Re: Mikkos 7" Faves

#3431009  | PERMALINK

mikko
Moderator
Moderator / Juontaja

Registriert seit: 15.02.2004

Beiträge: 34,399

The Supremes – Love Is Here, And Now You’re Gone / There’s No Stopping Us Now (Tamla Motown, 1967)

Obwohl Soul Music und vor allem die Platten der Motown Hitfabrik auch in Deutschland spätestens seit 1965 regelmäßig in den Charts waren, ging diese Musik weitgehend an mir vorbei. Lediglich ein paar wenige Hitsingles besaß ich schon damals. Die erste war diese hier. Eigentlich nicht mal ein großer Hit der Supremes. Jedenfalls nicht hierzulande. In den USA war es eine Nummer Eins. Ich glaube, ich kaufte die Single eher zufällig aus einer Grabbelkiste für eine Mark. Doch in der Folgezeit hörte ich sie unzählige Male immer wieder. Diese Musik, obschon Popmusik amerikanischer Provenienz, war anders. Anders als die gewohnte Beatmusik. Dieses vergleichsweise bombastische Arrangement mit Streichern und Harpsichord wie bei einer Filmmusik einerseits, andererseits dieser eher ungewöhnliche Rhythmus, der nur auf den ersten Blick bzw. beim ersten Hören so gerade und nachvollziehbar ist, wie bei vielen Beatbands der Zeit. Aber was mich vor allem begeistert, das sind diese Frauenstimmen, die Mehrstimmigkeit. Und die Dramatik des Vortrags. Vor allem wenn die Solostimme in den Vordergrund tritt und mit so einer stolzen Endgültigkeit in Sprechgesang verfällt. Alle anderen Stimmen und der instrumentale Background treten bewusst ganz zurück. Die Lead Vocals kommen natürlich von Diana Ross, die schon längst die führende Rolle in dem Trio spielte. Aufgenommen wurde die Single nicht in Detroit, in der Motown Hit Factory, sondern in Los Angeles. Das Produzententeam Holland / Dozier wollte ganz bewusst einen Filmsound, wie ich inzwischen nachlesen konnte. Aber letztlich wurde die Rhythmus Sektion dann doch noch mal mit den Funk Brothers in Detroit neu eingespielt. Die Rückseite der Single ist aber schon typischer Motown Soul von der Sorte, mit der The Supremes berühmt wurden. Ich glaube nicht, dass die Single sehr selten und sehr teuer ist.

Smokey Robinson & The Miracles – The Tears Of A Clown / I’ll Take You Any Way That You Come (Tamla Motown, 1970)

Einer der größten Hits des Tamla Motown Labels und von Smokey Robinson & The Miracles zugleich. Robinson wollte die Miracles bereits verlassen, weil er von ständiger Tour Routine und damit verbundenen Anstrengungen die Nase voll hatte. Aber als diese Single im Herbst 1970 überraschend ein Nummer Eins Hit zunächst im UK und dann auch in den USA wurde, blieb er noch weitere zwei Jahre bei der Band. „Tears Of A Clown“ erschien ursprünglich bereits 1967 auf dem Album „Make It Happen“. Die Musik stammt von Stevie Wonder und seinem Produzenten Hank Cosby, der auch den Instrumentaltrack produzierte, den die beiden Robinson zu Weihnachten 1966 schenkten. Die Textidee kam Robinson, weil er die Aufnahme als Zirkusmusik empfand. Der enttäuschte Liebhaber weint die Tränen eines Clowns, der seine Trauer und Verletzung hinter der Maske aufgesetzten Lachens verbirgt. Das deutsche Single Cover konterkariert den Song eher. Diese Single ist ein sehr gutes Beispiel für den am Mainstream orientierten Pop Soul der späten 60er Jahre. Und sie ist auch ein Beispiel dafür, wie großartig diese Musik trotz aller Kommerzialität und Charts Orientierung war. Die Singleversion ist ein Remix des ursprünglichen Albumtracks. Sie erschien im UK und in den USA mit verschiedenen B-Seiten. Die hier bei dieser deutschen Ausgabe verwendete B-Seite ist eine dritte Variante. Ein Song der zuerst als Albumtrack 1969 veröffentlicht wurde. Die Single ist weder selten noch teuer.

Judy Clay & William Bell – Private Number / Love-Eye-Tis (Stax, 1968)

Ein weiteres Beispiel für grandiosen Soul Pop, dieses Mal allerdings aus dem Süden der USA aus Memphis. Ich hörte den Track zum ersten Mal auf BFBS (dem britischen Soldatensender in Deutschland) vermutlich im Sommer 1968. Für mich war das der perfekte Lovesong. Diese langsame Steigerung in Melodie und Arrangement und dazu die einschmeichelnden Gesangsstimmen. Das klang nach etwas Geheimnisvollem, Verbotenem. Hört sich aus heutiger Sicht etwas albern an, aber so war’s. Judy Clay und William Bell waren beide schon länger aktive Soulsänger. Aber dieses Duett war wohl für beide ihr größter Hit. Judy Clays Solosingles wurden und werden zum Teil in Northern Soul Kreisen geschätzt. Nachdem bei ihr 1974 ein Gehirntumor diagnostiziert wurde, zog sie sich aus dem Musikgeschäft zurück. Nach ihrer vollständigen Genesung 1979 sang sie nur noch Gospel. 2001 starb sie an den Folgen eines Autounfalls. William Bell gehörte sozusagen zur Stamm-Mannschaft von Stax Records, und er veröffentlichte etliche Solosingles in den Sixties und auch noch später. Mit Otis Redding war er wohl befreundet. Er sang auf vielen Redding Tracks Backing Vocals. „Private Number“ wurde ebenso wie die B-Seite „Love-Eye-Tis“ (eine typische Memphis Soul Nummer) geschrieben von Booker T. Jones und William Bell. Meine Single ist eine UK Pressung, die ich in London irgendwann in den späten 70ern kaufte. Aber eine deutsche Pressung gibt es mit Sicherheit, auch wenn ich noch keine gesehen habe. Nicht sehr teuer vermutlich.

--

Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!