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Mr. BadlandsFür mich ist „Chinese Democracy“ schon eine große Überraschung. Ich gebe Dir Recht, die Axl Songs auf den beiden „Illusions“ bilden die Grundlage oder das Fundament, für die neuen Songgebilde und es sind auch parallelen erkennbar. Aber, die „Illusions“ bedienten doch fast die gesamte MTV Generation damals, d.h. sie beinhalteten meiner Meinung viel mehr „mainstream“ und verwiesen viel öfter auf „klassischen Rockklischees“, als es die „asiatische Ausgabe“ heute tut. Hier sind die musikalischen Grundlagen von damals nur noch vage zu vernehmen. Schräge Gitarren-Soli a la King Crimson (und ich liebe viele Crimson Sachen ;-)), dazu eine Vielschichtigkeit in Melodie, Rhythmus und Effekten, das fordert viele Rockfans mit Sicherheit viel mehr als die „Illusions“. Von daher wird das Album auch einige Fans abschrecken. Ich habe mittlerweile an die 20 Durchgänge hinter mir…und habe viele Songs immer noch nicht vollständig aufgesogen, d.h. es gibt immer noch so viele Details, die mir nach und nach erst auffallen.
Das ist natürlich richtig. Die gesamten Rahmenbedingungen waren 1991 völlig anders als heute. Den Aspekt fand ich in Diedrich Diedrichsens Chinese Democracy-Rezension in der Süddeutschen ganz interessant. Diesen Mainstream, den GNR zu dieser Zeit vor allem durch ihre visuelle Omnipräsenz im noch globalen MTV dominierten, gibt es ja praktisch nicht mehr. Das real gewordene „Sex, Drugs & Rock n´Roll“-Klischee der späten 80er waren sie aber zu Illusion-Zeiten nur noch bedingt, finde ich. Axl war da schon längst einen Schritt weiter, als der Rest der Band. Weg vom Sunset Strip, im monumentalen Rock-Olymp. Vermutlich konnten sie auch nur deshalb als konkreter Gegenentwurf von Nirvana „Smells Like Tenn Spirit“ überleben. Im Zentrum der ganzen Produktion stand ja die Umsezung seiner schon recht abgehobenen wie großartigen Del James-Trilogy und die damit fast auf schizophrene Weise verquickte Stephanie Seymour-Obsession. Das war eigentlich schon alles viel mehr over the top als es Chninese Democracy jetzt ist. Aber ich weiß schon was du meinst. Musikalisch war es noch ein klassisches Rockalbum (vor allem bedingt durch das Mitwirken der restlichen Band) mit wesentlich weniger Experimenten. Ich verstehe nur die Verwunderung vieler über diese Entwicklung nicht so ganz. Axls Vorliebe für Industrial-Sounds war seit My World, spätestens seit Oh My God bekannt, dass Slash & Co nicht mehr an Bord sind ebenso und der Hang zu opulenten Megaballaden und Elton John-Piano findet ja hier eine einfache Fortsetzung.
nail75Wie kann man eigentlich einem Album ***** geben, dass – und von den meisten wird das ja auch nicht bestritten – mit einem ganz schwachen, fast unhörbaren Song anfängt?
Unhörbar? Für wen? Ich mag das Riff, den mechanischen Gitarensound, Bucketheads Solo und Axls tiefen „It´s so easy“-Vocals, die im Vergleich zu restlichen Album eher rythmisch als melodisch angelegt sind. Wo ist das Problem mit dem Song? Mein liebster Rocker auf dem Album.
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