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Album # 32
Maceo Parker – Roots Revisited
Minor Music MM801015
Maceo Parker – as
Fred Wesley – tb
Pee Wee Ellis – ts
Don Pullen – org
Rodney Jones – g
Bill Stuart – dr
+ Vince Henry – as / Bootsy Collins – bg (Track 1)
New York / Cincinnatti 1990
Them That Got (Ray Charles) 3:57
Children’s World (Maceo Parker) 10:49
Better Get Hit In Yo‘ Soul (Charles Mingus) 5:41
People Get Ready (Curtis Mayfield) 5:55
Up And Down East Street (Maceo Parker) 8:11
Over The Rainbow (H. Arlen) 4:14
Jumpin‘ The Blues (McShann / Parker / Brown) 6:17
In Time (S. Stewart) 5:30
Alle 2 Jahre findet in Nürnberg ein Jazz-Festival statt. Ich war schon lang nicht mehr dort. Aber 1990 zum Drittenmal. Full-Time Programm ! Zweiduzend Interpreten. Dauerkarte billig. Vieles hochkarätig. Hatte mir im den Vorjahren schon gedacht, dass die Latenight-Konzerte, die an unterschiedlichen Auftrittsorten stattfinden sowohl ein Geheimtip sind als auch deutlich erdiger sind als manche sonstigen Intellektuellenacts. Also hin zu Maceo Parker, den ich zuvor überhaupt nicht einordnen konnte.
Das Album Roots Revisited war damals niegelnagelneu auf dem Markt. Ich hab es mir natürlich mitgenommen und danach nach Besprechungen im Jazz Forum, in Audio, in Stereoplay gesucht. Und dann war mir alles ziemlich klar:
Maceo Parker war schon bei legendären Shows von James Brown als Leadsaxophonist der Horny Horns dabei. Das Solo über Papa’s Got A Brand New Bag stammt zB von ihm. Danach holten sich George Clinton oder Bootsy Collins mit ihren verschiedenen Formationen immer wieder Maceo oder gleich die ganzen Horny Horns. Und dann kam 1990 seine eigene Scheibe Roots Revisited. Der Name war Programm – er wollte sich auf die Roots seiner Funk und Soul – Projekte zurückbesinnen. Und das ist nun mal Jazz, undzwar der von der wuchtigen Sorte – womit wir wieder mal beim Hardbop wären.
Das Album beginnt mit dem etwas hektischen „Them That Got“. Aber gleich das danach kommende Chirldren’s World. Des is mei Musi !. Langsam dahinschleichend beginnend, eine dezente Orgel im Hintergrund. Viel Freiraum für melodiöse Improvisation ohne Muckertum und die Bläser sind die spielenden Kinder, die mal harmonisch zusammen sind, mal streiten. Drums oder Orgel sind die Eltern, die umsichtig immer ein Auge drauf haben, dass alles in Bahnen bleibt. Ein nahezu endlos strömender Track, den ich allen empfehlen kann, die im Rock-Bereich die Endlosschleifen von Grateful Dead oder den Allmans schätzen, sich aber an Jazz-Dinge herantasten wollen. Wenn ich mich recht erinnere wurde Children’s World damals auch live ausgiebigst zelebriert. Im dritten Track wird dem Mingus-Klassiker „Better Get Hit In Your Soul“ mit einer frischen Horny Horns Manier neues soulfules Leben eingehaucht. Track 4 – Mayfields „People Get Ready“ ist dann ebenfalls wieder so ein Song, der kaum kaputtbar ist. Wird nicht ganz so groovend dargeboten wie Track 2. Aber immer noch klasse. „Up And Down East Street“ ist dann wieder eine ziemlich normale Midtempo-Nummer. Die Ballade „Over The Rainbow“ funktioniert für meine Begriffe mit dem as als Lead-Instrument kaum. Lyrisches sollte der funky Maceo besser vermeiden. Jumpin The Blues ist dafür wieder eine exzellent swingende Nummer. Und dann endet das Album mit dem be bop-funkyigen „In Time“.
Was fehlt dem Album ? Eigentlich nur, dass Maceo leider das bisweilen quengelnde Altsax spielt, und nicht das Tenorsax oder gar Baritonsax. In diesem Fall will ich mal ein Auge zudrücken. Ist wahrscheinlich darin begründet, dass durch seine Zeit bei James Brown und im P-Funk das wendigere und spitzere Altsax gewünscht war und keinesfalls lyrische ausgiebige Soli.
Ach ja – der Liveauftritt, der in schwarzen Anzügen gekleideten Herren, begann damals verspätet um 1.00 Uhr und endete um 3.00. Es waren praktisch hinsichtlich hinsichtlich Gestik, Bewegung, Mimik, Kleidung so was wie 6 „Blues-Brothers“ gleichzeitig auf der Bühne …. Alles in einem kleinen Saal der mit Bierbänken ausgestattet war. Der Wirt hat kein Geschäft gemacht, weil die Menge brodelte und jedes Getränk verschüttet worden wäre. Ich weiss nicht mehr, wo ich danach geschlafen habe – obwohl ich aus genanntem Grund kein Bier trinken konnte…..
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