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CassavetesMir wurde mal von einigen jungen Frauen übel mitgespielt. Darf ich jetzt auch Sexist sein? Wenigstens fürs Wochenende?
Und ein Freund von mir wurde mal von zwei Arabern verprügelt. Soll der nun nächsten Monat NPD wählen?
Dieser Vergleich ist so dermaßen verkehrt, dass er quasi auf dem Kopf steht. Du lässt völlig außer acht, dass die Schwarzen in den USA eine unterdrückte Minderheit waren, obwohl Dir diese Tatsache bekannt ist. Wenn Du schon eine Analogie konstruieren willst, dann müsste sie ungefähr so aussehen: Stell Dir vor, Deine beiden Araber sind von Neonazis verprügelt worden und haben festgestellt, dass das keine Sau interessiert. Diesen Arabern gehört’s ja nicht besser, ist anscheinend die Meinung von Justiz und schweigender Mehrheit. Seitdem sind sie schlecht auf die Deutschen zu sprechen und begegnen dir und anderen mit Misstrauen – und dann werden sie noch wegen ihres rassistischen Deutschenhasses ins moralische Abseits gestellt. Das wäre so ungefähr die Analogie (das ist ein konstruiertes Beispiel, zur Veranschaulichung). Der Punkt ist: Miles lebte als Angehöriger einer Minderheit in einer rassistischen Gesellschaft und seine Attitüde war eine Reaktion auf seine Lebensumstände. Man kann sein Verhalten kritisieren, aber bitte nicht abstrakt und losgelöst von den Verhältnissen, in denen er gelebt hat. Nail75 hatte das doch eigentlich schon erklärt.
Oder nochmal anders: Deine Beispiele sind zufällige Ereignisse und der Schluss daraus auf „die Araber“ und „die Frauen“ ist einfach ein Fehler, eine falsche Verallgemeinerung. Die rassistischen Episoden, die Miles Davis miterlebt hat, waren dagegen nicht zufällig, sondern exemplarisch, weil er in einer rassistischen Gesellschaft aufgewachsen ist, einer Gesellschaft, die durch ihre Gesetze, Institutionen, Strukturen rassistisch war. Schwarzen wurden Hindernisse in den Weg gelegt und Weiße haben davon profitiert. Und gegen diese Verhältnisse hat Miles auf seine Weise rebelliert.
bullschuetzMDs Attitüde hatte in diesem Zusammenhang eine bewusst polemische, provokative Note, er wollte eben kein „Onkel Tom“ sein, der überaus dankbar ist, wann immer ein Weißer nett zu ihm ist, und sorgsam darauf achtet, allen Erwartungen gehorsamst zu entsprechen, die ein weißes Publikum an ihn richtet.
Das Heft selbst habe ich bisher nur durchgeblättert. Den Text von Steve Van Zandt kannte ich schon aus dem Juni-Heft von UNCUT (die fünfzehn ausgewählten „Walking-in-Songs“ waren da auch auf der Heft-CD zu hören).
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To Hell with Poverty