Re: Jimi Hendrix

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gypsy tail windDein Einwand geht nicht gegen mich – das ist mir schon klar! Und meine Frage geht an Bgigli mit der Bitte um Erläuterung!

Puuh, schwierige, aber berechtigte Frage! Du hast natürlich recht mit der rhetorischen Frage, ob er nicht auch auf dem weißen Markt erfolgreich gewesen wäre, wenn er vorher auf dem R&B-Markt erfolgreich gewesen wäre. Mein „WEIL“ bezieht sich auf die diffuse Behauptung, die sich auch durch Charles Shaar Murray’s Hendrix-Buch zieht, dass Hendrix mit einer Gitarrenhelden-Musik den Durchbruch auf dem „weißen“, enorm expandierendem Rockmusikmarkt geschafft hat, die zwar wie alle zu dieser Zeit populäre Rockmusik ihre „schwarzen“ Wurzeln hatte, aber unverkennbar auf den „weißen“ Markt zielte! Chas Chandler, der seine „weißen“ Begleitmusiker, Redding und Mitchell, organisierte, hatte sein sowohl musikalisches, virtuoses als auch sein Showtalent deutlich erkannt und schickte ihn in’s Rennen gegen Clapton, Beck, Townsend und Co. mit einer Musik, deren „schwarze“ Wurzeln in ähnlichem Verhältnis zu hören sind wie in der der zitierten schon etablierten „weißen“ Helden der aufkeimenden Gegenkultur. Soll heißen, diese Musik war vom Produzenten durch die Besetzung so konzipiert, dass sie auf dem „weißen Markt“ erfolgreich sein konnte und musste. Hendrix‘ exotisches Aussehen und seine unglaubliche Offenheit gegenüber der neuen „weißen“ Popmusik kam diesem Konzept entgegen und führte dazu, dass er sich zumindest zu Beginn seiner Karriere eben nicht wie in einer Zwangsjacke fühlte, die er in bis dato „schwarzen“ Bands immer gefühlt hatte, weil seine „weißen“ Vorbilder wie Dylan und Clapton in diesen Kreisen eben nicht so akzeptiert wurden, wie er sich das gewünscht hätte. So wurde er mit einer konzeptionell ausschließlich (!) auf dem weißen Massenmarkt erfolgreichen Musik zum Superstar, WEIL sie dasselbe Publikum bediente wie Beck, Clapton und Co. und das war kein „schwarzes“ sondern ein „weißes“ Publikum. Deshalb mein „WEIL“!
Hendrix wurde ja in „schwarzen “ Kreisen erst überhaupt als ernstzunehmender Musiker wahrgenommen, als er längst ein absoluter Superstar war und man partout um ihn nicht mehr herumkommen konnte, was sich natürlich in diversen politisch motivierten Vereinahmungsversuchen zeigte, denen er allesamt skeptisch und zögerlich gegenüberstand. Was ich ja an Hendrix‘ Person immer und bis in alle Zeiten unglaublich sympathisch und liebenswert finde, ist sein absoluter und völlig unspektakulärer Antirassismus, dessen Abdruck sich ja auch in seiner Musik finden lässt, obwohl sie eine so „weiße“ Färbung hat. Aber wie gesagt, das sind nur Gedanken von mir zu einem Buch, was ein kluger und recherchefreudiger Autor wie Murray einer ist, mal schreiben sollte. So bleibt es reine Spekulation und, wie ich finde, diskussionswürdiger Stoff!

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