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da ich den Post zeitgleich gemacht hatte, und er sich themtisch ganz gut ergänzt, hoffe ich, es ist ok, wenn ich ihn nicht zurückhalte…
Dodo Marmarosa – Pittsburgh, 1958
Uptown Records (ein tolles Label, das immer wieder Schätze aus Radioarchiven etc. buddelt.)
1. Introduction by Dodo Marmarosa (Pittsburgh, Pa., June 17, 1995)
Recorded at Midway Lounge, March 5 or 6, 1958
Dodo Marmarosa (p); Danny Mastri (b); Henry Sciullo (dr)
2. Moose the Mooche
3. Always
4. Cheek to Cheek
5. Robbins‘ Nest
6. Topsy
7a. Cherokee
7b. Sweet Miss theme
8. A Fine Romance
9a. Body and Soul
9b. fragment
10. Billie’s Bounce
11a. Cheers
11b. fragment
12. This Can’t Be Love
13. Sweet Miss Theme
Recorded Spring 1962 for WQED TV program, Jazz Scene
Dodo Marmarosa (p); Danny Conn (tp); Carlo Galluzzo (ts); Jimmy DeJulio (b); Chuck Spatafore (dr)
14. Horoscope. Virgo movement
15. Oblivion
16. Dodo’s Blues (Marmarosa)
Recorded Mar. 1956, Stephen Foster Memorial Hall
Dodo Marmarosa (p); Johnny Vance (b); Chuck Spatafore (dr)
17. I’ve Never Been in Love Before
Recorded Nov. 8, 1957, Wayne Pazcuzzi Studio
Dodo Marmarosa (p); Danny Conn (tp); Buzzy Renn (as); Jimmy DeJulio (b); Chuck Spatafore (dr)
18. You’re My Thrill
19. Dodo’s Blues
Wo wir grad von Bebop Pionieren sprachen, dachte ich, auch Dodo Marmarosa (1925-2002) muss erwähnt werden. Wie Haig, Jordan und die anderen war er ein wichtiger Pianist in den frühen Jahren des Bebop. Ab den fünfziger Jahren hörte man – bis auf eine letzte Serie von Alben, die er Anfang der sechziger Jahre in Chicago aufnahm – nicht mehr viel von ihm (wobei in seinem Fall, etwas atypisch, psychische Probleme die Ursache waren). Die Cd Pittburgh 1958 von Uptown Records schließt ein Stück weit diese Lücke in seiner Diskografie, hier wurden Live Mitschnitte aus den Jahren 1956-1962 zum ersten Mal veröffentlicht.
In erster Näherung könnte man mal sagen Marmarosa war der JS Bach unter den frühen Bebop Pianisten der lyrischen Schule… also: bei einem reineren Bud Powell Stil – wie in Powell selbst gespielt hat – der ja irgendwie von alleine sehr stark auf klar definierten Achtellinien basiert kommt Bach irgendwie natürlicher ins Spiel als wenn man ein Lyriker wie Al Haig ist… Man könnte auch sagen Marmarosa steht zwischen Haig und Powell.. ist sicherlich auch was dran – ist aber nicht die ganze Wahrheit. Irgendwas an der Musik ist wirklich sehr barock und ich kann es nicht in Worte fassen – aber es ist bei Powell so nicht da… Dass alles ein bißchen klingt als würden da so Prozesse ablaufen, das ist sicherlich das eine. Aber da ist noch ein kleines bißchen mehr, irgendwas in der Art wie die Melodien laufen… Jedenfalls fordert mich diese Musik eine deutliche Spur mehr als alles von Haig und Duke Jordan ohne dafür Schönheit aufgeben zu müssen. Sie ist irgendwie rhythmischer, hat aber aber auch faszinierend inkohärente, überraschende Momente… tolle Musik also. Die Klangqualität ist nicht sooo toll, die Bänder sind etwas ausgeleiert – aber die Musik ist auch wirklich eine spur toller als Marmarosas Alben von 1962 würd ich sagen… noch nicht ganz so mechanisch, ein bißchen flexibler… das mechanische war zu dieser Zeit noch mehr eine von mehreren Sachen in Marmarosas Trickkiste… Die ersten 13 Stücke sind teilweise Solo, teilweise Trio, aber auf allen steht Marmarosa sehr stark im Vordergrund… Sozusagen als Bonus gibt es ein paar Tracks im Quintet von 1962. Seltsame Musik ist das, nicht die besten, aber fast sicher die interessantesten Tracks hier. Irgendwie so, als hätte jemand zu Marmarosa gesagt, „Komm wir machen mal was Moderneres, harmonisch farbigeres, 6/4 Takt, und so, mit arrangierten Bläsern…“ aber die beiden Bläser klingen absolut nicht, als hätten die jetzt den ganzen Tag Coltrane gehört, die klingen mehr so niedlich, wie aus der Vergangenheit, alte Sounds, wie man sie im echten Bebop kaum gehört hat (bild ich mir ein – vielleicht hab ich sie dort auch überhört), mehr so Swing to Bop. Aber mit einer tollen Abgeklärtheit, ein bißchen wie die beiden Sträflinge, die auf der Elmo Hopes Riker’s Island Cd Trompete und Saxophon spielen… Eine hochgradig lohnende CD! (als Bonus hat man noch wie sich Marmarosa am anfang als „MIKE Marmarosa“ vorstellt… er scheint sich mit „Dodo“ wohl nicht sehr identifiziert zu haben.)
Audiophiles Vinyl hiervon gibt es nicht, aber die Cd glänzt mit einem Weltklasse-Booklet, unter anderem mit einem Marmarosa interview aus dem Jahr 1995. Wer ungern Cds kauft kann sich das hier auch als Buch mit beigelegter Cd denken.
Stream des Albums bei Lastfm
Mein Song des Tages „I’ve got news for you“ von 1946 mit Marmarosa an Gesang und Klavier
Eine schöne Thesis über den Jazz in Pittburgh
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