Re: Mikkos 7" Faves

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mikko
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Bauhaus – She’s In Parties / Departure (Beggar’s Banquet, 1983)

Die Band um Peter Murphy (vocals) und Daniel Ash (guitar) gilt heute als Wegbereiter des Gothic Rock. Gegründet wurde die Kapelle 1978 in Northampton als Bauhaus 1919. Ihre erste Veröffentlichung war eine 12“ auf Small Wonder Records mit dem 9-minütigen „Bela Lugosi’s Dead“ im Jahr 1979. Die Jahreszahl 1919 war da bereits wieder aus dem Bandnamen verschwunden. Aber dieser getragene, düstere Sound sollte das Markenzeichen der Gruppe bis zu ihrer Auflösung im Sommer 1983 bleiben. „She’s In Parties“ ist die elfte und letzte Single der Band. Zugleich ist es auch nach „Ziggy Stardust“ (1982, Platz 15) die zweiterfolgreichste Single, die immerhin Platz 26 der britischen Charts erreichte. Neben „Bela Lugosi’s Dead“ ist es mein Favorit aus dem Oeuvre von Bauhaus. Der Bandname ist der deutschen Kunst und Architektur Bewegung gleichen Namens aus den 1920er Jahren entlehnt. Eigentlich ziemlich erstaunlich, denn der relativ klare und nüchterne Bauhaus Stil findet in dieser eher beklommen geheimnisvoll wirkenden Musik m.E. so gar keine Entsprechung. Murphy pflegt so eine Art Sprechgesang, der aber durch viel Hall und andere Effekte verfremdet wird. Die Musik mit ihren stoischen Basslinien, Phasing, Flanging und rückwärts gespielten Tapes stellt für mich durchaus eine Art Fortführung des Psychedelic Sounds der späten Sixties dar. Allerdings kommt ebenso jede Menge Elektronik zum Zuge, so dass – vor allem bei der Flipside „Departure“ hier – auch The United States Of America sowie The White Noise als Paten infrage kommen. Bis auf die beiden Singles (die erste und die letzte) besitze ich keine weiteren Tonträger der Band, wie mir auch generell der so genannte Gothic Rock eher fremd geblieben ist. Diese Single hier dürfte nicht so schwer aufzutreiben sein. Sie ist sowohl als 7“ wie auch als 12“ (mit einem zusätzlichen Track) erschienen.

Fad Gadget – Ricky’s Hand / Handshake (Mute Records, 1980)

Eine der besten Elektro Pop Singles aller Zeiten ist diese zweite 7“ von Frank Tovey a.k.a. Fad Gadget. Auf dem Sleeve wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass außer den menschlichen Stimmen nur synthetisch erzeugte Klänge zu hören sind. Neben diversen Synthesizern kamen dabei auch verschiedene elektrische Bohrmaschinen zum Einsatz. Mute Label Gründer Daniel Miller wirkte bei der Aufnahme ebenfalls mit. Der Song selbst ist eine sardonische Schilderung der Folgen von Alkohol am Steuer. Dabei sowohl lyrisch wie musikalisch äußerst schlicht und effektiv. Für die Diskothek ist die Single perfekt geeignet. Sehr perkussiv und absolut tanzbar. Die Melodie ist ein echter Ohrwurm, der einem nicht so schnell wieder aus dem Kopf geht. Übrigens hat die Musik hier durchaus auch so etwas Gothic Artiges wie die Musik von Bauhaus. Die verfremdete weibliche Stimme kurz vor dem Ende wirkt sowohl diabolisch wie engelsgleich. Auf der Rückseite gibt es einen Remix der A-Seite ohne den Gesang. Und der Titel „Handshake“ erfährt durch den Cartoon auf der Rückseite des Sleeves eine besondere Interpretation. Dort wird nämlich die Herstellung eines Milkshakes in einem Elektromixer mit recht blutigem Resultat dargestellt. Die Single dürfte nicht so ganz leicht zu finden sein, denn ein großer Erfolg war ihr nicht beschieden. Was man investieren muss dafür, kann ich nicht sagen. Ich habe meine damals gleich nach Erscheinen gekauft.

The Feelies – Fa Cé La / Raised Eyebrows (Rough Trade, 1979)

Wie soll man die Musik bloß bezeichnen, die The Feelies aus New Jersey hier machen? New Wave? – Die kam eigentlich eher aus dem UK und war 1979 schon gar nicht mehr so „new“. Post Punk? – Mit diesem Begriff konnte ich nie viel anfangen. Aber ok, wenn das einfach nur „nach Punk“ bedeuten soll, dann ist es so zutreffend wie nichtssagend. College Rock? – Diese Bezeichnung für neue Gitarrenmusik kam doch erst später in den 80ern in den USA auf, und sie ist natürlich ebenso schwammig und vernebelnd wie Indie Rock. Auf alle Fälle spielen die Jungs auf ihrer ersten 7“ hier so unbekümmert und erfrischend drauflos, wie es damals eben vor allem junge Punk Bands taten. Allerdings ist ihre Musik eine Spur zu intellektuell, um als Punk durchzugehen. Zu leicht und locker ist sie auch. The Bongos, die ja gleich um die Ecke wohnten in New Jersey, musizierten ganz ähnlich seinerzeit. Glenn Mercer und Bill Million gingen wohl noch eine Spur wagemutiger zu Werke als Richard Barone & Co., oder sagen wir unbeleckter, freier. The Feelies trafen vor allem im UK und in Europa auf offene Ohren, wie viele ihrer musikalisch innovativen Landsleute damals. Allerdings blieb dieser Erfolg immer ein eher bescheidener. Die Single Version von „Fa Cé La“ ist übrigens eine andere als die auf dem Debütalbum „Crazy Rhythms“ ein Jahr später. Das Album klingt bereits „produziert“, ist aber dennoch uneingeschränkt zu empfehlen. Der Charme des beiläufigen Geniestreichs gebührt jedoch der Single! Sie ist sicher nicht sehr häufig, aber auch nicht unauffindbar. Zu Preisen kann ich nichts sagen. Meine drehte sich schon 1979 auf meinem Plattenteller.

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