und versieht die Einordnung augenzwinkernd mit einem Fragezeichen. Die Kritiken zu ihrem ersten Album „Little Things“, das 2003 erschienen ist, tun sich dementsprechend schwer mit einer Einordnung, rücken sie gesanglich gerne in die Nähe von Billie Holiday oder der für eine Skandinavierin unvermeidlichen Björk. Mit letzterer teilt sie zumindest die Lust am klanglichen Experiment, obwohl sie ansonsten stimmlich nicht allzu viel Verwandtschaft hat. Das zeigt vielleicht auch diese großartige Live-Version des Pixies-Songs „Break My Body“:
Little Things
„I was a lovely hunter / With just fingers and a palm / I’d hunt a dust through a gentle breeze / And grab it between the point and thumb / I raised a dust, started the search / The more I tried the harder it became / But when I sat down, it fell into my hand“ Was die Zeilen des ersten Tracks „Searching“ hier beschreiben, könnte gut auch die Geschichte des Albums sein. Zwei Jahre verbringt Hanne Hukkelberg damit, sich auf die Suche nach Klängen zu machen, die man den kleinen Alltagsgegenständen entlocken kann. Pfannen, Töpfe, Weingläser und Fahrradspeichen versammelt sie um sich und fügt sie zusammen zu einem harmonischen Gesamtklang mit den alteingesessenen Instrumenten, feinziselierte Songperlen entstehen, in denen man sich verlieren kann, so sehr sind sie mit einer Liebe zum kleinen Detail arrangiert. Das Alltägliche mit neuen, ein wenig träumerischen und kindlich-verspielten Augen zu sehen, ihm neue Aspekte abzugewinnen, das ist das Leitmotiv, das dem Album auch textlich zugrunde liegt. Ein Konzeptalbum in positivem Sinne.
In „Balloon“ begibt sich Hanne auf die Reise in die Lüfte, wird von einem Ballon entführt, der ihr erlaubt, die Dinge auf der langsam kleiner werdenden Erde mit anderen, distanzierteren Augen zu sehen. Auch die groß erscheinenden Dinge sind aus einer anderen Perspektive gesehen wieder klein. Spielerisch durchläuft auch der Track unerwartete Wendungen, die anfängliche Sparsamkeit wandelt sich in eine schwelgerische Üppigkeit und bleibt dabei doch immer von einer unangestrengten luftigen Leichtigkeit.Die besondere Kunst, die Hanne beherrscht, ist, all die Lust am Experiment nicht ins rein Versponnene abgleiten zu lassen. Die kleinen exzentrischen Details stehen immer im Dienst des Ganzen, sind wohlüberlegt eingesetzt und sie untermalen die kleinen Geschichten, die die Texte erzählen, manchmal fast schon naturalistisch. So meint man bei „Cast Anchor“ das Wasser, auf das Hanne tagträumend von den darin verborgenen Wunderwelten blickt, auch klanglich in der irisierenden Lap-Steel-Gitarre zu hören. Und wie bemerkenswert ist die Stimme von Hanne, die traumwandlerisch schwebend über den Klängen gebettet liegt und in keinem Moment aufgesetzt oder gekünstelt wirkt. So nimmt man ihr auch die Wandelung in den Lebemann auf dem Track „Ease“ ab, der über seine Frauengeschichten leichthin redet und sein Leben auf kleinen Lügengeschichten aufbaut.
Alles in allem ist „Little Things“ ein Kleinod von einem Album, das man langsam und mit einem Auge für kleine musikalische Entdeckungen erkunden sollte, das viel Spaß macht und das mit viel Liebe und Hingabe arrangiert ist. Wie Louis Gray im Wire vermerkte: „Little Things is rooted in the strength of an extraordinary ordinariness and that’s what makes Hukkelberg’s album so compelling.“
Ich freue mich sehr auf das neue Album und als Vorgeschmack hier noch einmal das Video zu „A Cheater’s Armoury“:
Hanne Hukkelbergs MySpace-Seite:
http://www.myspace.com/hannehukkelberghannehukkelbergHighlights von Rolling-Stone.deStudio-Magier: Die 8 besten Musikproduzenten
So klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
So arbeiteten die Beatles am „Weeping Sound“ für das White Album
So lief das erste Konzert der Rolling Stones 1962 im Marquee in London
Robert Miles und „Children“: Sanfte Rettung vor dem Auto-Tod
Wie die Beatles mit „I Want To Hold Your Hand“ Amerika eroberten
Werbungschönen einstieg hast du hier gebastelt, gg.
ich mag „little things“ auch sehr, besonders die nähe, das unmittelbare.
hukkelberg ist keine imaginäre figur, wie man es angesichts der präparierten herangehensweise ahnen könnte, sondern präsentiert sich durch direktheit und offenheit.
