Re: Mikkos 7" Faves

#3431173  | PERMALINK

mikko
Moderator
Moderator / Juontaja

Registriert seit: 15.02.2004

Beiträge: 34,399

The Monks – Love Can Tame The Wild / He Went Down To The Sea (Polydor, 1967)

Irgendwann im Herbst 1966 sah ich The Monks im Beat Club. Da war ich noch gar nicht so richtig infiziert von der Beatmusik. Aber diese Band – die da wohl ihre erste Single „Oh How To Do Now“ präsentierte – hinterließ bei mir einen starken Eindruck. Dass die mit ihren Mönchskutten und Tonsuren und dieser irgendwie schrägen Musik anders waren als die anderen Beat Gruppen, das merkte sogar ich als gerade mal 13-jähriger unbedarfter und zufälliger Augen- und Ohrenzeuge. Für lange Zeit blieb das mein einziger Kontakt mit der Band. Erst Jahre später wurde ich wieder auf die Monks aufmerksam. Und als 1979 ihre einzige LP wiederveröffentlicht wurde, kaufte ich die sofort. Die gesamte Bandstory werde ich hier jetzt nicht erzählen. Die müsst ihr anderswo nachlesen, im Fanzine „Ugly Things“ z.B. oder in der Biographie des Monks Bassisten Eddie Shaw „Black Monk Time“ oder auf der Homepage der Band www.the-monks.com. Den Dokumentarfilm „The Transatlantic Feedback“ kann ich auch sehr empfehlen. Drei Singles gibt es von The Monks. Die erste ist auch auf der LP, die zweite und dritte sind es nicht. Diese hier ist die dritte und letzte. „Love Can Tame The Wild“ ist zwar schon von der Instrumentierung her eine typische Monks Nummer, aber der Track ist nicht so wild und kompromisslos wie etliche andere Aufnahmen der Band, die vor allem von den späteren und jüngeren Anhängern des Monks Sounds geschätzt werden. Der Track beginnt wie eine Vaudeville Nummer im 4/4 Takt und erinnert auch ein bisschen an zeitgleiche britische Pop Singles etwa der Kinks oder der Bonzo Dog Doo Dah Band. Das als quasi Refrain ständig wiederholte „Love Can Tame The Wild“ könnte als Zugeständnis der Monks an die Flower Power Bewegung verstanden werden. Das fast hymnisch vorgetragene Versprechen eines „Silver Moonlights“ wäre wohl mit der nie produzierten zweiten LP eingelöst worden, hätte sich die Band nicht schon 1967 aufgelöst. Gegen Ende der A-Seite hört man ein kurzes aber ziemlich abgefahrenes Solo auf dem Honky Tonk Piano. Dann fadet die Aufnahme nach 2 ½ Minuten aus. Die B-Seite „He Went Down To The Sea“ gefällt mir noch viel besser. Das ist das Monks Äquivalent eines Psych Pop Tracks. Mit einem ungewöhnlichen 6/8 Rhythmus, einer ständig wiederholten jangly Gitarrenfigur, Flöten und Triangeln im Hintergrund, einer Gesangsmelodie, die zwischen Kopf- und Bruststimme ständig pendelt, und schließlich einem Trompeten Solo kurz vor dem Ende. Insgesamt ist das eine der ungewöhnlichsten wie seltsamsten Singles des an Kuriositäten bestimmt nicht armen Jahres 1967. Die Originalsingle dürfte hoffnungslos rar sein. Das hier ist eine erst 2005 erschienene originalgetreue Nachpressung, die bei dem einem oder anderen Mail Order noch für 10 Euro erhältlich ist.

