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The Svensk – Dream Magazine / Getting Old (Hansa Records, 1967)
Zuerst gehört habe ich diese Single im SF-Beat, der Jugendsendung des SFB, im Winter 1967/68. Ein Song, eine Aufnahme wie geschaffen für lange Winterabende bei Kerzenlicht und wärmendem Tee oder Glühwein. Eingeleitet wird der Track von einer Art Kirchenorgel, die im Hintergrund dann auch weiterspielt und im Mittelteil zu erneuter Dominanz mit einem Solo gelangt. Das Arrangement ist ansonsten schon eher Beat typisch mit prägnanter Schlagzeugbegleitung und einer elektrisch abgenommenen 12-saitigen akustischen Schlaggitarre. Hat ein bisschen was von einem Donovan Track. Das Tempo ist gebremst, die Melodie schlicht aber schön. Die B-Seite ist eine ebenso ruhige, ebenso verträumte Folk Rock Nummer. Mit den gedoppelten und stark verhallten Backing Vocals erinnert die Aufnahme ganz entfernt an „Still I’m Sad“ der Yardbirds. Der Song als solcher ist schlicht und unscheinbar. Vom Feeling her passt die Single wunderbar in die psychedelischen Spätsechziger in England. Und von dort kommt auch das Duo The Svensk. Wer sich dahinter verbirgt ist nicht mehr zu ermitteln. Die Single wurde von Larry Page produziert und erschien in England auf seinem Page One Label. Vermutlich blieb sie die einzige Veröffentlichung der beiden Briten, denn Erfolg war der Aufnahme weder dort noch hier beschieden, sieht man von den drei oder vier Einsätzen im SF-Beat damals ab. Gekauft worden ist die Single aber wohl doch vereinzelt. Mein Exemplar erbte ich von einem zwei Jahre älteren Jugendfreund, der sich Anfang der Siebziger Jahre von fast allen seinen Singles trennte. Heute ist die deutsche Pressung zwar recht rar, aber wohl nicht sonderlich begehrt. Um die 30-40 € für eine Top Copy muss man dennoch veranschlagen, denke ich.
Lemon Tree – William Chalker’s Time Machine / I Can Touch A Rainbow (Parlophone, 1968)
Auf meinen Streifzügen durch die Plattenläden Berlins landete ich Mitte der Siebziger Jahre auch hinterm Schloss Charlottenburg im Tegeler Weg bei Platten-Pedro. Pedro hatte damals einen extra Laden nur mit Singles. Da gab es auch einen kleinen tragbaren Plattenspieler, in den man die schwarzen Scheiben seitlich hineinsteckte, um sie abzuspielen. Pedro ließ einen da so lange man wollte Singles anhören. Ich verbrachte also ganze Nachmittage damit, die ungeordneten Kästen und Waschkörbe zu durchforsten und vom Cover oder Titel her vielversprechende Singles anzutesten. So kam ich auch zu „William Chalker’s Time Machine“, der deutschen Pressung auf Odeon. Die habe ich dann allerdings später in meinem Laden in Schöneberg wieder verkauft. Doch vor einigen Monaten fand ich diese holländische Pressung, die ich schon wegen des wundervollen Pic Sleeves sofort kaufte. Die Band Lemon Tree stammt aus Birmingham wie The Move und The Idle Race. Und zum Umfeld dieser Gruppen gehörte sie auch. Diese Single wurde vom ehemaligen Move Bassisten Ace Kefford geschrieben und von Andy Fairweather-Low und Trevor Burton produziert. A- und B-Seite klingen auch wie eine typische Move Single, wobei die „Time Machine“ eher catchy und fetzig ist, die „Rainbow“ Seite eine Spur verhaltener. Vor allem bei „Time Machine“ wird alles an Studiotechnik und Gimmicks aufgefahren, was seinerzeit angesagt war. Entstanden ist so eine klasse Pop Single zwischen Freakbeat und frühem Power Pop. Zu einem Hit hat es dann aber nicht gelangt. Ob nun diese holländische oder die deutsche Pressung mit ebenfalls ansehnlicher Bildhülle, die Single ist eher rar. Unter 50 € wird man sie in Top Zustand wohl nicht bekommen. Die englische ohne Pic Sleeve dürfte etwas günstiger sein.
Jimmy Curtiss – Johnny Get Your Gun / For What I Am (Perception, 1969)
Nach dieser Single habe ich ungefähr 20 Jahre lang gesucht, praktisch seit ich von ihrer Existenz erfuhr. Zu Jimmy Curtiss habe ich an anderer Stelle schon so Einiges geschrieben. Und der Mann wird uns auch hier noch mindestens ein weiteres Mal begegnen. Diese Single ist seine letzte Solo Veröffentlichung. Sie erschien 1969 als Auskopplung aus seinem einzigen Solo Album „Life“. Curtiss betrieb damals in New York mit anderen eine eigene Produktionsfirma und ein eigenes Label, Perception Records. „Life“ ist eine Singer/Songwriter Platte im Stil von Leuten wie Emmitt Rhodes oder auch James Taylor. „Johnny Get Your Gun“ ist ein typischer Antikriegssong, der an Folk Traditionen ebenso anknüpft wie an den Folk Pop von P.F. Sloan u.a. Melodie, Text und Arrangement bilden eine perfekte Einheit, die absolut überzeugend wirkt. Warum der Aufnahme und dem Song kein Erfolg beschieden war, ist mir nicht so leicht erklärlich. Vielleicht war der Text schon zu radikal, vielleicht reichte die Promotion der kleinen Firma Perception nicht aus. Ich finde den Song großartig, und ich bekomme nach wie vor eine Gänsehaut, wenn ich ihn höre. Die B-Seite „For What I Am“ ist ebenfalls ein folkiger Pop Song, in dem es ganz schlicht und ergreifend um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Abgesehen von einer hübschen und ungewöhnlichen melodischen Wendung im Refrain, ist dieser Track aber eher unscheinbar. Er ist übrigens nicht auf der LP und auch sonst nirgends veröffentlicht. Ich weiß nicht genau, ob die Single überhaupt offiziell je veröffentlicht wurde. Mein Exemplar ist eine Promo Copy. Ich habe wie gesagt in 20 Jahren auch nur dieses eine Exemplar gefunden. Die LP dagegen taucht immer mal wieder bei eBay oder bei US Händlern auf, zu einem normalen Preis von ca. 15-20 € meist. Diese Single hat mich 10 US Dollar gekostet.
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