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The Tornados – Telstar / Jungle Fever (London / Decca, 1962)
Telstar hörte ich zum ersten Mal irgendwann 1967/68 im Kino. Es gab ja damals noch die Bezirkskinos, oft mitten in Wohngebieten bzw. in kleineren Einkaufsstraßen. In so ein Kino ging ich mit gleichaltrigen Freunden mindestens 1x im Monat. Dort sahen wir alles, von Winnetou über Engelchen bis zu Perry Rhodan – SOS im Weltall. Bevor das Vorprogramm begann wurden immer Werbe-Dias gezeigt, und dazu lief Musik vom Band. Auf diesem Band – es war immer dasselbe – war auch Telstar. Da ich die Melodie und den Sound sofort mochte, fragte ich den Kartenabreisser schließlich nach dem Titel. Dieser elektronische Orgelklang (eigentlich handelt es sich um eine mehrfach gedoppelte Clavioline) und die glockenhellen Gitarren sind für mich seither untrennbar mit der Vorstellung von Reisen durch den Weltraum verbunden. Telstar ist einer der wunderschönsten Instrumentaltracks, die ich kenne. Jedes Wiederhören löst in mir eine gewisse Sehnsucht und Wehmut aus. Über Joe Meek, den Schöpfer dieses Werkes, dieser Aufnahme, habe ich erst Jahre später mehr erfahren. Dass er förmlich besessen war von der Vorstellung von Leben auf fremden Planeten, passt natürlich vorzüglich ins Bild. Dass er andererseits völliger Autodidakt war und selbst kein Instrument spielte oder Notenlesen konnte, erhöht für mich in gewisser Weise die Faszination. Als Studio-Techniker und Produzent hat er einige echte Innovationen zustande gebracht. The Tornados waren eine der Bands, die regelmäßig für Meek aufnahmen. Telstar war ihr größter Hit und eine Nummer Eins sowohl im UK wie in den USA. Die Single kaufte ich übrigens doch erst viel später. Auf der B-Seite hört man Jungle Fever, eine Komposition von Geoff Goddard, mit dem Meek bereits seit 1960 zusammenarbeitete. Jungle Fever ist ebenfalls ein Instrumental, das seinem Titel durchaus Ehre erweist. Im Vergleich zu Telstar ist der Track allerdings fast schon belanglos. Da die Single auch hier zu Lande ein Riesenhit war, dürfte sie relativ leicht für vergleichsweise kleines Geld zu finden sein.
Adamo – Inch’ Allah / Sont-ce vos bijoux, Madame (Electrola, 1967)
1967 habe ich noch regelmäßig die „Schlager der Woche“ im RIAS gehört. Sonst hätte ich diesen Song, diese Single womöglich gar nicht kennen gelernt. Salvatore Adamo (ein gebürtiger Italiener, der in Belgien aufwuchs) ist ja eigentlich mehr Schlagersänger als Chansonnier. Nicht nur in Frankreich, auch in Deutschland war und ist er äußerst erfolgreich, und seine Singles erschienen auch alle in deutschen Versionen. Bis auf diese hier. Ein Hit wurde sie aber dennoch auch in Deutschland. Damals hat mich einfach nur die wundervolle ans Herz gehende Melodie, Adamos tolle Stimme und der exotische Klang der französischen Sprache für diese Aufnahme eingenommen. Inzwischen spreche ich zwar immer noch nicht Französisch, aber den Text habe ich in einer Übersetzung gelesen. Adamo hat ihn bereits 1966 anlässlich eines Israel Besuchs geschrieben, also noch vor dem 6-Tage Krieg. In zum Teil sehr poetischen Worten beschreibt der Song die Situation in Jerusalem, im Heiligen Land, wo nun schon seit Jahrzehnten Krieg herrscht zwischen Menschen, die allesamt gute Gründe und Rechte haben, dort zu leben, und sich doch bis auf’s Blut bekämpfen. Der Song ist heute aktueller denn je. Musikalisch ist sowohl die Melodieführung wie das Arrangement mit Streichern, die eine gewisse Dramatik erzeugen, absolut beeindruckend und überzeugend. „Inch’ Allah“ ist übrigens Arabisch und bedeutet in etwa „So Gott will“. Auf der Rückseite der Single dagegen ein typischer leichtgewichtiger Schlager ohne Belang. Die Single ist weder selten noch teuer.
The Youngbloods – Get Together / Beautiful (RCA, 1969)
Diese Single war der einzige Hit den The Youngbloods in Deutschland hatten. Bei mir trafen die Aufnahme und der Song einen Nerv, der durch Hippietum, Flower Power und Anti-Vietnamkriegs-Demonstrationen sensibilisiert war. Aber in erster Linie ist es natürlich ein toller Song, eine wunderbare Melodie, was in der etwas süßlichen, zarten Popversion der Youngbloods besonders schön zur Geltung kommt. Der Song selbst stammt aus der Feder von Chester Powers alias Dino Valente, der ihn bereits in den frühen 60er Jahren in New York schrieb. Eine Folk Hymne, die Liebe und Frieden der Menschen untereinander einfordert. Ideal für den folgenden Hippie Traum. Es heißt, Valente hätte die Rechte an dem Song verkauft, als er 1967 wegen Drogenvergehens in Kalifornien vor Gericht stand und Geld für seine Verteidigung brauchte. Wie auch immer, Valente schloss sich, nachdem er aus dem Knast kam, wieder seiner Band Quicksilver Messenger Service an. „Get Together“ wurde aber bereits seit Jahren auf Love-Ins und Demos gespielt und gesungen. Es gibt diverse auch veröffentlichte Aufnahmen des Songs. Den Hit hatten nun – durch die Verwendung in einem Werbespot – The Youngbloods, die den Song übrigens – ebenso wie Jefferson Airplane – bereits 1967 aufnahmen. Mit dem Re-Release der Single im Sommer 1969, als Flower Power bereits vollkommen kommerzialisiert war, erreichten sie die US Top 10. The Youngbloods waren eine Jugband aus New York, ähnlich den Lovin’ Spoonful, aber weit weniger erfolgreich. Mittelmäßigen Erfolg hatte die Truppe um Jesse Colin Young aber dann mit relativ leichtem später auch countryfiziertem Folkrock in Kalifornien. Auch in den USA blieb „Get Together“ ihr einziger Hit, obwohl sie noch ein paar LPs danach rausbrachten. Die Single B-Seite wurde von Jesse Colin Young geschrieben. „Beautiful“ ist eine zeittypische Westcoast Nummer, deren Blues Einfluss deutlicher als der Folkrock zum Tragen kommt. „Get Together“ hörte ich übrigens vor gut drei Jahren in einer tollen Live Version von Steve Earle anlässlich seines Berlin Gastspiels während des Irak Krieges. Auch diese Single hier ist weder besonders teuer noch schwer zu finden.
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