Re: Die besten Hard Bop Alben

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katharsis

Registriert seit: 05.11.2005

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gypsy tail windImpulse (also die beiden erwähnten) fällt mitten in die Blue Note Zeit Stanley Turrentines, ebenso die Prestige-Alben mit Little Miss Cott. Danach folgte erstmal CTI, dann Fantasy… davon kenn ich auch gar nichts mehr. Das einzige, womit ich von später noch vertraut bin, sind seine drei Gastauftritte auf dem zweiten Album von Diana Krall (ja ja, ich mochte die mal sehr, sehr gerne und höre ihre CDs auch heute ab und zu noch).

Richtig, ich vermische das immer, weil ich irgendwie abgespeichert hatte, dass Turrentine exklusiv bei BN als Leader aufgenommen hat. Ich glaube, die „Let it go“ kenne ich sogar gar nicht. Aber ich bin auch kein Komplettist, was Turrentine angeht. Allmusic gibt das ja als Album-Pick an. Interessant klingt die Kombination aus Scott, Cranshaw und Ron Carter schon.

gypsy tail wind“Leapin‘ and Lopin'“ ist ein wunderbares Album! Turrentine/Rouse sind ja eine der unerwartetsten Frontlines, die es bei Blue Note je gab! Dexter Gordons „Landslide“ ist hingegen für mich schon ziemlich klar das schwächste seiner Blue Note-Alben – aus zwei Sessions und einem (sehr tollen) Leftover von „Dexter Calling“ zusammengestückelt und mit zwei Trompetern (Dave Burns ist der andere), denen fast die chops auseinanderfallen… dazu auf der ersten Session (mit Tommy T) eine irgendwie nicht mit den Bläsern kompatible Swing/Mainstream/Latin-Rhythmusgruppe (Sir Charles Thompson, Al Lucas, Willie Bobo). Seltsames Album. Durchaus reizvoll für mich, wenn ich ab und zu das Blue Note Set durchhöre, aber sonst greif ich dazu eigentlich nie.

Das Problem von „Landslide“ ist vielleicht tatsächlich, dass es ein gestückeltes Album ist (hatte das gar nicht mehr so präsent), aber insgesamt ist es doch erstaunlich gut geworden, trotz der unterschiedlichen, nicht aufeinander eingespielten Bands. Und auch hier finde ich es wieder spannend, ein paar Leute zu hören, die nicht stets auf den anderen BN-Sessions auftauchen. Aber wegen der Chops muss ich nochmal hinhören; gerade Burns habe ich mittlerweile als hervorragenden Trompeter kennengelernt.
Eine andere, damals zurückgehaltene, aber gute Session von Gordon ist die „Clubhouse“. Die habe ich als sehr konsistent in Erinnerung.

gypsy tail windWas Duke Pearson betrifft… ein schneller Blick in die Diskographie dass ich bis 1970 fast alles habe. Es fehlt mir allerdings das erste Jazzline-Album, dann das Album von Antonio Diaz ‚Chocolaté‘ Mena, Donald Byrds „I’m Trying to Get Home“, Stanley Turrentines „The Look of Love“, Donald Byrds „Fancy Free“ und „Electric Byrd“. Danach folgte ja nur noch wenig (1971 ein Album mit Carmen McRae und dann noch eins in den 80ern mit einer Big Band) – schade eigentlich!

Du meinst „Hush!“? Die Jazzline-Diskographie ist ja ein einziger Sauhaufen. „Hush“ wurde meines Erachtens nicht unter einem anderen Namen wiederveröffentlicht, ist aber das erste Jazzline-Pearson Album. Das kennst Du ja dann (s.u.) Ich finde es sehr schön, da es eine der konsistentesten Aufnahmen von Pearson ist. Die Rhythmusgruppe ist toll und ich mag die Frontline sehr gern, weil mal kein Sax dabei ist, sondern zwei Trompeter. Außerdem sind da schöne frühe Versionen von späteren „Klassikern“ dabei. „Sudel“ oder „Angel eyes“ bspw.
„Angel Eyes“ (oder dann auch „Bag’s Groove“) wäre das zweite Jazzline-Leader Album geworden. Dazwischen sollte noch Willie Wilsons Session erscheinen, die dann aber erst später als „Dedication“ oder auch „Minor Mishap“ erschienen ist. Solides und auch ganz schönes Album.
„Prairie Dog“ für Atlantic fällt mir noch ein. Finde ich stark.

Byrd’s „Trying…“ ist eigentlich fast nur interessant, wenn man Komplettist ist, oder „A new perspective“ mag. Mir gefällt es recht gut. Das war ja eines der Lieblingsalben von Ruth, Alfred Lions Frau. :-)

gypsy tail windDas zweite Jazzline Album ist interessant aber so wahnsinnig toll find ich’s dann doch nicht. Johnny Coles stellt Byrd ziemlich locker in den Schatten – Coles gehört für mich auch zu den unterschätztesten Trompetern jener Jahre (und überhaupt). Sehr schade, dass er 1964 nicht die ganze Tour mit Mingus mitmachen konnte. Und auch schade, dass er nach „Little Johnny C“ (ja auch eine sehr von Pearson geprägte Produktion, gut vergleichbar mit Blue Mitchells allererstem, damals im Kasten gehaltenem Blue Note Album, beide übrigens mit Leo Wright, einem selten auf BN gehörten Musiker) keine weitere Chance bekam von Lion/Wolff. Ich hab ja glaub ich oben sein Epic-Album „The Warm Sound“ in meine Bestenliste aufgenommen…

Von Coles kenne ich sonst recht wenig (bspw. nicht das aus Deiner Bestenliste). Von „Little Johnny C“ hatte ich mir weit mehr erwartet, als man geboten bekommt. Solide.
Welches von Blue Mitchell meinst Du? Den finde ich zwar auch gut, aber niemals wirklich herausragend. „Blue’s moods“, oder „The thing to do“ sind allesamt gut, aber irgendwie nicht vom Hocker reizend. Gerade sein Blue Note-Output lebt da sehr von Chick Corea.

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III