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On The Corner ist sicher kein Meisterwerk, aber auch mitnichten ein Haufen Unrat. Ich halte es sogar für besser als den Großteil der Fusion-Konkurrenz, die doch recht bald zur sterilen, wichtigtuerischen Kunstfertigkeit tendierte. On The Corner ist dagegen heiß, brodelnd, funky und kühn im Abstreifen des Hergebrachten und Gewohnten. Sogar der ätherische Trompeten-Schönklang bleibt auf der Strecke. Es gibt kaum etwas, das ähnlich klingt (allenfalls vielleicht Sly Stone’s There’s A Riot Going On als einigermaßen naheliegende Referenz). Und wenn die Traditionalisten sich über Degeneration, Verrat u.dgl. erregen, dann ist das ein fast untrügliches Zeichen dafür, dass man so ganz falsch nicht liegen kann. Schal wurde es erst in der 80ern.
Andererseits fehlt dem Ganzen etwas das Fleisch an den Knochen. Trotz gewisser Hyperaktivität findet das Ohr kaum einen musikalischen Gedanken, dem es folgen möchte. Vieles wirkt beliebig und läuft ins Leere. Der neue Horizont bleibt unerreicht.
Summa summarum: Sollte man gehört haben. ****
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)