Re: Mikkos 7" Faves

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mikko
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Moderator / Juontaja

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Alphaville – Forever Young / Welcome To The Sun (WEA, 1984)

Diese an sich fast kitschige Synthi Pop Ballade habe ich von Anfang an geliebt. Die Melodie ist schlicht großartig! Auch noch in der Coverversion „Forever Punk“ der Goldenen Zitronen. Aber das Original bleibt natürlich das Original. Und die Zitronen haben die Melodie ja auch nur für ihre eigene ganz andere Botschaft geliehen. Alphaville waren zu Beginn drei Teenager aus der Provinz, die in Berlin Schöneberg in einer WG zusammen lebten und mit vergleichsweise primitiven Synthesizern anfingen Musik zu machen. Was dabei herauskam war relativ bald weltweit erfolgreicher Synthi Pop. Etwas, das mich eigentlich nie besonders interessiert oder gar begeistert hat. Diese Single ist die berühmte Ausnahme von der Regel. Hier stimmt alles. Die Melodie wie gesagt, der Sound, das sich aufbauende dramatische Arrangement, das zum Schluss fast schon bombastisch wird. Und der entwaffnend naive Text, der jedoch ein Lebensgefühl in den frühen 80ern trifft, wie es nur solche Poptexte so selbstverständlich können. „Let’s dance in style, let’s dance for a while. Heaven can wait, we’re only watching the skies, hoping for the best, but expecting the worst. Are they gonna drop the bomb or not…” Dieser Fatalismus gepaart mit der romantischen Vorstellung ewiger Jugend ist es, der mich auf seltsame Weise berührt bei diesem Song. Auf der B-Seite eine hübsche kleine Piano Melodie zu einem Loblied auf den Sommer. Was Marian Gold & Co. sonst noch veröffentlicht haben, ist in meinen Ohren alles nicht so wichtig. Diese Single jedoch ist groß! Das Cover ist leider ziemlich hässlich. Die Single ist weder selten noch sollte sie mehr als 2-3 Euro kosten.

The Dentists – Strawberries Are Growing In My Garden (And It’s Wintertime) / Burning The Thoughts From My Skin / Doreen (Spruck Records, 1985)

Jingle Jangle Gitarrenpop, bezaubernde Harmonien, glockenheller Gesang, eine schlichte aber wirkungsvolle Melodie, und ein fast schon furioses Finale. Wer diese Single hört und nicht sofort von Glückshormonen überwältigt wird, versäumt viel. Gute Popmusik kann so einfach sein. The Dentists waren eine Britpop Band aus der Medway Gegend (Grafschaft Kent), gegründet Anfang der 80er Jahre, als noch niemand den Begriff Britpop verwandte. Diese ihre Debüt Single wurde von Allan Crockford produziert, der ansonsten mit The Prisoners (aus der gleichen Gegend) allerfeinsten Mod Beat spielte. Auch das kurz darauf folgende Album entstand aus dieser Zusammenarbeit und erschien ebenfalls auf dem bandeigenen Label Spruck Records. The Dentists gehörten zu den aktivsten und langlebigsten Bands dieser britischen Indie Pop / Mod Pop Szene der 80er Jahre. Sie brachten es sogar zu Veröffentlichungen in den USA und wurden 1994 von Eastwest Records unter Vertrag genommen. Allerdings waren sie den Major Deal aufgrund geringen Erfolgs schnell wieder los. Fünf LPs und etliche Singles und EPs erschienen bis 1995 auf diversen Labels. Da einen Überblick zu behalten, ist gar nicht so leicht. Alle ihre Platten kenne ich nicht, aber obwohl sie weiter durchaus hörenswerten charmanten Gitarrenpop produzierten, halte ich diese Debüt Single für ihr Meisterwerk, das sie nie toppen konnten. Ob die Single besonders teuer ist, kann ich nicht beurteilen. Leicht zu finden ist sie vermutlich nicht.

The Chills – Pink Frost / Purple Girl (Flying Nun Records, 1984)

Dunedin, Neuseeland, Anfang der 80er Jahre. In dieser südlichsten Stadt dieses weitabgelegenen Landes entstand damals eine eigene Musikszene mit einem ganz eigenen Sound. Eines der bekanntesten und faszinierendsten Beispiele ist diese Single, dieser Song. Pink Frost ist ein Song über das Sterben. Über die Angst davor. Aber sowohl die leicht melancholische Melodie wie vor allem das Arrangement und die Produktion des Tracks haben eine vage Luftigkeit, etwas einlullend Schwebendes. Wie in einem Rausch fühlt man sich beim Hören. Als stünde man neben sich. Der Track ist rhythmisch monoton, der Gesang entrückt, wie geflüstert und mit viel Hall versehen. Der Sound erinnert ganz entfernt an britische Bands wie Joy Division oder The Cure. Der erste Drummer der Band, Martyn Bull, starb kurz nach der Aufnahme dieser Single an Krebs. Obwohl der Song an sich mit ihm gar nichts zu tun hat, widmete die Band ihm die Single. Martin Phillips, Sänger und Gitarrist, war und blieb die Konstante bei The Chills bis zu ihrer Auflösung 1993. Allerdings gab es spätere Re-Unions. Diverse Singles und EPs sowie drei reguläre LPs erschienen von The Chills. Pink Frost war die zweite Single und ihr erster Charterfolg in Neuseeland. In Europa war die Band zumindest in so genannten Indie Kreisen relativ bekannt und beliebt. Die B-Seite dieser Single ist ein Instrumentalstück mit Saxophon und kräftiger im Sound als die A-Seite. Auch hier kann ich zum Preis nichts genaues sagen. Aber die Single taucht wohl nicht oft auf und ist auch nicht wirklich günstig zu haben.

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