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Nirvana – Smells Like Teen Spirit / Even In His Youth (Geffen, 1991)
Von 1987 bis 1992 hatte ich zusammen mit einem Partner einen Plattenladen, eine Vinylwarenhandlung, in Berlin Schöneberg. Das Programm umfasste viel Second Hand Ware aber auch neue, hauptsächlich direkt importierte, Singles und LPs aus USA, Australien und Skandinavien. Natürlich gehörte Ende der 80er auch das Labelprogramm von Sub Pop zu unserem Repertoire. Die erste Nirvana LP hatte mich noch nicht sonderlich beeindruckt. Dem ganzen Grunge Kram stand ich ziemlich skeptisch gegenüber. Zu viel Lärm, zu wenig Melodie. Die Attitüde dahinter fand ich zwar ok, aber die Musik gefiel mir nicht. Cool fand ich allerdings, dass Nirvana Shocking Blue coverten. Wie auch immer. Ich kümmerte mich nicht besonders um diese ganze Szene. Überhaupt, warum nannte sich diese Band Nirvana? Wussten die nicht, dass es eine PsychPop Combo in England gab Ende der 60er, die so hieß? Ziemlich blöd. – Aber dann sah ich Nirvana live im Spätsommer 91 – und war beeindruckt. Die erste Single aus dem ersten Major Album der Band lief immer öfter im Radio. Was passierte da eigentlich? – Rock’n’Roll, richtiger bodenständiger schweisstriefender Rock’n’Roll war plötzlich wieder Mainstream. Ich dachte, ich glaub’s nicht! Eine Band, die aus dem, was Hüsker Dü oder Black Flag oder Dinosaur Jr. oder die Dead Kennedys vorgemacht hatten, ihre Inspiration bezog, so eine Band war auf einmal in aller Munde und vor allem in aller Ohren. Und dieser Song ist gut! Purer Pop! Aber mit jeder Menge Adrenalin. Nicht Tetosteron, so einfach ist es nicht. Kurt Cobain verstand es unglaublich gut, Gefühl und Härte, Pop und Rock zu verbinden und mit wohl dosierter Dynamik zu präsentieren. Klar, die Produktion von Butch Vig hat einen nicht unwesentlichen Anteil am Gelingen dieses Experiments. Aber es ist die Summe von allem, die diese Aufnahme, diese Single so großartig macht. Das kraftvolle, absolut exakte Schlagzeugspiel von Dave Grohl, der Bass von Krist Novoselic und natürlich Kurts Stimme, sein Gesang, der traumwandlerisch zwischen Verletzung und Klage, zwischen Resignation und Aggression pendelt. „It’s better to burn out than to fade away“ – auf keinen anderen Rockmusiker trifft das besser zu.
Oasis – Don’t Look Back In Anger / Step Out (Creation, 1995)
Anfangs hat diese Band längst nicht so viel Eindruck gemacht auf mich, wie auf viele andere. Zu großmäulig und zu arrogant schienen mir die Brüder. Nun, inzwischen ist auch das alles schon wieder Geschichte. Oasis gibt es noch, und „Lyla“ sowie das Album „Don’t Believe The Truth“ knüpfen an gute Zeiten an. Doch die Zeiten überschwänglicher Euphorie sind für mich jedenfalls vorbei. Aus meiner anfänglichen Skepsis wurde damals recht schnell Begeisterung. Fast alle Singles der ersten beiden Jahre sind ziemlich großartig. Großmäuligkeit hin, Arroganz her, Noel schreibt klasse Songs, die er auch noch gescheit arrangiert, und Liam versteht es unnachahmlich, diese Songs zu singen. Dabei gelingt das Kunststück, neue aufregende Musik zu produzieren, indem man sich bei den Besten aus der Vergangenheit bedient. Ob Beatles oder Stones, sie holen sich von beiden was sie brauchen. Aber was ist es eigentlich, das mich so fasziniert? Woher kommt die Gänsehaut beim Hören dieser Platten? – Ich glaube es ist diese Mischung aus wunderbaren Melodien, so ein wenig melancholisch oder richtig hymnisch wie hier, dann dieser fließende Sound, und die vielen verschiedenen Gitarren. Bei „Step Out“ ist es dann ja schon eine Wall Of Sound. Ich hätte wie gesagt fast jede Single wählen können. Und es kommen sicher noch zwei oder drei irgendwann. Aber diese hier ist meine liebste Oasis Single schon seit geraumer Zeit. Wohl weil sie am besten mein Gefühl, mein Herz anspricht.
Cosmic Rough Riders – Baby, You’re So Free / Nothing To Lose (Poptones, 2001)
Der perfekte Sunshine Pop Song! Die Hymne des Summer Of Love im California des Jahres 1967, die es damals gar nicht gegeben hat. Die Gitarren jingeln und jangeln, und ein altmodischer Synthi oder vielleicht sogar ein Theremin liefert ein paar kosmische Klänge dazu. Die Melodie ist herzallerliebst, die Harmony Vocals famos! Und die Lyrics erzählen eine nette Geschichte von dem idealtypischen Hippiemädchen, das es so wohl nur in der Phantasie romantischer junger (oder auch älterer) Männer gibt. Auf der Rückseite der Single eine etwas melancholischere und folkigere Variante der gleichen Geschichte. Auch hübsch, aber nicht so magisch wie „Baby You’re So Free“. Die Cosmic Rough Riders stammen aus Glasgow. Gegründet 1998 als Quartett mit den Hauptsongschreibern Stephen Fleming (guitar, voc) und Daniel Wylie (guitar, voc) sowie Mark Brown (drums) und James Clifford (bass). Zwei LPs veröffentlichten sie quasi selbst bis zum Jahr 2000. Alan McGee wird auf die Band aufmerksam und nimmt sie für sein neues Label Poptones unter Vertrag. Ende 2000 erscheint „Enjoy The Melodic Sunshine“, eigentlich eine Compilation der beiden vorangegangenen LPs. „Baby, You’re So Free“ ist die erste Single aus diesem Album. Die nächste Single „Revolution (In The Summertime)“ erreicht die britischen Top 40 im Sommer 2001. Auch in Deutschland unternimmt die Band eine Clubtour. In Berlin kommen allerdings nur ca. 20 Zuschauer im Herbst des Jahres. Anfang 2002 verlässt Wylie die Band, um sich einer Solo Karriere zu widmen. Seit 2003 sind die Cosmic Rough Riders als Trio unterwegs, neuerdings auch in den USA. Ein weiteres Album „Too Close To See Far“ erschien im Sommer 2003.
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