Re: Handpicked Treasures Of Jazz

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gypsy-tail-wind
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Und nun nach meinem Fauxpas mal eine kleine richtige Wortmeldung in dieser Diskussion…

Ray Brown – Something for Lester
(rec. 1977, rel. 1978, Contemporary CR S7641, CD: Universal/OJCCD 412-2)

Cedar Walton (p), Ray Brown (b), Elvin Jones (d)

1. Ojos De Rojo
2. Slippery
3. Something In Common
4. Love Walked In
5. Georgia On My Mind
6. Little Girl Blue
7. Sister Sadie

Ein schönes Trio-Album mit Cedar Walton und Elvin Jones. Brown und Jones mögen auf dem Papier eher unwahrscheinlich klingen, Browns satter Ton, weich und mit vielen „Slides“ gespielt fügt sich jedoch sehr gut in Elvins swingende Rhythmen ein, Brown steht gewissermassen als Fels in der Brandung, Elvin umspielt und umgarnt den Beat wie immer. Walton nimmt seine Rolle zurückhaltend wahr. Als Eröffnung spielt das Trio seinen Klassiker „Ojos de Rojo“, es folgt Browns „Slippery“ und darauf ein zweites Walton-Original, „Something in Common“, ein typisch gutes Walton-Stück mit klaren Strukturen und diesen rhythmischen Akkord-Schichtungen, wie man sie bei ihm oft hört.
Danach geht’s weiter mit Standards, Gershwins „Love Walked In“ wird im „Two-Beat“-Stil vorgetragen, wie ihn das Miles Davis Quintett perfektioniert hat, „Georgi on My Mind“ wird von Brown eingeführt und danach mit einem fetten Groove als eine Art „Walking-Ballade“ gespielt, wobei Elvin sich sehr zurückhält, bis das Trio in Doubletime wechselt und Walton ein perlendes Solo spielt. „Little Girl Blue“ wird als Ballade von Ray Brown getragen sein warmer grosser Ton kommt sehr schön zum Tragen, Walton begleitet zeitweise mit Ellington-Anklängen, Jones wieder sehr zurückhaltend. Zum Abschluss Horace Silvers „Sister Sadie“, das Thema bietet sich an für Browns Bass! Nach einem swingenden aber nie klischiert funkigen Solo von Walton spielt Ray Brown ein fettes Solo, dann wieder Walton und Elvin legt richtig los, Brown lässt seinen Bass schnarren, zum Schluss Akkord-Passagen von Walton und dann wieder das Thema. Sehr schön, Elvin Jones mal wieder im Trio zu hören (fällt mir spontan nur grad PREMINADO von Barry Harris ein, neben dem sowieso ungewöhnlicheren SUNSHINE OF MY SOUL von Jaki Byard).
Mit Lester ist übrigens Les Koenig gemeint, der Gründer und langjährige Produzent von Contemporary Records, der 1977 verstarb.
Produziert wurde das Album gemeinsam von Lester und seinem Sohn John Koenig, für den Sound war wohl v.a. Roy DuNann zuständig (seine Aufnahmen stehen denen RVGs in nichts nach), obwohl die CD auch die beiden Koenigs aufführt.

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