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The Names – Why Can’t It Be / Baby You’re A Fool (Fiction Records, 1977)
Während in New York und L.A. erste Punk und No Wave Bands von sich reden machten, feierte in den Zentren dazwischen Power Pop eine beachtliche Renaissance. In Europa hat diese Spielart des Pop ja nie richtig Fuß fassen können, obwohl es dann in den späten Siebzigern auch einige gute Bands vor allem im UK gab, die mit einer gewissen Berechtigung dazu gezählt werden dürfen. The Names stammen aus Chicago, und dieses hier ist meines Wissens ihre einzige Veröffentlichung. Aber was für eine! Ein gutes Beispiel dafür, dass Bands mit einer großartigen 7“ reüssieren, man aber danach nie wieder etwas von ihnen hört. Wer nur LPs kauft, dem entgehen solche Perlen ganz einfach. „Why Can’t It Be“ ist klassischer US Power Pop. Ganz knapp am Mainstream vorbei mit wundervollen Harmonien, erstklassiger Gitarrenarbeit zwischen Jangle und kräftigen Riffs, mit einem kurzen Solo und mit einem richtigen Schluss, der den Eingangslick aufnimmt und dann etwas sehr Endgültiges hat. Der Song ist ebenfalls klassisch. Sie konnten zueinander nicht kommen. Teenager Liebe und Drama. Die B-Seite klingt etwas kraftvoller und konventioneller, hat aber längst nicht die Klasse der A-Seite. In US Underground Pop Kreisen gilt die Single als kleiner Klassiker. Darüber hinaus wurde sie kaum bekannt, und zum Hit wurde sie auch nirgends. Die Musiker haben übrigens auch das typische Aussehen einer Seventies Power Pop Band: lange Haare, Nadelstreifenanzüge, schmale schwarze Krawatten. Genau so war ich zu meiner Hochzeit auch gekleidet. Die war allerdings erst sechs Jahre später. Zur Verfügbarkeit und zum Preis der Single kann ich nichts Genaues sagen, ich vermute jedoch, dass sie nicht ganz leicht oder preiswert zu haben ist.
The Shirts – Laugh And Walk Away / Can’t Cry Anymore (Harvest, 1979)
The Shirts waren eine New Wave, Power Pop Band aus New York, die im Fahrwasser von Blondie Ende der Siebziger Jahre auch in Europa – vor allem in Holland – einigen Erfolg verzeichnete. Die Sängerin Annie Golden hat ein klein wenig Ähnlichkeit mit Linda Ronstadt. The Shirts gründete sie 1975 mit überwiegend italienisch stämmigen Musikern aus der New Yorker Underground Pop Szene. Allerdings war Annie parallel am Broadway als Musical Sängerin und Schauspielerin beschäftigt. Dieser Beschäftigung geht sie wohl auch heute noch nach. „Laugh And Walk Away“ war der einzige kleine Hit der Band. Die Produktion und das Arrangement der Nummer ist schon sehr zeittypisch mit dem Stakkato artigen E-Piano, gehetztem Rhythmus und relativ trashigen Gitarren. Die Melodie ist jedoch wunderbar eingängig und hat einige überraschende Wendungen zugleich. Und der Text handelt von der Suche nach Glück und Selbstbestimmung. Mindestens eine LP ist von der The Shirts damals erschienen, eventuell noch weitere Singles. Auch die B-Seite der vorliegenden Single ist nicht schlecht. Herausragend ist jedoch der Track auf der A-Seite. Mit ihm hat sich die Band einen Platz in den Annalen des Power Pop redlich verdient. Ich glaube allerdings nicht, dass die Single sehr selten oder teuer ist. Eine holländische Pressung mit anderem Pic Sleeve sieht man häufiger.
The DC10s – Bermuda / I Can See Through Walls (A Certain Euphoria, 1980)
Auch hier wieder die einzige Veröffentlichung einer Band. The DC10s stammen aus Swansea, Südwales. Musikalisch kann man sie wahrscheinlich einer Mod, Power Pop Richtung zuordnen. Sie selbst haben sich vermutlich keiner Szene zugerechnet. Die großartige A-Seite der Single hat auch ein wenig Punk Attitüde. Nicht unähnlich der Musik, die in den Jahren zuvor von Wire oder The Swell Maps gespielt wurde. Eine repetitive Melodie ohne eindeutigen Refrain, mit vielen Breaks und ungewöhnlichen Sound und Studio Effekten arrangiert. Sicher inspiriert durch das etwas mysteriöse SF-lastige Thema des Songs. Die B-Seite ist dann schon eher „your average punk pop track“, durchaus catchy, aber lange nicht so toll wie „Bermuda“, das absolut simpel und ungewöhnlich zugleich klingt. Einmal gehört geht einem die stetige sonore Wiederholung des Wortes Bermuda nicht mehr aus dem Sinn. Eine in vielerlei Beziehung einmalige Single. Sehr schwer zu finden, wenn auch nicht exorbitant teuer. Mit ca. 40 € muss man rechnen für ein mint Exemplar.
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