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Ich bin im Augenblick dabei, die Cellar Door Sessions von Miles Davis durchzuhören und habe inzwischen 4 von 6 CDs gehört. Gelinde gesagt ist das ein Set von sehr schwankender Qualität. Im Gegensatz zu den von der ersten bis zur letzten Note brillanten „Plugged Nickel“-Aufnahmen enthalten die Cellar Door-Sessions viele musikalische Umwege und Sackgassen. Es gibt Momente, in denen verliert die Musik vollständig den Zusammenhalt, dann „hängt der Solist in der Luft“ und das kunstvoll aufgebaute musikalische Kartenhaus stürzt zusammen. Das Grundproblem ist also: Aus irgendwelchen Gründen stimmt das musikalische Gleichgewicht der Band nicht. Manche (darunter Miles Davis) haben die Anwesenheit von John McLaughlin auf einem Teil der Aufnahmen dafür verantwortlich gemacht. Das ist nicht die Ursache des Problems. McLaughlin tat der manchmal unfokussierten und ziellosen Musik sichtlich gut. Vielmehr liegt das Problem, wie Paul Tingen in „Electric Miles“ (S. 120f.) richtig schreibt in einem „lack of chemistry between the free jazz polarity of Jarrett and DeJohnette and the rock-soul sensitivity of Henderson (and McLaughlin), meaning that neither Jarrett’s attempts at playing free nor the rock grooves can genuinely flourish.“
Ich finde diese Interpretation im Grundsatz richtig, aber nicht vollkommen überzeugend. Meiner Ansicht nach können es nicht nur musikalische Gründe gewesen sein – vielleicht war es ein Clash der Persönlichkeiten? Jedenfalls ist das Set weder ein Höhepunkt des Schaffens von Miles Davis insgesamt noch seiner elektrischen Phase.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.