Re: Pressemappe

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beatnik180

Registriert seit: 06.06.2005

Beiträge: 1

Hallo,

ich bin der „Mann“ aus Treptow der im Artikel der Süddeutschen zitiert wird.
Ich möchte, nachdem ich die Ausführungen von „Sido“gelesen habe folgendes
feststellen:

Ich war selber ziemlich schockiert als ich lesen musste was der
Autor der SZ da fabriziert hatte. Das Interview mit mir fand per Telefon statt,
die Zitate insbesondere das mit dem “ abstechen “ wurden vollkommen aus
dem Kontext gerissen und so auch nicht gesagt. Auch das Treptow in den letzten Jahren “ Nationale Avantgarde “ in Sachen HipHop war ist mir neu.
Von diesem eindimensionalen in allen Bereichen mehr als schlecht recherchierten und inhaltlich oft nicht nachvollziehbaren Artikel möchte ich mich also mit größtem Abstand distanzieren ! Leider habe ich ihn vor der Veröffentlichung nicht mehr zum gegenlesen bekommen, was bei anderen Zeitungen eigentlich Standard ist.
Vielmehr habe ich den Eindruck hier zur Stimmungsmache benutzt wurden zu sein. Da ich nicht der einzige bin, der von solcher Art „Berichterstattung“ betroffen ist werden Justus ( MOR ) und ich eine Stellungnahme dazu veröffentlichen. Das die SZ diese druckt ist unwahrscheinlich deshalb versuchen wir diese im „Backspin“ zu posten.
Ich möchte noch bemerken, daß ich mich auf Grund meiner Arbeit als Straßensozialarbeiter sehr differenziert mit dieser Thematik auseinandersetzen (muß ).
In der Backspinausgabe vom August 04 ist ein Artikel über eine Podiumsdiskussion zur Thematik zu lesen, die ich gemeinsam mit einem Kollegen damals organisierte. Teilnehmer waren unter anderem Markus Staiger,
Fuat und DJ Zett. Die seit Jahrhunderten geführte leidliche Diskussion über was darf Kunst und was nicht ist dabei nicht meine Herangehensweise. Ich bin
kein Musikwissenschaftler sondern kann lediglich die Erfahrungen im Rahmen meiner Arbeit als Jugendsozialarbeiter wiederspiegeln. Eine dieser ist nun mal auch, das Kids die bisher keinen Bezug zur „Hip Hop Szene“ hatten und erst auf Grund der gestiegenen Popularität der Protagonisten dazu kamen den Battlerap in seinem Ursprung oft nicht nachvollziehen können und gereimten oftmals eine höhere Authenzität andichten als tatsächlich vorhanden. Fakt ist auch, daß die Gewalt in meinem Bezirk seit aufkommen der ersten „Mainstreamgangs“ eine andere Qualität ereicht hat. Ging diese bisher vorwiegend von meist rechtsorientierten Jugendlichen aus und richtete sich gegen Minderheiten und Andersdenkende, so fand in den letzten drei Jahren eine Art „entpersonalisierung “ dieser statt.
Selbst als „unauffälliger, normaler“ Jugendlicher muss ich damit rechnen Opfer zu werden. Des weiteren wurden Konflikte unter rivalisierenden Jugendlichen
häufiger mit dem Messer „gelöst“. Ein Todesfall war denn auch der Anlaß für die Podiumsdiskussion. Das die Ursachen dafür natürlich nicht dem Battlerap zu zuordnen sind ist klar. Der Battlerap beschreibt oder/ und überzeichnet ja nur das was in unserer Gesellschaft bereits vorhanden ist. Vielmehr ist es die Summe aus einer vielzahl Faktoren und entspringt nicht zuletzt der Dynamik einer individualisierten Gesellschaft die den Kids immer weniger Anreize schafft Perspektiven und Visionen für ihre Zukunft zu entwickeln und sich mit ihrem Status als Jugendlicher in Deutschland aus einander zu setzen.

Beste Grüße

Olaf

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