Re: Abdullah Ibrahim

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gypsy-tail-wind
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Himmeltrauriger Thread hier… so viele dümmlich-ahnungsarme Klischees hab ich bisher selten an einem Ort angetroffen. Ein Körnchen Wahrheit mag am einen oder anderen dran sein, aber Ibrahim hat in seiner langen Karriere nicht nur Jazz gemacht, der niemanden stört und Sekretärinnen erfreut, er hat auch grossartiges zustande gebracht.

Von den frühen Aufnahmen höre ich gerne ab und zu die Verse 1 der Jazz Epistles; neben Ibrahim am Piano waren das Hugh Masekela (t), Jonas Gwangwa (tb), Johnny Gertze (b) Makaya Ntshoko (d), sowie der grossartige Kippie Moeketsi (as).

Mit Gertze und Ntshoko trat Ibrahim in den 60ern in Europa im Trio auf – in Kopenhagen entstanden ein paar Aufnahmen. Die schönste jener Jahre dürfte allerdings „African Piano“, ein Solo Album auf Japo sein

In den 70ern entstanden dann eine ganze Reihe toller Aufnahmen mit den Saxophonisten Kippie Moeketsi, Basil Coetzee, Robbie Jansen, Duku Makasi und anderen – ins CD-Zeitalter gelangten die auf dem Label Kaz bzw. später bei Camden. „African Sun“, „Voice of Africa“, „Tintinyana“ und „Blues for a Hip King“ versammeln die Sessions, weitere ähnliche Musik findet sich auf der Compilation „Jazz in Africa Vol. 2“.

Ebenso aus den 70ern stammen Alben mit grossen Besetzungen wie The Journey und African Space Program – Musiker wie Don Cherry, Enrico Rava, Hamiet Bluiett, John Stubblefield, Cecil McBee, Roy Brooks, Johnny Dyani und Carlos Ward sind hier zu hören.

Im Duo mit Johnny Dyani entstand 1974 das wunderbare Good News from Africa. Das ist gerade so Sekretärinnenjazz, wie Bill Evans ein drittklassiger Cocktailpianist ist… also dann, wenn man nicht recht hinhören will oder kann.

Carlos Ward spielte in den späten 70er Jahren eine wichtige Rolle in Brands Gruppe. Es enstanden zwei Live-Alben in Montreux und das Studio-Album „Zimbabwe“, alle auf Enja. Dort erschien auch ein weiteres Lieblingsalbum meiner Wenigkeit, Africa – Tears and Laughter. Die Mischung aus meditativen und freien Elementen, aus Traurigkeit und Groove, die da gelingt, überzeugt mich immer wieder. Ist allerdings mit Sicherheit kein Album für Brand-Neulinge. Am Saxophon ist Talib Qadr zu hören. Carlos Ward ist dann der zentrale Solist auf einem weiteren Klassiker, dem Elektra-Album African Marketplace von 1980.

Mit der Gruppe Ekaya – üblicherweise ein Septett mit drei Saxophonen und einer Posaune – entstanden in den 80ern schöne Alben wie African River. Mitglied von Ekaya waren u.a. Howard Johnson, John Stubblefield, Ricky Ford, Buster Williams, Ben Riley, Charles Davis, Cecil McBee und Carlos Ward.

Dann – aber erst dann – beginnt Ibrahims Musik für mich allmählich langweiliger und über weite Strecken vorhersehbar zu werden. Das Trio mit Belden Bullock und George Gray ist fürwahr keine besonders umwerfend agierende Truppe. Auch die letztjährige Tour mit einer neuen Version von Ekaya, die um das Trio herum aufgebaut ist, hat mich nicht komplett zu überzeugen vermocht. Solo allerdings ist Ibrahim definitiv einen Konzertbesuch wert.

Und aus der grossen Masse von CDs, die seit den 90ern erschienen ist (noch immer bei Enja) möchte ich noch eins besonders hervorheben – für mich eins der schönsten Piano-Trio-Alben der letzten Jahre, Yarona. Es wurde 1995 live im Sweet Basil in New York aufgenommen mit Marcus McLaurine (b) und George Johnson (d), die sehr viel lebendiger agieren als das übliche Trio und Ibrahim zu grossartigem Spiel inspirieren.

Dies als kleine tour d’horizon, die Ibrahim keineswegs gerecht wird…

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