Re: Mikkos 7" Faves

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mikko
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The Shadows – Apache / Quatermaster’s Stores (EMI Columbia, 1960)

“Apache“ ist ja nun der Klassiker der instrumentalen Beatmusik schlechthin. Es war der erste Hit der Band unter dem Namen The Shadows, nachdem Hank Marvin, Bruce Welch, Jet Harris und Tony Meehan bereits als The Drifters die Backing Band des wohl besten britischen Rock’n’Roll Sängers damals waren, Cliff Richard. Nicht zuletzt durch The Shadows wurde diese Art von Instrumentalmusik enorm populär, und es schossen ähnliche Bands weltweit wie Pilze aus dem Boden. Ich glaube zum Sound von „Apache“ und anderen Aufnahmen der Shadows muss ich nicht allzu viel sagen. Typisch ist der klare, metallische, mitunter etwas verhallte Klang der elektrischen Gitarren. Im Gegensatz zum Surf wird hier aber der Vibratohebel weitgehend in Ruhe gelassen und auch Kompression und Reverb bleiben unangetastet. Die Komposition „Apache“ stammt von dem britischen Musiker Jerry Lordan, der zu der Melodie durch einen Burt Lancaster Film inspiriert wurde. „Apache“ wurde bis heute unzählige Male gecovert und gehört zum Standard Repertoire einer jeden Instrumentalcombo. Während The Shadows damit im UK und in Europa wochenlang erste Plätze belegten, erreichte der dänische Gitarrist Jörgen Ingman in den USA die Nummer 2 der Billboard Charts mit seiner Version von „Apache“, die etwas weicher und swingender klingt. The Shadows hatten bis ca. 1967 noch zahlreiche weitere Single Hits vor allem im UK, aber auch in Deutschland und Skandinavien, wo dieser Instrumentalsound ebenfalls äußerst beliebt war. Ich selbst wurde auf The Shadows erst 1967/68 aufmerksam, als mir bei einem Freund eine Greatest Hits LP der Band in die Hände fiel. Dieser für das Jahr 68 bereits sehr altmodisch und archaisch klingende Gitarrensound hatte es mir sofort angetan, und ich fing an Platten der Band zu kaufen, wann immer ich welche fand. Bis heute assoziiere ich mit dem Klang von „Apache“ und anderen Shadows Hits Vergangenheit, Ferne, Sehnsucht aber auch unbeschwerte Träume von Weite, Meer, unberührter Natur. „Quatermaster’s Stores“ wird als Traditional bezeichnet. Die Melodie geht wohl auf ein altes Soldatenlied aus dem ersten Weltkrieg zurück. Relativ schlicht und prägnant und natürlich hier vom typischen Gitarrensound geprägt. Das Cover dieser deutschen Single ist ziemlich albern. Man fand das in der Marketing Abteilung von EMI bestimmt originell und so schön passend zum Titel. Besonders rar und teuer ist die Single meines Wissens nicht.

Joey Dee And The Starliters – Ya Ya / Fanny Mae (Roulette, 1962)

Diese Single hörte ich zum ersten Mal irgendwann im Winter 1962/63 bei einer zehn Jahre älteren Cousine. Und schon als Neunjähriger war ich spontan von der schlichten und doch so lebendigen, aufregenden Nummer begeistert. Natürlich vergingen dann viele Jahre bis ich mich wieder dieser Single erinnerte, aber irgendwann in den 70er Jahren stach sie mir auf einem Berliner Flohmarkt ins Auge, und ich erleichterte meine Geldbörse um 50 Pfennige. Beide Tracks wurden live in der Peppermint Lounge in New York aufgenommen, wo Joey Dee & The Starliters damals quasi die Hausband waren. Joey Dee war Komponist des „Peppermint Twist“ und einer der Hauptvertreter dieser musikalischen Modewelle. „Ya Ya“ war 1961 ein R&B Hit für Lee Dorsey, der den Song auch zusammen mit Morris Levy und Clarence Lewis schrieb. Die Version von Joey Dee & The Starliters erschien in den USA zunächst nur im Rahmen einer Live LP. In Deutschland wurde „Ya Ya“ jedoch als Single veröffentlicht und erreichte Platz 4 der Charts. Der Song und auch Joey Dee und Band waren hier zu Lande offenbar enorm populär. Dem warmen Sound der Farfisa Orgel und dem flotten treibenden Rhythmus sowie dem repetitiven Charakter der Nummer kann man sich nur schwer entziehen. Gute Laune pur! Zwei Musiker der Starliters, Gene Cornish (g) und Felix Cavaliere (org), gründeten später The Young Rascals. „Ya Ya“ wurde auch immer mal wieder gecovert, u.a. vom Bremer Trio Gert Krawinkel, Stephan Remmler und Peter Behrens auf deren Debüt LP 1981. Die Single von Joey Dee & The Starliters ist nicht selten, in Top Zustand aber dann doch ihre 5-8 Euro wert.

The Rolling Stones – The Last Time / Play With Fire (Decca, 1965)

Meine erste LP überhaupt war “Big Hits, High Tide, and Green Grass” von The Rolling Stones, ein (natürlich selbst ausgesuchtes) Geschenk zu meinem 14. Geburtstag im Oktober 1967. Die meisten Tracks darauf kannte ich vorher eigentlich nicht, denn sie wurden ja kaum noch im Radio gespielt, und mein Interesse an dieser Musik hatte sich erst ein knappes Jahr zuvor so langsam entwickelt. Bald jedoch kannte ich jeden Ton der Platte auswendig. Die originalen Singles habe ich mir erst sehr viel später so nach und nach zugelegt. Damals reichte mein Taschengeld ja nicht mal für die aktuellen großartigen Singles der Stones und anderer. „The Last Time“ war die erste UK Nummer 1 aus der Feder von Mick und Keith. Und wahrscheinlich war das auch der Punkt, an dem die Band sich so richtig etabliert hatte. Für mich war die Single lange Zeit eine unter vielen hervorragenden Stones Singles, aber keineswegs eine ihrer besten. Das hat sich erst in den letzten 10-15 Jahren geändert. Wenn ich heute dieses gefährlich dräuende Riff höre, das mich immer auch ein bisschen an eine Sirene erinnert, bekomme ich sofort eine Gänsehaut. Dieser Song, vor allem aber diese Aufnahme hat eine wirklich bemerkenswerte Ausstrahlung. Aufbruch, Energie, aber auch ein klein wenig Resignation und Verlust stecken da drin. Gefühle, die allein durch die Musik schon trefflich vermittelt werden. Die B-Seite ist von einem ähnlichen Kaliber und steht der A-Seite kaum nach. Natürlich kommt das hier verhaltener zum Ausdruck. Die Warnung ist jedoch nur allzu deutlich: „Don’t play with me, ‚cause you play with fire.“ Genial instrumentiert mit akustischen Gitarren, einem verlorenen Tamburin und einer Art Spinett (oder was immer das ist). Dies hier ist eine holländische Ausgabe der Single. Genauso wie die deutsche Pressung nicht unbedingt selten, aber in Top Zustand erst ab ca. 25-30 Euro zu haben.

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