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Da ich übrigens gerade John Szweds Biographie von Miles lese, die durchaus ordentlich aber etwas zu steril, distanziert und formalistisch ist, komme ich immer mehr zu der Erkenntnis, dass Miles von einer überraschend großen Zahl von Leuten nicht nur nicht verstanden, sondern komplett missverstanden wurde. Ein vielsagendes Beispiel: Kenny Dorham (!) besprach das Album ESP (1965) als es erschien: Es ist das erste Album von Miles mit dem second classic qunitet und er kritisierte die Musik und meinte, das sei nichts für ihn.
Interessant an diesem Urteil ist die Begründung (Szwed S. 253). Dorham kritisiert, dass sich Miles Davis in Richtung Free-Jazz/Avantgarde-Jazz bewege! Das ist ja vollkommener Quatsch. Wer sich ESP anhört, wird darauf nur geringe Anzeichen avantgardistischer Tendenzen finden. Mehr noch: Miles Davis hat sich stets vom Free-Jazz distanziert und das auch deutlich kommuniziert. Das konnte Dorham nicht entgehen und dennoch missversteht er Miles und seine Absichten komplett. Solche Fehlinterpretationen ziehen sich durch die gesamte Karriere von Miles.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.