Re: Mikkos 7" Faves

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mikko
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The Pink Floyd – See Emily Play / Scarecrow (EMI / Columbia, 1967)

Ich glaube mit dieser Single begann meine Liebe zu psychedelischer Popmusik. Ich hab’ sie wohl zum ersten Mal im Spätsommer 1967 gehört. Diese „geheimnisvollen“ Klänge, die wahrscheinlich durch allerlei Studiotricksereien entstanden, nahmen mich sofort gefangen. Ein Faible für solch verschrobene, abgedrehte Klangexperimente habe ich seither behalten. Dazu diese ungewöhnliche Melodie bzw. Melodieführung, die Rhythmuswechsel, der merkwürdige Text, den ich nicht recht zu deuten wusste. Eigentlich ein überkandideltes Kinderlied mit ein bisschen Mummenschanz, bin ich heute geneigt zu sagen. Aber die Faszination ist immer noch da. Auf der Rückseite dann ein wirkliches Kinderlied. Syd Barrett pur. Dieser Mann war so genial. So begnadet talentiert. Schade um ihn. Scarecrow klingt auch heute noch wundervoll. Ein Kleinod. Ohne Syd Barrett wurden Pink Floyd zu einer anderen Band. Aber darum soll es hier nicht gehen. Diese Single habe ich leider damals nicht gekauft. Wer zu spät kommt, der zahlt dann eben. Mein Exemplar ist nicht mal besonders gut erhalten, und dennoch habe ich vor rund 15 Jahren fast 50 DM dafür hinlegen müssen. Es war es mir wert. So einfach ist das. Ein neuwertiges Exemplar der deutschen Ausgabe mit Pic Sleeve dürfte wohl heute nicht unter 150-200 € zu haben sein. Das Coverbild hat übrigens Syd Barrett selbst gezeichnet.

Jefferson Airplane – White Rabbit / Plastic Fantastic Lover (RCA Victor, 1967)

Noch eine Single aus dem „Summer of Love“. Ich kannte sie zwar schon damals, aber richtig für mich entdeckt habe ich sie erst ein paar Jahre später, als ich mich intensiver mit Fantasy Themen in der Literatur (Lewis Carroll, Tolkien u.a.) beschäftigte. Der Song von Grace Slick zitiert ja „Alice in Wonderland“ und fordert mehr oder weniger offen zu Drogenexperimenten auf. Man kann ihn natürlich auch als Aufforderung hören, sich zu emanzipieren von den Eltern und Spießbürgern. Und so war er bestimmt zum Teil auch gemeint. Aber die Aufnahme ist auch sonst großartig, bahnbrechend und schlicht perfekt! Dieses aus der klassischen spanischen Musik entlehnte Arrangement, das sich zum Ende hin immer weiter steigert. Grace Slicks unglaubliche Stimme. Alles ganz wunderbar! Auch die B-Seite ist ziemlich klasse. Geschrieben von Marty Balin ist es eine typische psychedelische Folkrock Aufnahme. Jefferson Airplane waren nicht ohne Grund eine der Speerspitzen der Haight Ashbury Szene. Dieses hier ist ihre beste Single in meinen Ohren. Aber eigentlich waren sie schon damals fast eher eine Album Band. Auch wenn es ganz großartige einzelne Tracks gibt (die oft nicht mal als Single erschienen), Jefferson Airplane LPs sind mehr Gesamtkunstwerke. Bis zum Ende der Sixties zumindest für mich die wichtigste Band aus San Francisco. Die Single hab’ ich erst viel später gekauft. So richtig preiswert bekommt man sie wohl heute nicht mehr.

Simon Dupree and The Big Sound – Kites / Like The Sun Like The Fire (Parlophone, 1967)

Obwohl diese Single im Oktober 1967 in England erschien (kurze Zeit später auch in Deutschland) kannte ich sie damals nicht. Dabei hätte sie wunderbar zu meinen Lieblingsklängen gepasst. So richtig kennen gelernt habe ich den Song über den Umweg Finnland Anfang der 80er Jahre. Die finnische Version des Titels „Leijat“ (wörtliche Übersetzung) von Kirka gehört zu den Lieblingsliedern meiner Frau. Und so interessierte ich mich natürlich für das Original. Es ist eine ganz wunderbare Psych Pop Nummer. Tolles Arrangement mit Glöckchen und Gong, das den fernöstlichen Touch, den der Song auch textlich aufweist, noch unterstreicht. Dieses Fake Mandarin im Mittelteil, das sehr charmant von Jacqui Chan gesprochen wird, trägt auch dazu bei, dass die Single einzigartig klingt. Dabei war die Band selbst mit dem Song und der Aufnahme zunächst überhaupt nicht glücklich. Als R&B Gruppe von den drei Shulman Brüdern 1965 in Portsmouth gegründet, empfanden die Musiker den Titel als nicht sehr passend für sich und weigerten sich auch, ihn live zu spielen. In England eine Top 10 Single, in Finnland zumindest als Coverversion ein Hit, aber in Deutschland Fehlanzeige. Nicht die erste und nicht die letzte großartige Single, die hier kein Hit wurde. Oft hängt so was ja auch von irgendwelchen Zufällen ab. „Kites“ blieb der einzige richtige Hit der Band. Als The Moles nahmen die Jungs 1968 eine verschrobene psychedelische Novelty Single auf, die von manchen Zeitgenossen für ein unerkanntes Werk der Beatles gehalten wurde. 1969 mutierten Simon Dupree & The Big Sound zu Gentle Giant. Doch das ist eine andere Geschichte, die nicht in eine Singles Rubrik gehört. Die B-Seite der vorliegenden 7“45 „Like The Sun Like The Fire“ ist eine etwas konventionellere, nicht so einzigartige Psych Pop Aufnahme. Warum die italienische Zweigstelle von EMI daraus die A-Seite machte, verstehe ich nicht. Jedenfalls scheint sich die Single in Italien doch etwas häufiger verkauft zu haben als in Deutschland. Mein vorliegendes italienisches Exemplar fand ich über eBay relativ schnell und einigermaßen günstig. Eine deutsche Pressung mit Bildhülle hab’ ich dagegen noch nie gesehen.

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