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Von Intro.de
Klar, die Geschichte ist zuletzt immer die gleiche gewesen: Junge Newcomer sorgen in England für viel Wirbel und sind schon bei uns für Titelgeschichten gebucht, bevor man überhaupt die erste Single richtig gehört hat. „Na und?“ frage ich. Hatten wir denn nicht alle unseren Spaß mit Bloc Party, Maximo Park, Franz Ferdinand und all den anderen? Eben. Und wer die Single „I Bet You Look Good On The Dancefloor“ von den Arctic Monkeys jemals gehört hat, der wird mir nicht widersprechen, wenn ich sage: jetzt und hier ganz groß diese Band. Natürlich weiß man nicht, ob sie Potenzial für mehr als dieses mitreißende Debütalbum hat, das voll von großartigen Melodien und einprägsamen Songs ist, das von einem Verständnis für die Off-Beat-Experimente des Northern Soul weiß, das überhaupt das Schöne gerne mal leicht dreckig macht, da das oft im Leben der beste Schachzug ist – aber wo ist denn das Problem, verdammt noch mal? Muss denn jeder gleich gekommen sein, um zu bleiben? Pop bedeutet auch, den Moment genießen zu können und eben nicht das Bild einer düsteren Zukunft heraufzubeschwören. Genau das steckt doch bereits im Titel der ersten Single. Natürlich fällt es einem Endzwanziger wie mir schwer, sich freizumachen von einem Lächeln angesichts der Bubihaftigkeit der Band, aber ich muss sie ja nicht ansehen oder daten (obwohl, mit dem süßen Sänger würde ich schon gerne mal ausgehen), sondern ich soll und will ihnen zuhören, denn hier spricht (zumindest für mich Detroit-Techno-Sozialisierten) die britische Jugend aus jenen Straßen, die nicht so verdammt viel Perspektive von den Alten angelegt bekommen hat. Analog zu Detroit ist die Zukunftsperspektive der Jugendlichen in vielen englischen Städten sehr mies – und was liegt da näher als der Pub als Lösung? Nicht umsonst droppen sie auf der Platte, dass bei ihnen Working Class People auf den Konzerten abgehen und eben nicht gelangweilte Kunststudenten rumstehen. Im Fall der Arctic Monkeys sind es die Straßen von Sheffield, einer Stadt, die schon viel Musikgeschichte geprägt hat. Auf der elektronischen Seite schlägt natürlich Warp Records zu Buche, aber auch Throbbing Gristle, an Bands muss man neben Human League zwingend Pulp nennen. Letzteren würde sicherlich auch der Albumtitel „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ gefallen, drückt er doch eine unendlich große Skepsis gegenüber der Wahrnehmung von außen aus. Wo Pulp allerdings mit Inszenierungen spielten und so die Beobachtenden ganz bewusst auf falsche Fährten schickten, ist die Anlage der Monkeys gar nicht so tricky, als dass wirklich Fehlurteile rauskommen könnten. In ihrem Fall ist es eher ein Oasis-geprägtes kindliches Opponieren gegen jegliche Zuschreibung von außen. Passend dazu die gut zum Mitsingen (oder, da ja britisch und biergetränkt, Mitgrölen) geeigneten Texte. Also macht bitte genau das. Über die Zweifel reden wir dann beim zweiten Album.
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