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Hotblack DesiatoTT hat (bis auf wenige Ausnahmen) seit ihrem Comeback mir leider nichts ausser ihrer Stimme zu bieten. 08/15-Songs, eingebettet in eine Nummer-Sicher-Rock-Produktion mit eingebauter Airplay-Garantie. Ich finde das sehr schade.
Ich möchte das doch nicht unkommentiert lassen, obwohl es in diesem Thread wenig zu suchen hat. Allerdings sind Deine Aussagen so unscharf, dass ich nicht konkret darauf eingehen möchte, bevor Du die Aussagen präzisierst.
Was meinst Du mit „Comeback“? Ich habe zwar eine Vermutung, aber z. B. vor dem „Private Dancer“-Album hatte sie keine längere Pause.
Ich weiß auch nicht was Du mit „…Rock-Produktion“ meinst. An Singles brachte sie ab „Private Dancer“ nur weniges heraus, was ich unter Rock subsumieren würde. Grad mal eine Hand voll Songs, wenn überhaupt. Auf den Alben findet man auch nicht so fürchterlich viel mehr. Von mir aus hätte sie ruhig mehr (härteren) Rock machen können, möglichst ungeschliffen. Aber vielleicht meinst Du doch eine andere Zeit?
Das, was ihr am erfolgversprechendsten schien, hat sie meiner Einschätzung nach am ehesten beim „Love Explosion“-Album gemacht. Ein Fehltritt, der (fast will ich sagen zum Glück) erfolglos blieb, wonach sie ihre krampfhaften Bemühungen, auf den Disco-Zug aufzuspringen, einstellte und wieder Rock-Musik machte, zu der sie immer schon eine Vorliebe hatte. Jedenfalls offenkundig, seitdem Ike Ende der 60er zustimmte, Musik „weißer“ Bands zu covern. Hmmmm… vielleicht meinst Du mit „Comeback“, entgegen meiner ursprünglichen Annahme alles, was sie mit und später ohne Ike nach ihrem Klinikaufenthalt 1968 gemacht hat? Da war viel Rock bei. Dann bezeichnest Du (fast) alles, was sie seit 1968 gemacht hat, als 08/15-Songs? – Ich bin verwirrt.
Bitte präzisier das, was Du da abgelassen hast!
Nur am Rande: „Private Dancer“ ist für mich kein 08/15-Album, sondern immer noch ein *****-Album. Obwohl starker Einsatz von Synthesizer, den ich damals gar nicht mochte, hat es mich schon als Jugendlicher beeindruckt. Liegt wohl zu einem erheblichen Teil an Tinas Stimme, die auf dem Album nicht nur großartig klingt, sondern die sie auch sehr gut und passend zu der (für sie eher ungewohnten) Synthie-Untermalung einsetzt. Risikominimierend waren damals übrigens eher die Produzenten (führt zu weit, das jetzt zu erläutern). Ein Rock-Album im Stil ihrer Shows der frühen 80ern hätte ich auch sehr gerne bzw. lieber, trotzdem Höchstwertung.
Zugegeben – ein paar Grausamkeiten hatte Tina danach (auch davor finde ich nicht alles hervorragend) zu verantworten, vor allem „We Don’t Need Another Hero“. Auch „Whatever You Want“ mochte ich nie. Und dass sie ausgerechnet mit Eros ein Duett machen musste… :roll: Das hab ich ihr alles verziegen und schmälert in keiner Weise, was sie in ihrer langen Karriere sonst geleistet hat. Andere offensichtlich auf Hit getrimmte Singles der 80er und 90er (auf den Alben findet sich meist auch anderes) stören mich nicht. Von mir aus mag man sie als 08/15-Songs bezeichnen, sie werden durch ihre Stimme und die Art, wie Tina sie einsetzt, in meinen Augen aufgewertet. Wenn ich was Anspruchsvolleres von ihr genießen will, höre ich mir andere, in der Regel ältere, Songs an. Aber ab und zu höre ich selbst simple Mainstream-Sachen ganz gerne – genauso wie ich ähnliches von anderen Künstlern manchmal höre. Künstler, die ausschließlich den Mainstream bedienen, kommen hier seltsamerweise teilweise weniger schlecht weg als Tina Turner, die seit 1960 zur Genüge gezeigt hat, dass sie auch ganz andere Sachen singen kann. Ihre Stimme ist in meinen Augen so variabel und in vielen unterschiedlichen Genres (Blues, Soul, Funk, klassischer R&B/Rock’n’Roll, Rock, diverse Pop-Richtungen, zuletzt auch Jazz) so überzeugend, wie kaum eine andere.
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