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CassavetesErstens: Ein Internetforum ist ein denkbar schlechter Ort, anderen Selbstdarstellung vorzuwerfen. Ich gehe ja auch nicht, noch die halbe Bratwurst im Mund, zum Metzger und brülle: „Meat is murder“.
Ach so? Internetforen sind für Dich überhaupt nur dazu da, um Dich selbst darzustellen? Na dann. Ich unterscheide auch hier zwischen Beiträgen zur Sache und Gepose.
Also zur Sache:
Cassavetes“Nun, klar, er war nicht immer nett zu Weißen, aber schau mal, in welchen Verhältnissen er lebte…“ (sinngemäß) – das klingt für mich schon arg relativierend und ändert am eigentlichen Sachverhalt keinen Fingerbreit. Daher also: nicht Verständnis für Rassisten, sehr wohl aber Verständnis für Miles Davis, welches hier eingefordert wird.
Und was ist der „eigentliche Sachverhalt“? Wenn wir uns hier darüber streiten, ob man Miles einen Rassisten nennen kann oder nicht, kannst Du nicht so tun als sei das schon beantwortet: „Miles Davis war ein Rassist und Verständnis für Miles ist Verständnis für Rassisten“. Nein. Erstens lautet die Gegenthese: Er war kein Rassist; und wenn er „nicht nett“ war bzw. sich als Arschloch aufgeführt hat, so hatte das andere Gründe. Diese Frage ist nicht geklärt, sondern offen geblieben; die Diskutanten sind sich nicht einig geworden. Und zweitens ist Verstehen nicht dasselbe wie Verständnis.
CassavetesVielmehr schrieb ich, keine Lust dazu zu haben, Verständnis aufbringen zu müssen – Verständnis, von dem ich finde, daß mancher hier es implizit für Miles‘ schäbiges Verhalten einfordert. Mein Eindruck. Mehr nicht.
Der Eindruck war verkehrt. Niemand hat Dich dazu aufgefordert, für „schäbiges Verhalten“ „Verständnis aufzubringen“ (im Sinne von: es zu verzeihen). Mit dem Wörtchen „implizit“ verrätst Du das selbst. Du reagierst auf Deine eigene Interpretation. Einige hier haben die Position begründet, dass es falsch sei, Miles als Rassisten zu bezeichnen, und Du unterstellst ihnen kurzerhand, sie würden Verständnis für Rassisten einfordern. Aber wenn es unklar bleibt, worum es den anderen geht, kann man einfach nachfragen. Hier ging es darum, die Haltung und das Verhalten von Miles aus ihrem gesellschaftlichen Kontext (Rassismus) heraus zu verstehen, also zu erklären und einzuordnen. Nur so kann man auch die richtige Benennung finden. Gezeigt wurde: Was einigen als „Rassismus“ vorkommt, lässt sich auch anders erklären. Verlangt wurde, sich über die Verwendung des Rassismus-Begriffs Gedanken zu machen. Lässt er sich anwenden auf den Angehörigen einer unterdrückten Minderheit, der rebellisch auf den Rassismus der Mehrheitsgesellschaft reagiert? (Geklärt worden ist das nicht.)
CassavetesIndirekt bin ich also sehr wohl auf nail75 und bullschuetz eingegangen
Nein. Deine Beiträge haben das Thema verfehlt. Aber belassen wir es dabei; aus meiner Sicht habe ich alles Nötige dazu gesagt.
CassavetesOver and out.
Einverstanden.
P.S.
Richtig ist, dass man mit allem, was man sagt, auch etwas über sich selbst mitteilt, aber das hat nichts mit Internetforen zu tun, sondern gilt für jegliche Kommunikation und jede Äußerung. Das hindert niemanden daran, Poser und Selbstdarsteller zu kritisieren, weder im Internet noch im wirklichen Leben. Und ich hoffe doch sehr, dass die Leute ins RS-Forum kommen, weil ihnen Musik und Kultur so wichtig sind, dass sie sich darüber austauschen wollen – und nicht, um sich selbst darzustellen oder mit ihren Meinungen zu posieren.
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To Hell with Poverty