Re: Die besten Hard Bop Alben

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gypsy-tail-wind
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katharsisDie „Blue hour“ entfacht bei mir sofort so etwas wie Magie, weil alle einfach unglaublich gut miteinander harmonieren. Süffig trifft auf jeden Fall zu, aber zu simpel empfinde ich das keineswegs. Klar, wenn man mit bestimmten Maßstäben misst oder gerade technisch sehr versierte, moderne Musiker im Kopf hat. Aber Turrentine und die Sounds haben einfach eine gemeinsame Basis von der sie ausgehen und sich dann musikalisch intuitiv leiten lassen. Es gibt wenige Blue Note-Alben, die eine solch konsistente Stimmung haben. Auch was die Bonus-Tracks der CD anbelangt. Das vorhergehende Album mit Lou Donaldson funktioniert lange nicht so gut. Aber da wollten sie wohl auch weniger konzeptuell spielen?!
Mit SoulJazz kann ich schon mitgehen, aber nicht wenn er so verwässert ist, wie bei Donaldson stellenweise. Insgesamt trifft das wohl auf die Turrentine/Scott-Album mehr zu, als auf die Klavier-Alben, oder?

Das kann ich gut nachvollziehen! Geht mir auch so mit „Blue Hour“, wenn ich in der richtigen Stiimmung dafür bin – geht mir mit Kenny Burrells „Midnight Blue“ auch so (auch mit Turrentine!), oder mit Grant Greens „Idle Moments“, das ich allerdings für einiges vielschichtiger halte.
Das Album mit Donaldson kenn ich nicht gut, aber den finde ich eh nur mässig toll.

katharsis“Comin‘ your way“ ist das dritte, ja. Es ist nicht unbedingt das beste, aber trotzdem kann man sich die Frage stellen, warum es damals nicht unter der existierenden Katalognummer erschienen ist. Tommy Turrentine ist mir da immer willkommen. „Jubilee Shouts“ ist vielleicht etwas spannender, wegen Sonny Clark (hier spielt er dann tatsächlich mit einem der oben genannten HardBopper) und Kenny Burrell. Finde ich auch stärker, als „Comin‘ your way“. Wurde seinerzeit auch nicht veröffentlicht.

Tommy Turrentine ist mir stets willkommen, auch wenn er manchmal nicht so in Form war! Ein toller Musiker mit viel persönlichen Eigenheiten im Spiel!
Interessant finde ich ja, dass die beiden mit Julian Priester gemeinsam die Frontline einer der besten Bands von Max Roach bildeteten („Quiet As It’s Kept“ und die wunderbare Live-Aufnahme auf Enja… auch noch das Pariser Album, glaub ich? Hab das in Roachs Mosaic-Set, da verwischen die Album-Grenzen…).
Da ist ja dann die vokale Qualität und die Persönlichkeit im Vordergrund, die Priester zuhauf hat, aber die Turrentines eben auch. Das geht im konventionelleren Blue Note Umfeld leider manchmal etwas unter.

katharsisTurrentines durchaus sehr schmalzigen Sachen gegen Ende der 60er kann ich im übrigen auch immer wieder etwas abgewinnen. Er hatte einfach auch den Ton dafür, finde ich. Nicht zuletzt sind die Arrangements von Pearson meist klasse. Und interessanterweise trifft er in diesen Settings durchaus immer wieder auf Musiker, die moderner waren, als er. Spaulding oder Hubbard, Tyner, Charles Tolliver, Pepper Adams oder auch Ron Carter.

Die späteren Sachen muss ich mal wieder hören, aus der Erinnerung glaub ich, dass mir „Rough’n’Tumble“ etwas besser gefällt als „The Spoiler“. „Common Touch“ fand ich immer schon eher enttäuschend, aber als ich dann später die tollen Prestige-Alben mit Scott, sowie das grossartige „Hustlin'“ auf Blue Note und Scotts Impulse-Aufnahme auf „Queen of the Organ“ hörte, sowie zu allerletzt die RVG von „Dearly Beloved“ (für mich auch eins von Stanley T’s schönsten Alben), war diese Meinung erst recht zementiert. „Let It Go“ ist dagegen eher etwas verhalten, „Never Let Me Go“ hab ich grad nicht sehr präsent.
Sehr schön find ich allerdings auch die Rare Grooves CD „Easy Walker“ und die „Joyride“ mit grosser Band (arr. Oliver Nelson).
Also insgesamt, wenn ich mir das so vor Augen führe, war Turrentine eben doch ein ziemlich toller Musiker, der halt irgendwie „pigeonholed“ wurde… (auch von mir immer wieder wird)

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