Re: Das Schlagzeug im Jazz

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gypsy-tail-wind
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Momentan laufen irgendwie alle Threads aus dem Ruder und überall geht’s plötzlich um Allgemeines… aber egal, zur Technik: In welchem Masse sie prägend für die Spielweise sein soll, darüber gehen die Meinungen wohl weit auseinander. Als Daumenregel halte ich es damit, dass sie nie Selbstzweck sein sollte sondern ein blosses Mittel zum Zweck. Das wiederum führt in vielen Fällen zur Unvergleichbarkeit verschiedener Musiker – ist Hank Mobley schlechter als John Coltrane? Völlig falsch gestellte Frage, denn eigentlich geht’s darum: setzt Hank Mobley seine eigenen technischen Möglichkeiten so in Musik um, dass ein Ganzes entsteht, das Sinn macht, das etwas rundes und in sich gültiges ergibt, oder eben nicht. Es gibt Musiker mit (scheinbar) limitierteren technischen Fertigkeiten, denen es aber durchaus gelingt, etwas gültiges zu produzieren – dazu mag man Blakey von mir aus zählen, ich halte ihn rein vom technischen her auch einem Roach oder Elvin oder Philly Joe für unterlegen, aber eben: was macht das schon aus? Blakey hatte seine Messengers, er trieb sie zu Höchstleistungen, stachelte sie an, sorgte für einen fetten guten Swing… und dafür war sein Spiel perfekt.

Eine Fusznote, wenn ich schon dabei bin: ich mag ja mittlerweile Oscar Peterson gerne. War bis vor ca. 1,5 Jahren ganz anders… er oder Phineas Newborn sind wohl Leute, bei denen viele Hörer die Technik als übermässig im Vordergrund stehend wahrehmen, vielleicht – hélas! – gehört da auch Art Tatum dazu… aber das muss am Ende jedeR mit sich selber ausmachen!

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