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Also um die Materie Grateful Dead zu verstehen MUSS man Liveshows hören. Erst dort entfalteten sie ihren Sound, der auf KEINEM Studioalbum zu finden ist. Ich besitze keines der Studioalben, kenne aber einige davon vom Probehören. Die Grateful Dead sind wohl die einzige Band, die ich nur Live gut finde, im Studio wirken sie sehr begrenzt (Garcia Soloalben sind da eine Ausnahme), der Vibe entsteht da einfach nicht, sie brauchten die Bühne. Dass die Songs über allem erhaben sind steht außer Frage, jedoch ist die damalige Aufnahmeart eher suboptimal. Der Sound gefällt einfach nicht so wie bei den Liveshows. Und gerade das Sammeln dieser Shows macht den Reiz aus. Durch das Zusammenspiel aller Protagonisten jammed sich die Band in jeden Song neu hinein. Es gibt keine Show die der anderen gleicht. Die Dicks Picks sind jedoch teilweise stark überbewertet, außer die Shows der späteren 70er. Ansonsten gibt es da außerhalb der DP viel besseres. Ich empfehle da nur das grandiose Konzert im Palladium vom 6.8.71 oder jenes vom 18.2.71 im Capitol Theater.
Was auch noch für die Fans oder Interessierten wertvoll erscheint ist die große Compilation des Fillmore West aus dem Jahre 1969. Diese 11 CD´s umfassende Sammlung enthält meiner Meinung nach die besten Darkstars. Später wurde dieses Stück sehr viel mehr Freejazzlastiger oder kombiniert mit anderen Songs wie Wharf Rat, Me and My Uncle oder The Other One. In den nachfolgenden Jahren formten sie ihren Sound mehr und mehr und verließen auch aufgrund des Todes von Pigpen, den Bluespfad. Entscheidende Songs für die neue, folkrocklastige Art und Weise sind Uncle Johns Band, Jack Straw oder Ramble on Rose, sie geben einen Anhaltspunkt, auf das, was später folgte.
Wer jedoch meint, die Band war zwar eine gute Liveband, aber von keiner großen Bedeutung, der irrt dann doch. Eine vielschichtigere und immer wieder neu zu entdeckende Band, die experimentierte (Wall of Sound), nur kommt das manchmal nicht wirklich zum Vorschein bei der Fülle an Konzerten und Tapes. Man nehme nur mal Live at the Cowpalace. Ein jammender Garcia war unerreichbar, es gab einfach keinen der so improvisierte fernab von jeglichen Genres. Man muss nur mal Legion of Mary hören, eine Band Garcias. Wirklich vollends kann man diese Band glaube ich erst nach Jahren kennen, und selbst dann wird man irgendeinen Jam finden der einen umhaut. Dergleichen gabs zur aktiven Zeit der Dead nicht, sie gibt es heute erst recht nicht mehr. Die wahre Sucht des Jerry Garcias war nicht das Heroin sondern das Gitarrenspiel, auch wenn es in manchen Jahren abnahm, nie war es vollkommen verschwunden, auch in den harten Jahren wo es stetig bergab mit ihm ging. Man höre sich nur mal So many Roads an, von der gleichnahmigen Compilation an, die einzige hörbare Version, er bricht oft ab vergisst den Text, aber die Soli sind einfach schön. Schade dass es solche Virtuosen nicht mehr gibt im Mainstreamrockbereich.
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