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gypsy tail windVerstehe. Hatte gedacht, das sei vielleicht irgendwas früher in Produktion, zwischen Masterbändern und Pressungen.
Nein A-1 bezieht sich auf das, was im dead wax, also im unbespielten Raum zwischen Rillen und Label zu lesen ist. Wirklich kenntnisreiche Sammler können aus den dortigen Angaben viele Schlüsse ziehen, ich kann das nur in wenigen Teilbereichen oder wenn es wirklich offensichtlich ist. Im Artikel sind ja Bilder enthalten, wie das in der Praxis aussieht. A-1 ist eben die früheste Pressung eines Albums.
Das Interview ist der Hammer! Berkowitz und Wilder bestätigen, was Steve Hoffman schon einmal geschrieben hat, nämlich dass Columbia in den 1960ern direkt von den Masterbändern die Platten gemastert hat (MW: „Well, for this period of time, for the most part the mixes were used cutting. There was no intermediate tape that was made for cutting. […]The curring master thing did not apply.“)
Wenn man sich das überlegt – das ist ja eigentlich der absolute Wahnsinn. Anstatt von einer Kopie des Masterbands die Platten zu schneiden, verwenden die die originalen Masterbänder! Kein Wunder, dass bei populären Künstlern (wie den Byrds) die Stereo-Master total unbenutzbar sind und Remixe angefertigt werden mussten. Bei den Mono-Bändern sieht das anders aus, weil die ja nach kurzer Zeit nicht mehr gefragt waren. Dafür lagen die in irgendwelchen Fabriken rum, wo sie offensichtlich gestohlen oder weggeworfen wurden oder anderweitig verloren gingen. Kein Wunder, dass Wilder bei „Times“ kein Mono-Master mehr auftreiben konnte und die Platte von den originalen three- or four-tracks neu mixen musste oder bei Blonde On Blonde auf eine Sicherheitskopie (safety) des Mastertapes zurückgreifen musste. Es ist eigentlich fast erstaunlich, dass so viele Bänder noch da sind.
Noch besser: Wenn dem Produzenten das Endprodukt nicht zusagte, dann wurde nichts am Mastering geändert, sondern man benutzte die three- or four-tracks, um den gesamten Track neu zu mixen. Wer sich wundert, warum gerade die elektrischen Alben der 1960er in vielen verschiedenen Mixes vorliegen, der findet hier die Antwort.
Außerdem bestätigt der Artikel die alte Theorie, dass in die Mono-Mixes sehr viel Zeit und Mühe investiert wurde, während Stereo eher nebenher und eher schnell gemastert wurde.
Spannend ist auch der Teil über JWH. Das wird otis interessieren.
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