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The Squires – Going All The Way / Go Ahead (ATCO, 1966)
Diese Runde von sechs Singles könnte man auch unter der Überschrift “Roots Of Power Pop” zusammenfassen. Bei allen sechs Singles sind die für den klassischen Power Pop der Seventies typischen Elemente bereits angelegt oder sogar schon voll ausgebildet. Den Anfang machen The Squires aus Bristol, Connecticut, deren einzige Single zwar nie zum Hit wurde, nicht mal regional, die aber dennoch zu den besten 7“45s nicht nur des Garage Pop Genres sondern der Sixties überhaupt gehört. Starke Worte, ich weiß. Aber jeder, der diese beiden Tracks auf den Pebbles Compilations 1 bzw. 2 Ende der Siebziger Jahre so wie ich erstmals hörte, war sofort hin und weg, ob der schieren Magie, der Perfektion in Song und Sound. „Going All The Way“ ist die perfekte Mischung aus Byrds Jangle und Who Power. Von der ersten bis zur letzten Note großartig! Die B-Seite steht dem nur wenig nach. „Go Ahead“ ist ein wundervoller Folkrocker ganz im Stil der Byrds anno 65/66. Beide Songs wurden vom Drummer und Sänger der Band Michael Bouyea geschrieben. Die Aufnahmen entstanden bei einer Session in den Capitol Studios in New York, die von der Band zunächst in eigener Initiative gebucht wurde. Atco Records zeigte sich beeindruckt und veröffentlichte die Single im Herbst 1966 – ohne messbaren Erfolg. Zwar stieg das Ansehen der Gruppe zuhause in Conecticut, aber 1967 wurde Bouyea eingezogen und musste nach Vietnam. Die Band löste sich auf, und das war’s. 1986 veröffentlichte Crypt Records eine Compilation LP mit allen Aufnahmen der Band. Heute zählt „Going All The Way“ zu den größten „Lost Classics“ der Sixties. Die Single ist für weniger als 100 US Dollar nicht zu haben. Meine ist eine Promo-Pressung, die übrigens wegen ihres besseren druckvolleren Klanges der regulären Pressung vorzuziehen ist.
Los Bravos – Bring A Little Lovin’ / Make It Last (Decca, 1968)
Den größten Hit der Band “Black Is Black” aus dem Jahr 1966 kennt wahrscheinlich jeder, der sich nur ein bisschen für Sixties Beat und Pop interessiert. Los Bravos waren eine der erfolgreichsten Sixties Bands in Spanien. Ihre Platten wurden aber auch weltweit veröffentlicht, und einige wurden sogar zu Hits. Gitarrist und Autor ihres großen Hits war übrigens der gebürtige Berliner Michael Kogel (a.k.a. Mike Kennedy). Der war allerdings bei dieser Single 1968 schon nicht mehr dabei. „Bring A Little Lovin’“ ist eine Komposition von Harry Vanda und George Young, deren Songs vor allem für The Easybeats (aus Australien) zu Hits wurden. Die Nummer hat einen treibenden von dem extrem knackigen Bass dominierten Rhythmus, für Sixties Beat eher untypische Bläsersätze und einen fast souligen Leadgesang. Dennoch klingt es mehr nach vorweggenommenem Power Pop als nach Sixties Soul. Die B-Seite ist eine zeittypische dezent orchestrierte Beat Ballade und auf jeden Fall überdurchschnittlich in Sound und Interpretation. „Bring A Little Lovin’“ mochte ich gleich nach dem ersten Hören damals im SF-Beat, der Jugendsendung des SFB. Warum diese Single kein Hit wurde, ist nicht mehr nachvollziehbar. Für mich hat sie nichts von ihrem Reiz verloren. Recht häufig findet man diese deutsche Pressung mit Pic Sleeve wohl nicht, daher muss man schon mit ca. 40 Euro für ein Exemplar in Top Zustand rechnen.
Shocking Blue – Send Me A Postcard / Harley Davidson (I.M.A. Records, 1970 / Metronome, 1968)
“Venus” kennt nun aber wirklich jede/r. Und Mariska Veres, die leider im Dezember 2006 verstarb, war neben Grace Slick die Schönste mit der aufregendsten Stimme in den späten Sixties. Die Band Shocking Blue wurde 1967 in Holland vom Gitarristen und Songschreiber Robbie van Leeuwen gegründet. „Send Me A Postcard“ war die erste in Deutschland veröffentlichte Single der Band. Damals noch kein Hit. Der kam erst ein Jahr später mit „Venus“. Dennoch ist „Postcard“ in mancher Beziehung die wesentlich bessere Single. Mit ihren Power Akkorden, der im Hintergrund quengelnden Orgel, dem fetten Fuzzgitarrensolo und Mariskas fordernder und zugleich klagender Stimme setzt die Nummer Maßstäbe. Selbst 1968 hatten nicht all zu viele Singles solche Qualitäten. Die A-Seite ist Proto Power Pop und weist damit nach vorne in die Siebziger. „Harley Davidson“ dagegen klingt mehr nach typischem R&B und Beat der Sechziger Jahre mit seinen an Animals und Artwoods erinnernden Orgelgrooves. Mein Exemplar hier ist eine schwedische Pressung der Single, die erst im Jahr 1970 erschien. Dort wurde „Postcard“ 1971 zum Hit. Und in Finnland kam eine finnischsprachige Coverversion der Sängerin Muska, die dem Original im Sound aber kaum nachsteht, auf Platz 1 im Sommer 1971. Meine schwedische Single habe ich für den Gegenwert von ca. 15 Euro vor etlichen Jahren in Finnland gekauft. Was eine deutsche Single mit Pic Sleeve heute kostet, kann ich nicht sagen. So ganz günstig wird man sie wohl nicht bekommen.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!