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The Times – Red With Purple Flashes / Biff! Bang! Pow! (Whaam Records, 1981)
„Our music is red with purple flashes.“, sagte Eddie Phillips von The Creation mal in einem Interview. Ed Ball, der zuvor bei The Television Personalities spielte, machte aus diesem Statement einen Song, den er mit seiner neuen Band The Times aufnahm. Daraus wurde dann die zweite Single des Labels Whaam Records, welches wiederum von Dan Treacy (TVP’s) gegründet worden war. Große Verehrer von Art Pop und Pop Art waren beide. Und Songs von The Creation hatten die TVP’s von Anfang an im Live Repertoire. Ich glaube es gibt kaum eine andere Single der 80er Jahre, die inhaltlich wie musikalisch diese Verehrung von Pop Art dermaßen auf den Punkt bringt. Hier stimmt alles: von Melodie, über Text, Arrangement und Sound bis hin zur Verpackung. Für mich eine der Singles des Jahrzehnts. Die B-Seite ist übrigens, obschon von Attitüde und Sound ähnlich, nicht identisch mit der gleichnamigen Creation Nummer. Ed Ball hat mit The Times und solo später auch Platten gemacht, die stilistisch mit den Sixties und Art Pop nur noch relativ wenig zu tun haben. „Red With Purple Flashes“ ist schon als Aufnahme (auf LP oder anderen Tonträgern) schwer aufzutreiben, die originale Single ist jedoch sehr sehr rar und richtig teuer.
The Vogue – The Frozen Seas Of Io / Dancing In Trance (Gig Records, 1981)
Auf The Vogue stieß ich Anfang der 80er Jahre eher zufällig durch die Brieffreundschaft und den musikalischen Austausch mit einem Wiener Musikfreund und Plattensammler. Schon ihre erste Single „Pill Girl“ hatte mich umgehauen. Das hier aber war die Offenbarung! Wie konnte eine österreichische Kapelle zwischen Punk, New Wave und aufkommender neuer deutscher Welle einen dermaßen authentischen Sixties Psychedelic Pop spielen? Ich meine, heutzutage wundert man sich über so etwas nicht mehr. Heute existieren ja alle Stil- und Spielarten von Rock und Pop Musik in ihren Nischen nebeneinander. Aber vor 25 Jahren konnte einen das noch richtig überraschen. Die A-Seite lässt an Jefferson Airplane, Strawberry Alarm Clock und die Sounds ähnlicher Bands denken. Mit einer Gitarre, die zwischen Byrds Jangle und Pseudo-Sitar changiert, mit schwer verhallten Chorgesängen und einer Snare, die eher nach Klanghölzchen klingt. Im Text geht es übrigens u.a. um die gefrorenen Methan-Ozeane des Jupiter Mondes Io. Auf der Rückseite eine Mod Pop Tanznummer, mehr uptempo und konventioneller. In Österreich waren sie mit dieser Single in den Top 10 und für ein Jahr fast so etwas wie Popstars. Dann löste sich The Vogue bereits wieder auf. Es gibt zwei halboffizielle postume LPs der Band (eine davon live mit entsprechend rohem Sound). Gitarrist und Hauptsongschreiber Gary Danner machte später eher elektronische Musik. Der Drummer Ronnie Urini brachte mit seiner neuen Band The Last Poets bis in die frühen 90er noch einige z.T. auch deutschsprachige Platten raus. U.a. eine nur in den USA erschienene 10“ mit deutsch gesungenen Stooges Coverversionen. Obwohl „The Frozen Seas Of Io“ vermutlich die höchste Auflage aller Vogue Veröffentlichungen hat, ist die Single – vor allem mit Bildhülle – praktisch unmöglich aufzutreiben. Dementsprechend teuer ist sie, wenn sie mal auftaucht.
The Adult Net – Edie / Get Around (Beggars Banquet, 1985)
Brix Smith kam ursprünglich aus New York nach London. Mit Mark E. Smith von The Fall war sie ein paar Jahre verheiratet. Trotzdem fasste sie in der Londoner Musikszene der Eighties relativ schnell Fuß. Und schon bald hatte sie ihre eigene Band. Brix hatte ganz offensichtlich auch ein Faible für die Sixties. Und so wundert es nicht, dass ihre erste Single ein Cover von „Incense And Peppermints“ (Strawberry Alarm Clock) war. Ihr Meisterwerk ist jedoch diese Single hier. Eine Hommage and Edie Segdewick, die Ende der 60er zum Clan um Warhols Factory gehörte, und die 1971 bei einem Verkehrsunfall in New York im Alter von 28 Jahren ums Leben kam. Sehr vorsichtig und behutsam versucht sich Brix Smith in ihrem Song der Pop Ikone zu nähern. Daraus wird dann eine Verklärung, eine Idealisierung, die aber musikalisch kongenial umgesetzt ist. Eine Art psychedelischer Power Pop Track ist so entstanden. Mitreissend, aufwühlend und sehr geschmackvoll. Von John Leckie wunderbar dynamisch produziert. Auf der Rückseite hört man eine eher unscheinbare Folk Pop Nummer. Von Brix Smith und The Adult Net gibt es noch einige weitere hübsche Singles. Keine reicht aber an die Klasse dieser hier heran. Ob die Single besonders rar oder teuer ist, kann ich nicht sagen. Ich glaube es aber eher nicht.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!