neben aller verspieltheit stehen gelungene songs im vordergrund.klienicumschönen einstieg hast du hier gebastelt, gg.
ich mag „little things“ auch sehr, besonders die nähe, das unmittelbare.
hukkelberg ist keine imaginäre figur, wie man es angesichts der präparierten herangehensweise ahnen könnte, sondern präsentiert sich durch direktheit und offenheit.
neben aller verspieltheit stehen gelungene songs im vordergrund.Das stimmt, das zeichnet sie aus, Ungekünsteltheit und Unmittelbarkeit und die Songs wissen zu berühren. Hanne Hukkelberg ist eine sehr talentierte Songwriterin und bei allen Klangspielereien tritt das nie in den Hintergrund, sondern wird immer gekonnt integriert und dient dem Song.
gastrisches_greinenSo meint man bei „Cast Anchor“ das Wasser, auf das Hanne tagträumend von den darin verborgenen Wunderwelten blickt, auch klanglich in der irisierenden Lap-Steel-Gitarre zu hören.
Stimmt. Auf dieses Detail hatte ich bisher noch gar nicht geachtet. Sehr schön beschrieben, wie überhaupt deine Ausführungen zu dieser entdeckenswerten Sängerin. „Little things“ gefällt mir jedenfalls auch sehr.
--
Wake up! It`s t-shirt weather.Großartige, verspielte Künstlerin. Kann man das Video irgendwo runterladen?
--
NatsumeGroßartige, verspielte Künstlerin. Kann man das Video irgendwo runterladen?
Versuch es mal hier: http://dekku.blogspot.com/2006/08/hanne-hukkelberg-cheaters-armoury.html
@observer: Vielen Dank! Schön, daß „Little Things“ hier schon ein paar Freunde hat.
Auf der Homepage von Hanne Hukkelberg steht auch der genaue Releasetermin für das Album, leider nur für Norwegen:
All spring i’ve been in Propeller Studio recording my second album. As last time, i produced it together with Kåre Chr. Vestrheim. The album will be released in Norway the 4.th of September. It will be possible to buy it worldwide on internet. Later on it will be released in the rest of the world. I’m exited!
„Later on“…na, ich hoffe mal, daß es diesmal nicht so lange dauert wie beim Debut…
Auf der Seite des Labels Propeller Recordings steht noch ein wenig mehr zum Album:
Hanne has just finished her new album in Propeller studio. It is named „Rykestrasse 68“ after her half year living in Berlin. The album is truly amazing! A more orchestral and cinematic sound unfolds new sides of Hanne’s beautiful voice. All songs are written by Hanne except the dark version of Pixies „Break My Body“ featuring Daniel Warg Sanden on nyckel-harp. We hope all of Hanne’s fans will enjoy it! The album hits the Norwegian stores September 4th. Her first single off the album is called A Cheater’s Armoury. Out now!
Angekündigt wird auch eine Europatournee:
Hanne is touring Europe on and off bringing along four very gifted musicians with an unusual mix of instruments to give the audience an atmospheric and thrilling concert experience:
Lena Nymark; sax, backing vocal, glockenspiel and flute
Henning Sandsdalen; gitar, lap-steel and bass
Peter Baden; drums, sampling, bicycle wheel
Kåre Chr. Vestrheim; keyboards, banjo and accordionIch konnte nicht mehr warten, bis das Leaf-Label das neue Album auch in unseren Breiten vertreibt und habe mir „Rykestrasse 68“ heute im i-Tunes-Store heruntergeladen. Demnächst mehr zu meinen Eindrücken, aber hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack. „The Northwind“ ist von der Instrumentierung recht üppig, wie überhaupt das ganze Album wesentlich dicker aufträgt als „Little Things“.
Die Tracklist des Albums:
1. Berlin (5:13)
2. Cheater’s Armoury (3:39)
3. The Pirate (4:36)
4. Fourteen (4:10)
5. The Northwind (4:00)
6. Obelix (3:09)
7. Break My Body (4:05)
8. Ticking Bomb (4:58)
9. Pynt (5:17)Bin von dem neuen Album recht angetan, wenn es vielleicht auch nicht die Originalität und den Einfallsreichtum des Debuts hat. Es ist insgesamt, wie die Single ja bereits vermuten lies, wesentlich konventioneller und eingängiger geworden, was aber gar kein wirklicher Einwand ist. Na ja, wollte eigentlich nur nochmal den Thread nach oben holen… Näheres zu „Rykestrasse 68“ demnächst…
Und doch gibt es so vieles, das „Rykestrasse“ mit „Little Things“ gemein hat. Diese Liebe, mit der die einzelnen Stücke arrangiert sind, so daß man unendlich in ihnen herumstöbern kann wie in kleinen Kramkästchen, die randvoll angefüllt sind mit den seltsamsten und wunderbarsten kleinen Dingen, und man immer wieder etwas entdeckt, das einem noch nicht aufgefallen ist… Merkt man, daß ich mich gerade verliebe? Ganz wundervolles, schönes, verträumtes, cleveres, vielschichtiges, wandlungsvolles, vertracktes, verzauberndes, in den Bann ziehendes Album… Mensch, Leaf, mach mal hin! Wird Zeit, daß diese Perle auch jenseits der norwegischen Breiten erscheint!
