Re: Mikkos 7" Faves

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mikko
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The Beach Boys – Wendy / Mountain Of Love (Capitol, 1967)

Meine erste Beach Boys Single. Ich kannte zum Zeitpunkt des Kaufs dieser Platte irgendwann im Sommer 1967 bis auf „Barbara Ann“ und „Sloop John B“, die beide große Hits in Deutschland waren und noch hin und wieder im Radio liefen, absolut nichts von den Beach Boys. Aber nicht nur deshalb ist mir diese Single hier besonders ans Herz gewachsen. Die Aufnahme ist aus dem Jahr 1964 und erschien zuerst auf der LP „All Summer Long“ in jenem Jahr. Warum dieser Track 1967 in Deutschland als Single veröffentlicht wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich bin aber sehr froh darüber. Denn diese schlichte und zugleich betörende Melodie sowie das großartige Arrangement sind nicht nur typisch für den Beach Boys Sound, wie ich ihn liebe, sie sind zugleich ein treffliches Beispiel für makellosen unschuldigen Teenpop, den es so heute wohl nicht mehr gibt. Ein knackiger Bass, der den Track führt, wunderbare Harmony Vocals, ein grandioses Farfisa Orgel Solo. Die Drums setzen nur knappe Akzente. Ein tieftrauriger Song über die Verflossene, der Kraft und Hoffnung aus der Musik schöpft. Und das alles in zwei Minuten und 15 Sekunden. Vorbild dürfte der US Girl Pop Sound aus dem Hause Spector gewesen sein. „Mountain Of Love“ auf der Rückseite ist vom Party Album aus dem Jahr 1965. Es ist die Coverversion eines Country Pop Songs von Harold Dorman und klingt ähnlich wie „Barbara Ann“ und andere „Party Kracher“ von jener LP. Ob die Single selten oder teuer ist, kann ich nicht sagen. Ich glaube aber weder das eine noch das andere.

The Cowsills – The Rain, The Park & Other Things / River Blue (MGM, 1967)

Nicht nur in San Francisco trug man Blumen im Haar im Sommer der Liebe 1967. Auch in New York und dem vorgelagerten Rhode Island standen die Zeichen auf Sunshine Pop im wahrsten Sinn des Wortes. The Cowsills waren eine Familienband, gegründet zu Beginn der 60er Jahre und bald im Gefolge der Beatlemania aktiv. Vier Brüder, alle noch minderjährig, machten sich zunächst lokal einen Namen und veröffentlichten ab 1965 auch Singles, jedoch ohne größeren Erfolg. Der Durchbruch kam mit dieser wundervollen Sunshine Flower Pop Single im Herbst 1967, bei der auch Mutter Barbara mit von der Partie war. Klassisches Pop Arrangement mit Harfen, knackigem Bass, Elektro-Orgel, dezenten Drums, mehrstimmigem Gesang und mild psychedelischen Effekten sowie eine tolle Melodieführung machen die Aufnahme so grandios. Die Single kletterte bis auf Nummer zwei in den Billboard Charts und blieb der größte Hit der Cowsills. 1968 schloss sich auch Schwester Susan der Gruppe an, die 1969 mit „Hair“ (dem Song aus dem Musical) einen weiteren Top 2 Hit landete. Susan Cowsill, die damals noch fast ein Kind war, gehörte in den späten 90ern zusammen mit Vicki Peterson (ex-Bangles) zur Roots Pop Gruppe The Continental Drifters. The Cowsills dienten Anfang der 70er der TV Serie The Partridge Family als Vorbild. Die B-Seite der Single hier ist eher unspektakulär aber hübsch. Mein Exemplar stammt aus Dänemark. Ob das deutsche Cover genauso aussah, weiß ich nicht. Ich bezweifle es aber. Über Seltenheit und Wert der Single kann ich auch nichts Definitives sagen.



The Misunderstood – Children Of The Sun / I Unseen
(Fontana, 1969)

Die Geschichte dieser Band tragisch zu nennen, wäre sicher noch eine Untertreibung. John Peel entdeckte sie Mitte der 60er Jahre in Riverside im südlichen Kalifornien. Im Nachbar County San Bernardino arbeitete er damals als Radio DJ. Über sein erstes Konzerterlebnis mit der 5-köpfigen Band schrieb er seinerzeit: „When they played, I couldn’t believe what I was hearing. The shopping mall was filled with the roar and thrust of their music and the lead guitar of Glenn Ross Campbell tore strips out of the sky for us to walk on. They are prophets of a new order, harbingers of a brilliant, soft and alive dawn for mankind.” Peel unterstütze die Band in der Folge, wo er nur konnte. Auf seinen Rat hin gingen die Musiker 1966 sogar nach London in der Hoffnung, dort offenere Ohren für ihren ausserordentlichen Psychedelic Rock zu finden. Eine Single erschien im Dezember des Jahres. Aber bis auf John Peel nahm kaum jemand Notiz davon. Bis zur nächsten Veröffentlichung sollten noch drei Jahre vergehen. Und dann wollte diese zweite Single auch kaum jemand zur Kenntnis nehmen, und die Karriere der Band wurde durch die Einberufung des Sängers zur US-Armee sowieso beendet. Als Juicy Lucy machte ein Teil dann allerdings weiter – ohne Psychedelia. Die ausführliche Story von The Misunderstood ist in zwei Teilen im Fanzine Ugly Things #22+23 nachzulesen. Ihre beiden Singles gehören in der Tat zu den großartigsten psychedelischen Garage Singles der Sixties. Den Sound der Yardbirds um 1966 nehmen sie zum Vorbild und führen ihn fort auf eine noch höhere exaltiertere Stufe. Das gesamte aufgenommene Werk der Band ist inzwischen auf zwei sehr empfehlenswerten LPs erhältlich. Meine Single ist kein Original von 1969 sondern ein Nachdruck aus dem Jahr 2004, der aber inzwischen auch restlos vergriffen ist. Ein Originalexemplar dieser Platte dürfte kaum zu finden sein und würde den Käufer sicher um einen höheren dreistelligen Betrag erleichtern.

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