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The Rolling Stones – Jumpin’ Jack Flash / Child Of The Moon (Decca, 1968)
Wo fang ich an? – Am besten am Anfang. Dieses Gitarrenriff ist so unglaublich! Eine akustische Gitarre und diese Power! Diese Bestimmtheit. Diese Dynamik. Die Wärme im Klang. Dieses leichte Nachschwingen der Saiten. So und nicht anders muss es klingen. Dann setzt der Gesang ein: „One Two!“ kommandiert Mick und leitet damit die eigentliche Rhythmuslinie, das Grundmotiv ein. „I was born in a crossfire hurricane.” Und dann im Refrain: “But it’s alright, in fact it’s a gas!” Das kommt so locker, so selbstverständlich. Vollkommen laid back. So nebenher fast. Und doch mit einer Intensität, der man sich nicht entziehen kann. Lediglich die Gitarre zieht etwas an. Später dann so eine Art Solo, ein Zwischenteil. Das Tempo bleibt immer gleich, aber die Intensität nimmt zu. Gegen Ende klingt es, als spielten da zehn akustische Gitarren. Stromgitarren sind aber auch dabei. Eine auf jeden Fall. Ich habe den Film im Beat Club damals auch gesehen, mit dem diese Single präsentiert wurde. Gleich gekauft und 20x hintereinander gehört. Trotzdem hielt das Feuer bei mir zunächst nicht an. Zu viele andere neue und tolle Eindrücke, auch Platten, gab es damals. „Child Of The Moon“ passte dann viel besser zu meinem Lebensgefühl Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger. Zauberer und Elfen, Hippie Mädchen und Räucherstäbchen standen im Zentrum meines Interesses. Diese verträumte Langsamkeit des Seins wurde von der Aufnahme mit exotisch klingenden Gitarren und schwebender Orgel und der gleichsam betörenden Melodie sowie Micks gedehntem Gesang auf wunderbare Weise gespiegelt. Erst Jahre später rückte die A-Seite der Single wieder in meinen Fokus. Zusammen mit dem Album, das zur gleichen Zeit wie die Single entstand. Heute weiß ich, das hier ist eine der besten Singles der Stones, ja eine der besten Singles überhaupt! Selten oder besonders teuer ist sie wohl nicht, da sie zigtausendfach verkauft wurde damals.
Creedence Clearwater Revival – Fortunate Son / Down On The Corner (America 1969)
Auch hier ein großartiges, einmaliges Gitarrenriff. Ich habe diese Band damals zwar wahrgenommen – wie auch nicht, sie wurde überall im Radio gespielt und hatte Hit auf Hit – aber zunächst ihre schlichte Genialität gar nicht zu schätzen gewusst. Ich war halt auf dem Hippie Trip. Die meisten CCR Singles habe ich aber gekauft. Nur um sie bald wieder zu verkaufen wie fast alle meine anderen Singles, weil ich ja nun LPs kaufen wollte. Aber das gehört nicht hierher. Richtig großer John Fogerty und CCR Fan wurde ich erst durch meine Bekanntschaft mit der finnischen Rockmusik. In Finnland werden CCR nämlich beinahe stärker verehrt als die Stones. Dieser vergleichsweise einfache, Blues und Country informierte Rock’n’Roll findet bei jeder zweiten finnischen Rock Band der vergangenen 30 Jahre seinen Widerhall. „Fortunate Son“ war bereits die fünfte Single der Band. D.h. eigentlich war „Down On The Corner“ die A-Seite und natürlich auch der Hit. Und mit seinem Shuffle Rhythmus, der eingängigen Melodie und den zweifellos vorhandenen Ohrwurm Qualitäten, war es vollkommen zu recht ein Hit. Aber mir gefiel schon damals instinktiv die andere Seite viel besser. Auf den Text hatte ich gar nicht geachtet. Der hat jedoch eine Brisanz – zu Zeiten des Vietnamkriegs ganz besonders – die den Song bis heute aktuell erscheinen lassen. Während sich die Söhne der Reichen und Einflussreichen vom Militärdienst loskaufen konnten und immer noch können (auch wenn es heute keine Wehrpflicht mehr gibt in den USA), wurden und werden die Jungs aus den unteren Gesellschaftsschichten in Vietnam oder heute im Irak verheizt. Musikalisch ist das trefflich umgesetzt mit kraftvollen, fast aggressiven Gitarrenakkorden und einem treibenden, stürmischen Rhythmus. Insgesamt wie gesagt relativ schlicht, aber voller Power und Dynamik. Großartig auch der Break in der Mitte. Kräftig geschlagene einfache Akkorde können so viel ausdrücken. Die Single hier ist aus Frankreich, wo CCR auch Riesenerfolg hatten. In Deutschland erschienen ihre Platten auf Bellaphon, unter Vertrag (einem ziemlichen Abzockervertrag übrigens) waren sie jedoch in den USA bei Fantasy Records. CCR Singles sind meist nicht teuer und relativ häufig.
Humble Pie – Natural Born Bugie / Wrist Job (Immediate, 1969)
Als sich The Small Faces zum Jahreswechsel 1968/69 auflösten bzw. Steve Marriott die Band verließ, bekam ich das zunächst gar nicht mit. Ich las damals noch keine englischen Musikzeitungen, und hiesige Medien meldeten derartige „Banalitäten“ mit erheblicher Verspätung, meist jedoch gar nicht. Also erfuhr ich davon erst durch diese Single, die spätestens im Sommer 1969 auch hier zu Lande oft im Radio gespielt wurde. Peter Frampton (ex The Herd) hatte die Band mit dem Drummer Jerry Shirley gegründet, Steve Marriott und Greg Ridley (ex Spooky Tooth) stießen bald dazu. Back to the Roots, war ihre Devise. Keine psychedelischen Eskapaden, nicht ausufernde Soli oder mäandernde Klangteppiche waren das Ziel. Schlichten Blues infizierten erdigen Rock wollten sie spielen. Ein paar folkloristische Elemente inklusive. Mit „Natural Born Bugie“, das Dank Steves Songwriting Talent auch ein echter Popsong ist, ist das vortrefflich gelungen. Bei „Wrist Job“, der B-Seite, ist dann allerdings auch ein wenig vom zeittypischen Hammond dominierten progressive Rock zu hören. Progressive hier im positiven Sinn verstanden, wie in Spooky Tooth oder Procol Harum. Humble Pie wurde damals als eine Art Supergroup gesehen. Hatten doch alle Bandmitglieder bereits erfolgreiche Pop Karrieren hinter sich. Nach der Pleite von Andrew Loog Oldhams Immediate Records wechselte die Band zu A&M in den USA. Dort hatte Humble Pie in den frühen Siebzigern den größten Erfolg mit Soul infiziertem Blues Rock, besonders auch live. Die Single, eigentlich ihr einziger richtiger Singlehit, ist wohl weder besonders selten noch teuer.
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