Re: Album des Tages

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tina-toledo
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Nada Surf– The Weight Is A Gift

Wirkt alles auf den ersten Blick, wie schon beim Vorgänger „Let Go“, eher unspektakulär, allenfalls “ganz nett”. Doch auf überraschende, zauberhafte Weise entfaltet sich auch hier die volle Schönheit der Songs erst nach mehrmaligem Hören. Was eigentlich offensichtlich simple und eingängige Melodien sind, und nicht von radiohead-sker Komplexität zu zeugen scheint, reift und entwickelt sich mit der Zeit zu etwas Magischem, nur noch schwerlich in Worte zu fassendem. Ebenso schwer sind Nada Surf in eine Schublade zu stecken. Man denkt oft an Teenage Fanclub, an Death Cab For Cutie (deren Sänger und Produzent übrigens auch hier hinter den Reglern saß), nicht selten sind typische Macca-Harmonien zu hören. Doch was ist dies nun genau? Indie-Rock, Indie-Pop, Brit-Pop? Rock-Pop? Egal, schön ist es. Und es reift. Wer dieses Album folglich nach einmaligem Hören abschreibt, verpasst einiges. Songs von mal atmosphärischer Dichte („Do It Again“), mal spärlich instrumentierter Melancholie mit überraschenden Akkordfolgen („Your Legs Grow“), mal spaßiger, aber nie ins Belanglose abdriftender Surf-Pop („Blankest Year“), Lebensweisheiten („Always Love“, „All Is A Game“), sublime Melodien und Ohrwürmer en masse. Bindeglied der diversen Elemente ist dabei Matthew Caws´ klare und helle Stimme, sie liegt sanft gebettet auch auf lauteren, dichteren Gitarrenparts. Dem Vorgänger kann es nicht ganz das Wasser reichen – dafür fehlen „The Weight is A Gift“ die ganz großen Songs wie „Paper Boats“ oder „Blizzard Of 77“ – , es ist dafür jedoch ein Stückchen geschlossener. Eins der hübschesten, sympathischsten und unterschätztesten Alben des vergangenen Jahres.

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