The Jefferson Handkerchief – I’m Allergic To Flowers / The Little Matador (Challenge, 1967)

Noch so eine Kuriosität aus dem Summer Of Love. Zum ersten Mal hörte ich diesen Song, diese Aufnahme auf einem der ersten „Pebbles“ Sampler, die seit 1979 erschienen und die bis dahin weitgehend unbekannte Geschichte von Psychedelic Punk und Garage Pop der Sixties aufarbeiteten. Wie ich dann in den Liner Notes der in Deutschland veröffentlichten „Mindrocker“ Reihe nachlesen konnte, handelt es sich hierbei um einen Gag, den sich Studiomusiker in Kalifornien im Sommer 1967 erlaubten. Eine Band Jefferson Handkerchief existierte also nie wirklich. Dennoch ist die A-Seite dieser Single musikalisch absolut authentischer Westcoast Psych Pop, wie ihn Jefferson Airplane oder Strawberry Alarm Clock kaum besser hinbekommen hätten. Der Text nimmt natürlich die Blumenkinder ordentlich auf die Schippe. Tja, mit einer Allergie gegen Blumen jeglicher Art musste man im San Francisco des Sommers 1967 zwangsläufig ununterbrochen niesen. Die B-Seite lässt dann aber doch deutlich erkennen, dass es sich hier um einen Fake handelt. Eine pseudo-lateinamerikanische Instrumentalnummer ist „The Little Matador“; sauber gespielt aber nur mäßig originell. Die Single war kein Hit (wahrscheinlich nicht mal ein regionaler) und ist wohl ziemlich selten. Ich habe dieses Promo-Exemplar erst kürzlich bei eBay für 30 US Dollar gekauft. Ich sah die Single aber auch schon für den dreifachen Preis weggehen.

Neil McArthur – She’s Not There / World Of Glass (Deram, 1968)

Diese Single bekam ich von einem DJ im Pop Inn (einem Jugendclub in Berlin Steglitz) Anfang des Jahres 1969 geschenkt, als der seine Diskothek aufräumte. Ich möchte betonen, dass ich lange Zeit nicht wusste, wer Neil McArthur ist, und dass es eine Originalversion dieses Songs bereits vier Jahre zuvor gab. In diese Version von „She’s Not There“ habe ich mich jedenfalls sofort verliebt. Dieses etwas überspannte, mild psychedelische, typische Spät-Sixties Arrangement ist einfach wunderbar. Es verleiht dem Song eine zusätzliche Dramatik, die den Verlust der Angebeteten noch unüberwindlicher erscheinen lässt. Dieses Geigen Crescendo zu Beginn, dann die softe Akustikgitarre, die wundervolle Stimme Colin Blunstones, die sacht einsetzende Fuzzgitarre, der knackige E-Bass, später die Geigen und die aufrührenden Drumfills. Im Zwischenteil dann Flöte und erneute Streicher Ekstase. Die Dynamik des Ganzen ist unglaublich! Eine absolut perfekte Pop Produktion, wie ich sie so sehr liebe! Für mich bleibt das immer die ultimative Version des Songs. Auch wenn ich die ursprüngliche Aufnahme der Zombies natürlich inzwischen längst kenne und ebenfalls schätze. Ja, Neil McArthur ist Colin Blunstone, der ehemalige Leadsänger der Zombies. Nach dem Ende der Band versuchte er unter diesem Pseudonym eine Solo Karriere zu starten. Unter dem Namen Neil McArthur erschienen drei Singles, von denen diese hier mit Abstand die beste ist. Dann machte Colin unter seinem richtigen Namen weiter. Mit etwas mehr Erfolg wohl, wenn auch die großen Hits ausblieben. Aber zurück zur vorliegenden Single. Die B-Seite ist eine sehr ruhige, verträumt melancholische Folk Pop Nummer. Sehr schön, wie ich finde, auch wenn sie natürlich lange nicht die Klasse der A-Seite erreicht. In England kam die Single sogar in die unteren Regionen der Charts. Hier in Deutschland war sie ein totaler Flop. Es gibt sie auch als holländische und belgische Pressung mit nahezu identischem Pic Sleeve. Relativ selten ist sie in allen drei Versionen. Nur die englische Pressung ohne Bildhülle taucht häufiger auf. Die deutsche Pressung dürfte so um die 30-40 € kosten in Top Zustand.

--

Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!