Youtube versammelt ein paar Liveaufnahmen von Hanne Hukkelberg, die leider alle von der Klangqualität nicht so berühmt sind. Hier ist eine 8-minüige Version des Stückes „Balloon“.
http://www.youtube.com/watch?v=2DltvQcGWNs&mode=related&search=
gastrisches_greinenBin von dem neuen Album recht angetan, wenn es vielleicht auch nicht die Originalität und den Einfallsreichtum des Debuts hat.
Ich revidiere hiermit aufs entschiedenste meine in diesem Satz getätigte unhaltbare Äußerung! „Rykestrasse“ ist vielleicht sogar noch ein Quentchen vielschichtiger als „Little Things“! Desto häufiger ich das Album höre, desto mehr wird es für mich zum Album des Jahres. Ich tendiere zu *****.
(gar nicht so einfach, so’nen Thread allein am Laufen zu halten:muede: )
Dann übernehme ich mal kurz:
Hab jetzt „Little Things“ 5 mal angehört. Es ist gar nicht einfach, sich an den ausgefeilten Arrangements vorbeizuschleichen.
Das Coverdesign mußte ich auch erst mit einem gewissen Abstand betrachten, um den Titel lesen zu können.
Ähnlich ging es mir mit der Musik. Mal nur den Focus auf die Stimme legen, und schon erkennt man die Melodien. Etwas Offenheit für jazzige Arrangements und Harmonien sollte man mitbringen, ist aber vielleicht nicht mal zwingend nötig.Meistens habe ich das Album in 2 Teilen angehört. Bis Balloon und dann ab Displaced (sollte vielleicht doch auf Vinyl umsteigen, gelle;-) ).
Dieser überquellende Bauchladen der Instrumentierung erfordert bei mir höchste Aufmerksamkeit, daher geb ich mir gerne eine Pause.Besonders fällt mir auf, das Hukkelberg innerhalb der Stücke gerne die Instrumente zurücknimmt, um dann mit teils neu gewählten wieder die Dynamik anzieht.
Oder der Gesangspart endet im letzten Drittel und ein instrumentaler Abschluß läßt den Song ausklingen.****1/2
Ich würde die Frau zu gerne mal live sehen.
--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoSehr schön, Tommy! Das stimmt, man braucht eine ganze Menge Aufmerksamkeit für die ausgefeilten Kompositionen. Das fällt mir auch auf dem neuen Album gesondert auf. Es gibt ein, zwei Stücke, die sofort und unaufgefordert ins Ohr gehen, wie „Cheater’s Armoury“, das man sich im ersten Post ja als Video anschauen kann. Der Rest ist dann sehr viel fordernder. Allerdings ist bei Hukkelberg nichts akademisch, trocken und kalt, sondern der Reiz liegt gerade in dieser Verspieltheit, in dieser überschäumenden Kreativität, die alles mit glühendem Leben durchzieht. Man merkt den Stücken den Spaß einer musikalischen Bastlerin an, die selbst noch einer Schreibmaschine und Fahrradspeichen Musikalität entlockt. Ihre warme und ausdrucksreiche Stimme wirkt unmittelbar mitreißend.
Bei der Besternung zu „Little Things“ bin ich ganz deiner Meinung: ****1/2.
Die Norwegen-Tour hat übrigens gerade begonnen und die ersten Konzerte waren ausverkauft. Nun weiß ich freilich nicht, wie groß die Venues gewesen sind, aber es ist davon auszugehen, daß Hanne auch bei uns nicht mehr lange ein Geheimtipp bleiben wird. Ich hoffe es zumindest. Eine Europa-Tour ist ja angekündigt und man kann vielleicht am Ende des Jahres mit Konzerten hierzulande rechnen. Ein Freund von mir hat sie in Berlin gesehen und konnte gar nicht mehr aufhören, davon begeistert zu erzählen.gastrisches_greinen
Allerdings ist bei Hukkelberg nichts akademisch, trocken und kalt, sondern der Reiz liegt gerade in dieser Verspieltheit, in dieser überschäumenden Kreativität, die alles mit glühendem Leben durchzieht.Genau! Da habe ich ja ganz unbewußt vom „überquellenden Bauchladen der Instrumentierung“ gesprochen. Und tatsächlich erscheinen die Arrangements eher als Bauch- denn als Kopfarbeit.
--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko -
Schlagwörter: Hanne Hukkelberg, Little Things, Rykestrasse 68
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.