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Small Faces – Itchycoo Park / I’m Only Dreaming (Immediate Records, 1967)
Diese Band hat sich über die Jahre zu meiner Lieblingsband der Sixties entwickelt. Allerdings muss ich das sofort wieder einschränken. Beatles und Stones zählen hier nicht mit. Und ich beziehe mich auch nur auf Großbritannien und die populäre Beatmusik jener Zeit im engeren Sinn. Meine Lieblingsband des Swinging London (man kann mit einiger Berechtigung die britische Pop Szene der 60er weitgehend auf London beschränken) sind sie vor allem, weil mir wirklich jede Aufnahme der vier Mods aus dem Londoner East End gefällt. Jede Single, jede LP der Band zählt zu meinen Favoriten. Dabei ist ihr Werk ja auch durchaus überschaubar. Von Mitte 1965 bis zum Ende des Jahres 1968 existierte die Band. Vier reguläre LPs und 13 Singles erschienen in dieser Zeit. Alle nicht weniger als großartig! Mehr als ein One-Hit-Wonder, eine Eintagsfliege, waren sie also allemal. Dies hier war ihre zweite Single für Andrew Loog Oldhams Immediate Label und zugleich ihr größter Hit des Jahres 67. Eine wunderbar leichte Pop Single, die das Feeling des Summer Of Love, des Swinging London kongenial einfängt und wiedergibt. Produktionstechnisch auf der Höhe der Zeit mit dem Einsatz von Phasing und Flanging. Inhaltlich bodenständiger, als Reizworte wie „I got high“ und „it’s all too beautiful“ vermuten lassen. Ist der Text doch schlicht von Kindheitserinnerungen an einen von Brennesseln überwucherten kleinen verwilderten Park im Osten Londons inspiriert. Auch die B-Seite ist wunderschön. Keine andere Band konnte in dieser Zeit das Lebensgefühl von Teenage Mods überzeugender spiegeln. Musikalisch und stilistisch perfekt! Wir werden den Small Faces hier noch häufiger begegnen. Dieses hier ist eine dänische Version der Single. Mein deutsches Exemplar, wie wohl damals gekauft, habe ich in einem Moment der Verwirrung sträflicherweise wieder verkauft. Ich besitze allerdings inzwischen auch wieder die deutsche Ausgabe. Wie ich überhaupt im Falle dieser Band bemüht bin, alle Picture Sleeves, die irgendwo auf der Welt erschienen sind, zu sammeln. Die Hit Singles der Small Faces – also auch diese hier – sind nicht selten, aber in Topzustand auch nicht gerade billig.
Spencer Davis Group – Time Seller / Don’t Want You No More (Fontana, 1967)
Die erste Single der Spencer Davis Group nach dem Weggang der Brüder Winwood. Stevies Debüt mit seiner neuen Band Traffic wird auf der Rückseite des Covers dieser Single hier beworben. Auch jener Combo werden wir ganz sicher noch begegnen im Verlauf dieser Rubrik. In meiner Erinnerung ist der Time Seller untrennbar mit dem Herbst des Jahres 1967 verbunden. Zusammen mit der gleich folgenden – und noch einer Reihe anderer natürlich – lieferte die Single für mich den Soundtrack jenes Herbstes. Vielleicht zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass Zeit etwas ist, das unweigerlich vergeht, das man nicht zurückholen kann. Allein schon deshalb faszinierte mich der Song. Aber natürlich fügt sich die Instrumentierung, das Arrangement ganz wunderbar in die Zeit mit diesen Stakkato artig gespielten Streichern, Glöckchen und anderen zeitgemäßen Effekten. Das passt auch sehr schön in die Jahreszeit, wenn sich die Blätter verfärben, wenn es früher dunkel wird, wenn man – ein bisschen wehmütig vielleicht – an den vergangenen Sommer, an flüchtige Liebeleien denkt. All das schwingt auch heute noch mit, wenn ich diese Single höre. Die Rückseite der Platte ist dagegen klassischer britischer R&B. Die Hinwendung der Band zu Ausflügen in Richtung Jazz im folgenden Jahr zeichnet sich bereits ab. Die Spencer Davis Group mit den Winwoods wird uns künftig auch noch beschäftigen. Nach dieser und der folgenden Single „Mr. Second Class“ habe ich die Band dann aus den Augen verloren. Spencer Davis und der Drummer Pete York touren mit wechselnden Musikern auch heute noch als Spencer Davis Group. Und sie sind wirklich nicht so peinlich wie manch andere Kapelle, die noch immer von Oldie Party zu Oldie Party zieht. Diese Single hier dürfte nicht so sehr schwer aufzutreiben sein. Für 15-20 Euro sollte man ein neuwertiges Exemplar bekommen.
The Jimi Hendrix Experience – Let Me Light Your Fire / The Burning Of The Midnight Lamp (Polydor, 1967/1969)
Wie der Time Seller gehört Burning Of The Midnight Lamp von Jimi Hendrix zu meinem Soundtrack des Herbstes 67. Wenn ich vom knapp einen Kilometer entfernten „Haus der Jugend“ abends allein durch von Laternen beleuchtete, regennasse, von Laubhaufen gesäumte stille Vorstadtstraßen nachhause wanderte, hatte ich oft diese Melodie, diesen Sound im Kopf. Die Single hab’ ich damals nicht gekauft. Aber Jimi Hendrix war auf meinen Tonbändern, die ich regelmäßig mit Songs aus dem Radio füllte, stark vertreten. Dieser Gitarrensound bei „Midnight Lamp“ ist unglaublich. Der Wah-Wah Effekt, das sich stetig steigernde Glissando, die Chöre. Und dann wieder der Break, ganz schnell trudelt die Gitarre zurück in die Ausgangsposition. Toll, wie Hendrix da Bilder im Kopf entstehen lässt. Natürlich ist dies hier nicht die Originalsingle aus dem Jahr 67. Das Label gibt als Erscheinungsjahr 1969 an. „Fire“ – hier als A-Seite veröffentlicht – war ja zunächst nur ein Track auf dem Debütalbum der Band. Allerdings einer der – besonders in Deutschland – sehr beliebt war und ist. Viele Beatbands nahmen den Song in ihr Live Repertoire auf. Auch ich mag ihn bis heute besonders gern. Diese Aufnahme strahlt eine unbändige Kraft und Energie aus. Da will’s jemand wissen. Und dabei ist der Track kurz, prägnant, auf dem Punkt. Mit einem Wort: Klasse! Den Überblick zu behalten bei den vielen – häufig postumen – Veröffentlichungen der Jimi Hendrix Experience ist selbst nur im Singlesbereich schwierig. Ich besitze leider nicht alle Singles im Original. Das sollte, das wird sich noch ändern. Was Preise und Verfügbarkeit betrifft, bin ich nicht so gut informiert. Beides stellt aber wohl keine unüberwindbaren Hürden auf.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!