Re: GLAM Rock

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herr-rossi
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skylordGlamrock war;
1/3 Erfindung der schreibenden Presse zusammen mit der verkaufswütigen Plattenindustrie
1/3 Produzentenfinesse wie schon oben beschrieben
1/3 Auftreten und Stil der Musiker sich zu kleiden und zu presentieren

So kann man es sagen und das gilt im Grunde auch für Punk, New Wave usw. Popkultur ist ja Kommunikation zwischen Musikern, Fans, Kritikern und den Leuten, für die das ganze einfach ein „Business“ ist. Alle haben ihren Anteil daran, musikalischen Phänomenen Namen zu geben. Das geschieht, scheint mir, selten nach harten Kriterien, sondern nach „Gefühl“ – oder „Ideologie“, wie gegenüber im „Rock“-Thread jemand schrieb. Deswegen kann man über Begriffe wie „Glam“, „Rock“ usw. ja auch so schön streiten.

Aber das alles möchtest Du ja nur aus Moderatoren Sicht hören

Die Moderatorensicht sollte bitte keine Rolle spielen. Moderatoren sind nicht deshalb Moderatoren, weil sie sich besonders qualifiziert äußern könnten – das sind einfach nur die dienstbaren Geister, die Threads verschieben und Spam löschen …

talking head
ne, mal ernsthaft, alles viel zu eng gefasst. die einordnung von bands/künstlern nach diesen merkmalen würde zu den (wie ja auch im text beispielhaft genannt) üblichen 10 verdächtigen führen ;-)

Das wäre allerdings auch mein Ansatz. Ich sehe es so, dass es immer einen Kernbestand an Künstlern, Alben und Singles gibt, die ein Genre oder Pop-Phänomen definieren. Je erfolgreicher es wird, desto unübersichtlicher wird es und desto mehr zerfasert es an den Rändern, bis man das Gefühl hat, der Begriff würde nichts oder alles bezeichnen.

Auf Wikipedia wird eine Kritikermeinung zu „Hunky Dory“ zitiert, die ganz gut zusammenfasst, was ich unter Glam verstehe: „a kaleidoscopic array of pop styles, tied together only by Bowie’s sense of vision: a sweeping, cinematic mélange of high and low art, ambiguous sexuality, kitsch, and class.“ Diese Formulierung finde ich noch treffender als die von MarBeck zitierte Checkliste.

Für mich sind die definierenden Künstler des Glamrock jene, die einer künstlerischen Idee folgten, bei der sie die Grenzen zwischen Innovation und Mainstream, zwischen gutem und schlechtem Geschmack verschwimmen ließen – und auch das Spiel mit Androgynität und uneindeutiger sexueller Orientierung war grenzgängerisch. Das unterschied Glam von dem, was sonst Anfang der 70er Jahre Rockmusik ausmachte. Glam brachte damit den Pop zurück in den Rock. Das erkennt man auch an dem hohen Stellenwert von Singles. Rock war inzwischen eine Albenmusik geworden, aber bei Bowie, T.Rex und Roxy Music (und die sehe ich als die „Dreifaltigkeit“ des Glamrock) waren Singles genauso wichtig wie Alben. Zum inneren Kreis gehören für mich dann auch Bands wie Sparks und Cockney Rebel, die Glamrock ebenfalls als Gesamtkunstwerk betrachteten.

Zum weiteren Kreis rechne ich dann Bands wie Slade oder ab 1973 Sweet, deren Sound und Look eben gut dazu passte, die aber (nach meinem Eindruck) nicht allzu viel „ideologischen Überbau“ hatten (ich mag mich täuschen), sondern einfach Spaß haben wollten. Wobei es jemandem wie Noddy Holder auch einfach physisch nicht gegeben war, so etwas wie Androgynität und sexuelle Ambivalenz auszustrahlen … ;-)

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