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Album #20
Horace Silver – Blowin' The Blues Away
Blue Note 4017
Blue Mitchell – tp
Junior Cook – ts
Horace Silver – p
Gene Taylor – b
Louis Hayes -dr
Van Gelder Studios, Englewood Cliffs, August und September 1959
Blowin' The Blues Away 4:40
The St. Vitus Dance 4:06
Break City 4:53
Peace 5:58
Sister Sadie 6:15
The Baghdad Blues 4:49
Melancholy Mood 7:04
All compositions by Horace Silver
Was Cannonball Adderley am Sax für den Hard Bop war, das war / ist Horace Silver an den schwarz-weissen Tasten
Sie sind sogar beide im gleichen Jahr 1928 geboren. Genau wie Cannoball ging Horace Anfang der 50 er nach New York. Und genau wie Cannonball erhielt Horace Silver einen Teil seiner initialen höheren Weihen durch die Zusammenarbeit mit Miles Davis Anfang der 50er.
Bereits 54 gründete er die Jazz Messengers, die viele viele Jahrzehnte als Art Blakey's Jazz Messengers in wechselnder Formation beste Alben ablieferten. Das erste Album 1954 – das ich nicht kenne – kam heraus als Horace Silver & The Jazz Messengers. Das zeigt, das er in New York durch das Umfeld von Miles Davis sehr schnell Fuss fasste und seine Name bereits 1954 etwas Wert war.
Die Bedeutung von Horace Silver ist sehr hoch einzuschätzen. Er ist praktisch Mitbegründer des Hardbop, der in den Folgejahre zunächst den Stempel Souljazz und später dann funky Jazz aufgedrückt bekam.
Blowin The Blues Away kam dann in seiner wichtigsten Quintet-Besetzung 1959 raus.
Der Opener-Titelsong beginnt sogleich mit einer Mördergeschwindigkeit in bester virtuoser Bebop-Tradition, aber trotzdem Melodiebögen, auf die sich die Beteiligten committen. Das 2. Stück ist zumindest zu Beginn ryhthmisch vertrackt. Horace und sein Piano stehen im Mittelpunkt und er bewegt sich im Stilraum zwischen Monk und Peterson, dh. näher an Peterson, aber vom Anschlag her etwas treibender – es ist ja ein Hardbop Album. Der dritte Titel Break City ist wieder ein bläserorientierter schneller Bebop-Track.
Und dann:
2 Songs aus seiner Feder, die er zu Klassikern machte: Zunächst die Ballade Peace. abwechselnd mit Piano-Dominanz sowie mit komponierten Harmoniespiel der beiden Bläser ts und tp. Sehr gefühlvoll. So ist Platz bereitet und Spannung aufgebaut für den wohl wichtigsten Horace Silver – Titel überhaupt: Sister Sadie. Es geht mit einem der 10 wichtigsten Hardbop-Hooks der Jazzgeschichte los. Später möchte das Sax teilweise noch Bebop spielen. Die Trompete kontert und fällt ihm in die Intonation und sagt „nein wir sind jetzt beim Hardbop“. Das Sax sagt OK. Und am Ende sind alle wieder Hardbopmässig zusammen. Zu diesem Titel hab ich darüber hinaus noch ein sehr persönliches Verhältnis: Als das Privatradio entstand, gab es doch in München tatsächlich eine tägliche 2-stündige Sendeinsel für Jazz. Das war die Erkennungsmelodie. Die Macher hatten Geschmack. Wie war ich stolz als ich nach Monaten entdeckte was die Titelmelodie ist.
The Baghdad Blues ist dann wieder anfangs ein recht normale hochkarätige Bebop-Nummer bevor er nach 3 von 5 Minuten doch wieder in Hardbop mutiert.
Und den letzten Song hat sich Mr. Silver einfach gegönnt. Eine gefühlvolle Ballade – ohne Bläser. Der Kontrapunkt zu der mörderischen Einleitung des Albums. Ein wohltemperierter Ausklang. Deshalb ist die LP auch einen Tick runder als die CD, auf der noch ein Bonus Track kommt.
Das Album ist ebenfalls (genauso wie das bereits gelistete Moanin von Art Blakey) ein Hardbop-Klassiker. Es gibt ja hier Einige im Forum, die eh Piano in seinen verschiedenen Schattierungen schätzen. Diese sind mit diesem Album auf der Einstiegshardbopspur, mit einem Pianoman als Leader.
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