Re: Comic-Empfehlungen

#2701473  | PERMALINK

latho
No pretty face

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Und als Bonus…

Mills/Bisley – Slàine: The Horned God

Wie zeichnet man Gewalt? Ein stilles Bild? Viele Bewegungsstriche? Oder läßt man sie ganz weg? Eine wichtige Frage, wenn man Pat Mills Slàine illustrieren will. Mills Saga um den mythischen irischen Kämpfer/Raufbold/Supermacho ist an die Saga von Chuchulain angelehnt und dementsprechend viel Blut fließt durch die Seiten. Die Geschichte (in 2000AD erschienen) umfasst mehrere Bände (einige von Glenn „Detailfetischist“ Fabry gezeichnet), für die Geschichte des Aufstiegs Slàines zum irischen König (mittels vier magischer Artefakte, aber das ist alles nicht so wichtig) holte sich Mills Simon Bisley an Bord. Und strengte sich bei der Geschichte wirklich an: grimmiger Humor (bei den Kelten wird derjenige den Kriegsgöttern geopfert, der als letzter zum Kriegszug erscheint – die Chance für „bin ich etwa zu spät“-Witze) und den netten Kunstgriff, dass die Geschichte in der Geschichte von dem widerlichen Zwerg Ukko erzählt wird, selbsterklärter bester Freund von Slàine (Slàine: „Wenn wir hier rauskommen, bringe ich dich um“), der trotz fortgeschrittenen Alters immer noch auf Frauen, Geld und Bier hofft. Sobald es zum Kampf kommt, tobt Ukko mit der Feder in der Hand über die Seiten („Hack…Slay..,Screaming…Blood…Maim…Dismbowel“) oder hadert mit dem Gott der Schreiberlinge. Ich will nicht wissen, wieviele Fans bei Autogrammstunden Mills Gesicht mit dem Ukkos verglichen haben…
Bisleys Stil zwischen Corben und Sienkiewicz mit der Dynamik auf Anschlag passt wie die Faust auf’s Auge (Entschuldigung). Wenn Slàine in den Berserkergang verfällt, verformt sich sein Körper ob der Gewalten zu einem überirdischen Konstrukt, das nur noch entfernt an einen Menschen erinnert. Bei Kämpfen fliegen die Fetzen, Blut verwischt das Bild und gelegentlich fliegt ein Kopf durch die Gegend. Frage beatwortet: so malt man Gewalt.
Sicherlich kein Kandidat für die Aufnahem in den Pantheon der E-Kultur (aber da dürfen Comics im allgemeinen sowieso nicht hin), aber ein Riesenspass. Und ein Comic, der Dynamik abbildet, übertreibt und das Gefühl hinterläßt, dass man das Buch im Regal zwischen zwei wirklich schwere Bände stellen muss.

Wie üblich gibt es von Titan einen Sammelband, der sollte auch erhältlich sein. Schöner Druck, nur das Lettering läßt etwas zu wünschen übrig.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.