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Bender RodriguezNun gut, ob ich Alben von London after Midnight kenne?
Mitte der Neunziger, als deren Beliebtheitsgrad hierzulande für Goth-Verhältnisse enorme Ausmaße annahm – und das deutsche Label der Band den Hype schön am Kochen hielt, veranstalteten wir im Rahmen unserer damaligen regelmässigen Indie/Wave/Goth-Disco ein Konzert mit L.A.M. Natürlich kam man auch in den Besitz von deren Tonträgern. Nach anfänglichem wohlwollenden Aufnehmen der Musik, merkte man doch sehr schnell, daß man es mit nichts wirklich Bahnbrechendem zu tun hat. Gefällige Arrangements, durchsichtige Kompositionen, solide Strukturen, keine Experimente. Halt auf ein gewisses Zielpublikum zugeschnitten. Die Gothmädels liebten die Band. Das Outfit tat ein Übriges. Manchmal fragt man sich schon, was ist besser? Wenn ein Künstler look-a-likes provoziert – oder Bands sich optisch dem Publikum anpassen…? Auf alle Fälle: fünf Buben, die sich mordsmässig aufdonnerten. En voila, eine Boygroup! Freilich tat man derlei nur für Photoshootings und Liveauftritte. Sonst sei man ja ganz „normal“, naja, zwar nicht ganz, aber… Oder wie drückte es die Band aus: Auf der Bühne verwandele man sich in „Kreaturen“, anyway… Hand auf’s Herz, ohne das Goth-Overstyling wären L.A.M. wohl nicht dermassen spektakulär in dieser Szene eingeschlagen, die auf Äusserlichkeiten derart übermächtig Wert legt wie sonst keine andere.
Der Sound der Band sog natürlich diverse in der „schwarzen Szene“ beliebte Elemente auf und setzte diese wie nach einem Bauplan zusammen: da ein bisschen The Cure-Pop, dort eine Prise American Goth, hier einen deftigen Schuß aus der Düsterromantik-Pulle. Ach, Mensch, das immer Gleiche seit gefühlten one hundred years… Schwarze Schlager für kleine liebe Schwarz angezogene Männchen und Weiblein, die ja auch nur ein diffus sinistres Spiegelbild der übrigen Gesellschaft abgeben… (und „Orkus“ so lesen, ganz so wie Papa seine „Auto Bild“ liest)Und ja doch, ja. Sean Brennan habe ich als sympathischen, recht zurückhaltenden Menschen in Erinnerung behalten. Auf alle Fälle keine Hohlbirne. Aber auch kein überragender Musiker – ganz so wie ca. 95% aller „Musiker“ der gegenwärtigen Gothszene… (obwohl mir der derzeitige Hohlbirnen-Anteil innerhalb dieser Szene überdurchschnittlich hoch zu sein scheint).
Gut, dass es um die Band mal einen so enormen Hype gab wußte ich nicht. Hab sie ja erst vor einigen Jahre „entdeckt“. Ob die Musik nun bahnbrechend ist, bleibt freilich jedem selbst überlassen, überdies hab ich das ja auch nie behauptet. Klar, auch LAM bedienen sich aus einem Grundbausatz, aber es gib wohl wenige Kapellen, die das heute nicht mehr tun. Gibt es die denn ? Und ja, natürlich ist die Band zielgruppenorientiert, aber waren das Cure denn nicht auch ? Und so ziemlich jede Band ? Selbstverständlich richtet sich diese Musik nicht an die Metal-Fraktion und auch die Jazzer und Klassikliebhaber dürften wohl weniger mit anfangen können. Und naja, das Outfit…ist ja in gewisser Weise schon Grundausstattung geworden, oder ?
Im Gegensatz zu einer Boygroup haben sie wenigstens Wiedererkennungswert und eigene Ideen. Ja ! Und hören tue ich sie ohnehin nicht wegem ihrem „Styling“, ist mir total wurscht. Wenn es manch Gothmädel dazu bewegt über ggf. schwache Musik hinwegzusehen…
Aber ich denke, wir werden da auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Ich halte ihre beiden ersten Alben besser wie alles von Cure (was ich kenne und mal von „Pornography“ abgesehen). Womöglich sollte ich mich doch dem „Schwarzen Schlager“ zuwenden…
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Hold on Magnolia to that great highway moon