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Cupid’s Inspiration – Yesterday Has Gone / Dream (CBS, 1968)
1968 reichte mein musikalischer Horizont noch kaum über die regelmäßigen in Berlin empfangbaren Radiosendungen mit Beatmusik und den monatlichen Beat Club von Radio Bremen hinaus. Und im Beat Club sah und hörte ich denn auch diese Band zum ersten Mal im August 1968. Sofort eingenommen war ich von der klagenden Melodie, mehr aber noch von dem theatralischen Arrangement mit Geigen, Bläsern, dem ganzen großen Orchester eben. Diese Arrangements waren für eine bestimmte Sorte britischer Popmusik zu jener Zeit ganz typisch. The Love Affair oder Barry Ryan sind andere bekannte Beispiele. Barocke Beatmusik möchte ich es nennen. Denn für mich und meinesgleichen war auch das immer noch Beat. Im Gegensatz zu Schlager etwa. Die Band war ganz zeitgemäß in Rüschenhemden, Kaftans und andere exotische Kleidung gewandet. Die Haare zwar lang, aber wohl frisiert. Backenbärte waren schwer im Kommen. Dies war quasi der Mainstream Pop damals im UK. Die Band spielte wohl noch mehr Singles und sogar ein Album ein, blieb aber das typische One-Hit-Wonder. Die B-Seite der Single „Dream“ ist etwas R&B orientierter und sogar ziemlich gut. Der Sänger hat eine kräftige Bariton Stimme, die er bei beiden Songs trefflich einzusetzen versteht. Und er ist ein weiteres Beispiel dafür, dass man auch mit einem Pferdegesicht Popstar werden kann. Selten oder teuer ist diese Single wohl nicht.
Richard Harris – Mac Arthur Park / Didn’t We (RCA Victor, 1968)
So. „Hey Jude“ ist also die längste Single der Welt? Oder zumindest die erste über 7 Minuten? – Stimmt nicht. „MacArthur Park“, die Single, erschien bereits im Frühjahr 1968 und ist 7:20 lang. Aber abgesehen von solch eher albernen Rekorden, das hier ist ein ganz wunderbares und eigentümliches Stück Musik. Das sei Mädchenmusik, hieß es damals (und auch heute noch bisweilen). Mich hat’s nicht gestört. Ich habe mich sofort in diesen Song und vor allem diese Aufnahme, diese mini-Oper verliebt. Die Geschichte, der Song ist eigentlich ziemlich absurd. Überspannt könnte man sagen. Ich meine, was sollen uns solche Lyrics bedeuten? „Someone left the cake out in the rain. I don’t think that I can take it, ‘cause it took so long to bake it…” Ok, inzwischen weiß ich auch, wie man den Song interpretieren kann. Damals war mir das egal. Er war einfach groß, geheimnisvoll, melancholisch, bombastisch ohne kitschig zu sein. Der Sänger Richard Harris war im übrigen ein ziemlich guter Schauspieler von internationalem Format. Im Oktober 2002 starb er, nachdem er gerade den zweiten Teil von Harry Potter abgedreht hatte, im Alter von 72 Jahren an Krebs. Der Komponist Jim Webb hat „MacArthur Park“ auch arrangiert und produziert. Er ist einer der großen amerikanischen Komponisten der Gegenwart. Auch wenn ihm Manches vielleicht zu süßlich und glatt geriet. Die B-Seite der Single ist hübsch, aber imgrunde mehr Füller als alles andere. „MacArthur Park“ erreichte in den US Charts Platz 2, und auch im UK und in Deutschland wurde die Single ein Hit. Sie ist weder besonders selten noch teuer, nehme ich an.
J.J.Light – Heya / On The Road Now (Liberty, 1969)
Bis zum Ende des Jahres 1969 habe ich jede Woche meine persönlichen Charts in ein Schulheft notiert. Wenn man diese Charts für das Jahr 69 auswertet, dann ist das hier meine Nummer Eins gewesen damals. Erstaunlich, muss ich heute dazu sagen. Aber schlecht ist diese Single nicht. Bewahre! Amerikanischer R&B mit einem gewissen Exoten-Faktor und der Ahnung kommender Hardrock Banalitäten. J.J.Light war (ist) ein Indianer. Und „Heya“ ist eine Art Tribal Hymn, ein Stammesgesang. Das Arrangement, der Sound der Aufnahme bewegt sich irgendwo zwischen Hendrix informiertem Acid Rock und wie gesagt simplem Proto-Hardrock. Obwohl der Song, die Aufnahme aus den USA stammt, war die Single nur in Deutschland und Italien (vielleicht auch noch anderswo in Mitteleuropa) ein kleiner Hit. Vor allem in den Ende der 60er aufkommenden Diskotheken wurde die Single rauf und runter gespielt. Das Cover vermeldet groß und breit „Originalaufnahme“, und das nicht ohne Grund. Es gab nämlich sowohl von der deutschen Band Geronimo als auch von Adriano Celentano Aufnahmen des Songs, die dem Original chartmäßig durchaus Paroli boten. Während der Italiener wenigstens stimmlich mit dem Indianer mithielt, lieferten die Pseudo-Rothäute Geronimo eine dumpfe Krautrock Version, die dennoch die insgesamt erfolgreichste wurde. Leider. Die Rückseite dieser Single hier ist quasi eine Fortsetzung der A-Seite, ohne deren Intensität, aber immer noch ganz passabel. Wie selten oder teuer die Single ist, kann ich nicht sagen. Allzu doll wird es aber nicht sein.
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