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Anonym
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Album #2
John Coltrane – „Ascension“
Impulse! A-95, 1965
(Es existieren zwei verschiedene Versionen von „Ascension“, die nacheinander auf LP erschienen sind, da sich Coltrane nach dem Erscheinen der Erstauflage doch für die zweite Version entschied. Auf der aktuellen CD-Ausgabe (Impulse! 543 413-2) sind beide Versionen enthalten.)
John Coltrane (Tenor Saxophone)
Freddie Hubbard (Trumpet)
Dewey Johnson (Trumpet)
Marion Brown (Alto Saxophone)
John Tchicai (Alto Saxophone)
Pharoah Sanders (Tenor Saxophone)
Archie Shepp (Tenor Saxophone)
McCoy Tyner (Piano)
Art Davis (Bass)
Jimmy Garrison (Bass)
Elvin Jones (Drums)
28. Juni 1965, Van Gelder Recording Studio, Englewood Cliffs, New Jersey
Tracks:
1. Ascension – Edition II 40:23
2. Ascension – Edition I 38:31
Für die einen mag es purer Krach oder anarchischer Lärm sein. Für andere die beseelteste Musik to grace the face of this planet. Fest steht, dass „Ascension“ ein monumentales Werk des Free Jazz ist – ob nun als ewiges Hassobjekt oder mit Superlativen bedachtes Meisterwerk, das jeden Zuhörer, der ihm mit Ausdauer und einem offenen Ohr begegnet, über kurz oder lang belohnen und um Worte ringend zurücklassen wird. Dieses Album ist so facettenreich und komplex, dass es bei jedem erneuten Hören scheinbar anders klingt und so ständig neue Hörefahrungen und Assoziationen liefert.
„Once, as I was listening to Ascension, I went into a kind of trance and saw myself flying over Africa. I could feel the spirit of the entire continent and it's pulsating, teeming life; I could hear African music and Coltrane's music simultaneously. But I couldn't see the people; only the jungle and savannas, even though I was no more than fifty feet above the ground. It was John Coltrane's music that carried me there, as if he was leading me by the hand.“ (John McLaughlin)
Vergleiche mit Ornette Colemans „Free Jazz“ Album von 1960 mögen zunächst logisch erscheinen (so ging es mir zumindest), mit der Zeit allerdings entwickelt „Ascension“ eine eigenständige Größe, die mit keinem anderen Album zu vergleichen ist. Zudem ist „Ascension“ von beeindruckender Zeitlosigkeit. Obwohl diese Platte ein Kind ihrer Zeit ist, klingt sie niemals antiquiert oder „outdated“. Was Coltrane mit diesem Werk vermitteln will, scheint in seiner Bedeutung und Aktualität zeitlos zu sein. Allein schon in dieser Hinsicht war Coltrane seiner Zeit meilenweit voraus. „Ascension“ gehört für mich zu den aufregendsten musikalischen Entdeckungen, die ich je gemacht habe. Jeder kann Zugang zu dieser Musik finden, denn „Ascension“ ist nicht die Art von Musik, die nur von selbsternannten Jazz-Experten „verstanden“ werden kann oder mit kühlem Kopf seziert werden sollte. „Ascension“ spricht nicht den Intellekt, sondern die Seele an. Give it a try!
Es ist schwierig über Coltrane und speziell über Alben wie „A Love Supreme“ oder eben „Ascension“ zu schreiben, ohne dabei ins pathetische oder gar esoterische abzudriften. Darum schließe ich mit einem Zitat von Albert Ayler: „John war ein besucher auf diesem Planeten. Er kam in Frieden und ging in Frieden. Aber während er hier war, versuchte er, neue Ebenen des Bewusstseins, des Friedens und der Spiritualtität zu erreichen. Deshalb betrachte ich die Musik, die er spielte, als spirituelle Musik – als Johns Bemühen, näher an seinen Schöpfer heranzukommen“.
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