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Eddie Cochran – Summertime Blues / Let’s Get Together (Liberty Records, 1958/1968)
Kennen gelernt habe ich den “Summertime Blues” 1968 in der Version von Blue Cheer. Aber dankenswerterweise wurde das Original ob des Cover Erfolgs wiederveröffentlicht. Auch wenn ich die Blue Cheer Aufnahme des Songs nicht rundweg ablehne (in ihrer brachialen Brutalität hat sie durchaus was), Eddie Cochrans Original aus dem Jahr 1958 ist so viel angemessener und einfach brillant in dieser Schlichtheit. Eine Minute und 55 Sekunden akustischer Rock’n’Roll! Großartig! D.h. es kann sein, dass da auch noch eine elektrisch verstärkte Gitarre den Rhythmus unterstützt. Im Prinzip ist es aber nur Eddies Akustikgitarre, die die Akkorde schrummt. Dazu kommen Handclaps und Eddies prägnante Stimme ganz vorn. Die durch enormen Hall entstellte zweite Stimme übernimmt den Part der ungeliebten Autorität. Der Song selbst ist natürlich ein Klassiker, der die Nöte eines Teenagers beschreibt, der in den Ferien jobbt und ständig irgendwo aneckt. Die B-Seite hier ist eine kleine Abwandlung des Klassikers „C’mon Everybody“. Eigentlich ist nur die Hookline „C’mon Everybody“ durch „Let’s Get Together“ ersetzt. Und auch hier die typische halbakustische Gretsch Gitarre, Schellenring und Eddies Stimme. Eddie Cochran wurde am 3. Oktober 1938 in Oklahoma geboren. Er begann seine Karriere als Teil der Cochran Brothers 1954. 1956 trennt sich das Duo, und Eddie feiert durch Auftritte in Filmen wie „The Girl Can’t Help It“ und „Untamed Youth“ erste große Erfolge. 1960 stirbt er in Bath, in Großbritannien, an den Folgen eines Autounfalls während einer UK Tournee. Er gehört neben Gene Vincent, Buddy Holly und natürlich Elvis zu den ganz Großen des weißen amerikanischen Rock’n’Roll. Diese Single ist wahrscheinlich nicht viel häufiger als das Original von 1958 zu finden. In Top Zustand findet man beide nicht so leicht. Die Ausgabe von 1958 dürfte jedoch – auch ohne Pic Sleeve – die teurere sein.
Buddy Holly – Peggy Sue / Rave On (Coral, 1957/58)
Auch dies hier keine Originalsingle. Vermutlich erschien diese Hit-Kopplung aber schon in den frühen Sixties. „Peggy Sue“ ist ebenfalls ein Beispiel für die spartanische Effektivität des frühen Rock’n’Roll. Eine halbakustische Gitarre, ein treibender Trommelrhythmus, der mit nur zwei Toms auskommt. Dazu Buddys typischer Hick-up Gesang, und dann ein heftiges ganz nach vorn gemixtes Gitarrensolo, das diesen Namen eigentlich kaum verdient, und doch unglaublich beeindruckt. „Rave On“ weist dagegen schon ein fast opulentes Arrangement auf mit zusätzlicher bassähnlicher Rhythmusgitarre, Backup Vocals und Piano Solo. Abgesehen vom großartigen Songwriting, es ist erstaunlich, mit welch geringem aber effektivem Aufwand hier Dynamik entsteht und absolut mitreissende Musik präsentiert wird. Buddy Holly war der erste Rock’n’Roller, der sich selbst produzierte. Geboren 1936 in Lubbock, Texas, trat er bereits mit 13 bei Country Shows auf. Sein Durchbruch zum Rock’n’Roll Sänger, Komponist und schließlich Star kam 1956/57 noch mit The Crickets, von denen er sich 1958 trennte. Er starb am 3. Februar 1959 bei einem Flugzeugabsturz in Iowa. Doch Buddy Hollys Platten wurden immer wieder neu veröffentlicht und finden bis heute auch immer noch neue Liebhaber. Zu Preis und Rarität dieser speziellen Single kann ich nicht sehr viel sagen. Ich fand sie auf einer Börse vor einigen Jahren für relativ kleines Geld. Aber Buddy Holly Originalsingles dürften generell eher weniger günstig zu haben sein.
The Johnny Burnette Trio – The Train Kept A-Rollin’ / Honey Hush (Coral, 1956)
Dies ist eine Replika, also eine originalgetreue Nachpressung aus jüngerer Zeit, die ich erst vor wenigen Monaten erwarb. Der Fifties Rock’n’Roll und Rockabilly ist für mich noch immer weitgehend Terra Incognita. Bis auf die ganz großen Hits der Zeit kenne ich wenig. Und so wurde mein Interesse für Johnny Burnette und sein Rock’n’Roll Trio auch erst durch Diskussionen in Internetforen und Sammlerkreisen geweckt. Und dabei kenne ich die Version der Yardbirds von „Train Kept A-Rollin““ schon seit Jahrzehnten. Doch seit ich das Original endlich mal bewusst gehört habe, bin ich vollkommen begeistert von dieser puren Energie, dieser Dynamik, dieser ungestümen rohen Brillanz! Dieser Sound brennt! Buddy Holly und Eddie Cochran wirken dagegen fast schon wie Mainstream Pop. – Nee, Nee – keine Bange. Aber diese rohe ungeschliffene Kraft von Spiel und Gesang hier, das ist eigentlich Punk. Oder doch ein früher Vorläufer. Das hat Unmittelbarkeit und etwas absolut Zwingendes. Die Gitarre klingt so brutal laut, auch bei „Honey Hush“, immer kurz vorm Verzerren. Und der Gesang hat eine Unabdingbarkeit, eine Präsenz, die keinen Widerspruch duldet. Unglaublich! – Johnny Burnette und sein Bruder Dorsey, sowie ihr Kumpel Paul Burlison waren eigentlich eher Hobbymusiker. Tagsüber arbeiteten sie als Elektriker. In der gleichen Firma übrigens, bei der ein gewisser Elvis Presley als Kraftfahrer beschäftigt war. 1956 gingen die drei nach New York und bekamen auch tatsächlich einen Plattenvertrag. Ein paar Singles und eine 10“ LP erschienen. Nichts davon brachte den großen Erfolg. Und 1957 löste sich das Trio auf. Johnny sang später in den frühen Sixties Pop Balladen mit einigem Erfolg. 1964 ertrank er beim Angeln. Der Begriff Rockabilly wird allgemein auf den Sound des Johnny Burnette Trios zurückgeführt. Heute gilt die Band als legendär und wegweisend. Ihre Originalplatten sind sehr gesucht und entsprechend teuer. Eine deutsche Original EP der Band erzielte kürzlich einen hohen dreistelligen Euro Betrag. Diese Nachpressung dagegen kostete mich lediglich 12 US Dollar inklusive Porto.
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