Re: Patti Smith

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whsonic

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BlueziferDefinitiv den Nachfolger „Radio Ethiopia“. Die „Easter“ wird noch überall hochgeschätzt. Die anschließende „Wave“ ist in meinen Augen auch mehr als hörenswert.
Demnach die ersten vier und vielleicht noch ein bisschen was aus den Neunziger.

Ist natürlich Geschmackssache, aber den letzten Satz kann ich nicht so einfach stehen lassen, denn auch ihr „Spätwerk“ ist ziemlich großartig.

„HORSES“ muss man natürlich haben, das ist derKlassiker schlechthin (und womit? – mit Recht!). Durchaus empfehlenswert ist der Doppel-CD-Rerelease „HORSES/HORSES“ von 2005 zum „30-Jährigen“ – CD2 enthält einen Live-Mitschnitt vom Jubiläumskonzert in der Royal Festival Hall in London mit Gastgitarrist Tom Verlaine.

„RADIO ETHIOPIA“ (1976) ist nicht unbedingt das Album, das man definitiv haben muss (eher der „Geheimtipp“), obwohl es mit „Ask The Angels“, „Ain’t It Strange“, „Pissing In A River“ doch einige „Klassiker“ enthält.

„EASTER“ (1978) wird zu Recht hoch geschätzt und war damals ihr bestverkauftes Album. Enthält fast nur legendäre Songs, vor allem „Because The Night“, „Babelogue/Rock N Roll Nigger“, „Ghost Dance“, „Privilege (Set Me Free)“, …. Pflichtplatte.

„WAVE“ (1979) hatte dank der Produktion von Todd Rundgren einen völlig anderen Sound und ist in der Nachbetrachtung manchmal etwas unterbewertet. Enthält „Frederick“, „Dancing Barefoot“, „So You Want To Be (A Rock ‚N‘ Roll Star)“.

Es folgte eine lange „Babypause“. Erst 1988 erschien „DREAM OF LIFE“, u. a. mit „People Have The Power“ und „Paths That Cross“. Ein unspektakuläres, eher ruhiges Album. Zum Klassiker wurde „People Have the Power“ erst später.

Das eigentliche Comeback war das großartige und berührende „GONE AGAIN“ (1996), dessen Texte stark vom Tod ihres Mannes Fred „Sonic“ Smith (1994) geprägt sind. Obwohl aus vielen Texten Trauer und Schmerz sprechen (auch Pattis Bruder sowie ihr ex-Keyboarder Richard Sohl starben in der Zeit vor VÖ des Albums; das überwältigende „About a Boy“ hat sie für Kurt Cobain geschrieben, ihr langjähriger Freund, der Fotograf Robert Mapplethorpe, starb 1989), ist „GONE AGAIN“ keineswegs depressiv, sondern stark, ungebrochen und lebensbejahend. „Wicked Messenger“ ist eine der besten Dylan-Coverversionen überhaupt, „Summer Cannibals“ richtig fröhlich. Und Songs wie „Beneath the Southern Cross“, „Ravens“ oder „Wing“ sind noch immer regelmäßige Bestandteile ihrer Setlists. Definitiv eine Pflichtplatte.

„PEACE AND NOISE“ (1997) ist eine Art zweiter Teil ihrer „Trauerarbeit“ (dedicated to William Burroughs, der während der Aufnahmen starb), aber musikalisch leichter, manchmal fast verspielt.

„GUNG HO“ (2000) kam bei der Kritik nicht so gut weg (vielleicht weil die Amis keine Hymne auf Ho Tschi Minh – „Gung Ho“ – hören wollten?) und enthält mit „Glitter in Their Eyes“ einen sehr feinen Ausflug in poppigere Gefilde.

„TRAMPIN'“ (2004) erhielt wieder sehr gute Kritiken. Rockiger und zupackender, auch etwas eingängiger als die letzten Alben. Und haufenweise starke Songs („Stride of the Mind“, „My Blakean Year“), darunter eine Hommage an Gandhi und ihr Kommentar zum Golfkrieg („Radio Baghdad“). Empfehlenswert ist die französische Ausgabe, die auf einer zweiten CD einen Live-Mitschnitt von 2004 mit neuen und alten Songs enthält. Pflichtplatte, durchaus.

Kurz gefasst: „Horses“, „Easter“, „Gone Again“ und „Trampin“ dürfen in keiner ernst zu nehmenden Plattensammlung fehlen. Aber auch die anderen Alben gereichen jedem CD- oder LP-Regal zur Zierde und Ehre.

Bleibt noch die Compilation „LAND 1975 – 2002“. CD1 ist ein „Best Of“, das kaum Wünsche offen lässt (echte Fans haben an jedem „Best Of“ etwas auszusetzen), CD2 versammelt einige Raritäten (B-Seiten, bisher unveröffentlichte Liveaufnahmen inklusive Gedicht-Rezitation), die auch Pattis „schrägere“ Seite zeigen. Für Einsteiger und Nicht-Komplettisten ideal und auch für „die, die schon alles haben“ (wie ich) sehr empfehlenswert.

Leider gibt es keine offiziellen Live-Alben von Patti Smith.
Wer das 3CD-Bootleg von ihrem Auftritt am letzten Abend des CBGB in New York findet (Radiomitschnitt), sollte sofort zuschlagen.

2007 soll auch endlich ihr neues Studio-Album erscheinen, das nur Coverversionen enthalten soll.

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