Re: Miles Davis

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friedrich

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Miles Davis – The Complete On The Corner Sessions (1972-75)

Eigentlich ein irreführender Titel, denn TCOTCS enthält auf 6 CDs viele Aufnahmen, die erst nach der Veröffentlichung von OTC entstanden und folglich nichts damit zu tun haben. Aber es ist größtenteils hot stuff!

Ich habe in den letzten Tagen immer mal wieder etwas davon gehört, vor allem immer wieder Miles‘ mehr als halbstündiges Requiem für Duke Ellington He Loved Him Madly (hier ein edit), das ursprünglich 1974 auf Get Up With It erschien. Das ist eigentlich die Antithese zum aggressiven und sexuell aufgeladenen On The Corner: schwebend, sakral, tieftraurig.

Dazu muss man eigentlich noch viel mehr schreiben: Wie Teo Macero aus in den original takes ziellos und ausufernd goovenden Aufnahmen eine kompakte und auf den Punkt gebrachte Platte montiert hat. Und was hat Miles und Teo getrieben, dass sie sich mit diesen Aufnahmen von vielem, was im Jazz und anderer Musik heilig ist, weit, weit weg bewegt haben, ohne Vorbilder, ohne Netz und Sicherheitsleine, far out into space, ohne zu wissen, was dabei rauskommt und ob es jemand hören und verstehen kann und will? Volles Risiko. Unglaublich!

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)